Während KI arbeitet, genießen wir den Feierabend? ?? Wer wünscht sich das nicht? Weniger Zeit für repetitive Aufgaben, mehr Fokus auf das Wesentliche – oder einfach mal früher Feierabend? Vermutlich ist das einer der Gründe, weshalb 75 % der Wissensarbeiter*innen bereits KI nutzen. Dabei setzen 54 % setzen in Deutschland auf Schatten-KI; 49 % würden nicht darauf verzichten, selbst wenn es verboten wäre. Bequemlichkeit – oder das Versprechen dafür – ist ein wesentlicher Treiber für Technologie-Entwicklung und Digitalisierung.
Die Zahlen aus der Studie„Chasing Shadows“der Software AG zeichnen ein klares Bild: Künstliche Intelligenz hat längst Einzug in den Arbeitsalltag gehalten – und das oft ohne offizielle Genehmigung oder Richtlinien. Während Schatten-KI ein erhebliches Risiko für Daten, Compliance und das gemeinsame Werteverständnis darstellt, birgt sie gleichzeitig enormes Potenzial für Effizienz und Innovation.
Die Herausforderung: Schatten-KI erkennen und gezielt managen
Wissensarbeiterinnen in Deutschland nutzen KI-Tools unabhängig von den internen Vorgaben ihrer Unternehmen. Für viele Führungskräfte und Entscheidungsträger*innen entsteht hier ein akuter Handlungsbedarf: Wie können Sie den Einsatz von KI nicht nur kontrollieren, sondern auch strategisch fördern? Die Antwort lautet: Nutzen Sie die Energie der Beschäftigten für Innovation in Ihrem Unternehmen.
Dafür ist es nötig, die Rahmenbedingungen für eine rechtskonforme und verantwortungsvolle Nutzung zu schaffen. Statt in „Schockstarre“ zu verfallen oder gar Schatten-KI zu verteufeln, sollten Unternehmen proaktiv den Rahmen für eine sichere, rechtskonforme und ethisch fundierte Nutzung schaffen. Dies bedeutet, den Einsatz von GenAI- und KI-Anwendungen zu öffnen und zu fördern – und dabei klare Prinzipien, Prozesse sowie Prüfpunkte zu etablieren.
Corporate Digital Responsibility als Leitfaden für den sicheren KI-Einsatz
Corporate Digital Responsibility (CDR) beschreibt die Verantwortung von Unternehmen, digitale Technologien ethisch, sozial und nachhaltig einzusetzen. Insbesondere im Umgang mit KI ergeben sich zentrale Handlungsfelder:
1. Transparenz und Nachvollziehbarkeit
Leitfaden: Offenlegung des Zwecks von KI-Anwendungen, verwendeter Modelle und Anbieter.
Prozess: Einführung eines Transparenz-Registers mit detaillierten Modellinformationen.
Prüfpunkte: Existiert eine nachvollziehbare KI-Richtlinie? Werden Datenquellen und Trainingsmethoden dokumentiert?
2. Bias-Reduktion in Einkauf und Betrieb
Leitfaden: Überprüfung der Einkaufs- und Betriebsprozesse auf potenzielle Verzerrungen.
Prozess: Etablierung von Kontrollmechanismen zur Vermeidung von Bias in der Lieferantenauswahl und Arbeitsabläufen.
Prüfpunkte: Werden KI-generierte Empfehlungen durch menschliche Kontrolle validiert? Existieren Diversitätsrichtlinien?
3. Datenschutz und IT-Sicherheit
Leitfaden: Sicherstellung der Einhaltung von DSGVO und weiteren Datenschutzgesetzen.
Prozess: Implementierung eines Datenschutz-Impact-Assessments (DPIA) für alle KI-Systeme.
Prüfpunkte: Werden regelmäßige Datenschutzprüfungen durchgeführt? Sind Maßnahmen gegen Cyberangriffe implementiert?
4. Mitbestimmung und Mitarbeitereinbindung
Leitfaden: Einbindung der Beschäftigten in die Entwicklung von KI-Richtlinien, etwa durch Betriebsvereinbarungen.
Prozess: Einrichtung eines internen Gremiums für KI-bezogene Entscheidungen.
Prüfpunkte: Finden regelmäßige Schulungen statt? Gibt es Feedback-Kanäle zur Optimierung der KI-Nutzung?
5. Nachhaltigkeit und Ressourcenverbrauch
Leitfaden: Entwicklung von Strategien zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks von KI-Modellen.
Prozess: Einsatz von nachhaltigen Rechenzentren und energieeffizienten Algorithmen.
Prüfpunkte: Wird der Energieverbrauch von KI-Systemen überwacht? Sind Maßnahmen zur CO₂-Kompensation definiert?
Praktische Empfehlungen für die unternehmerische KI-Strategie
Auf Basis dieser Erkenntnisse können Unternehmen folgende Maßnahmen ergreifen:
Bestandsaufnahme und Zieldefinition: Analysieren Sie, wo und wie KI in Ihrem Unternehmen sinnvoll eingesetzt werden kann. Klare Zielsetzungen helfen dabei, realistische Erwartungen zu formulieren und strategisch zu planen.
Erstellung einer unternehmensinternen KI-Richtlinie: Definieren Sie den ethischen Rahmen und die Sicherheitsstandards – von Transparenz und Datenschutz bis hin zu Einsatzbeschränkungen.
Schulung und Sensibilisierung: Schulen Sie Ihre Mitarbeitenden im Umgang mit KI-Tools. Bieten Sie Trainings zu Datenschutz, Sicherheit und ethischen Fragestellungen an, um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen.
Einrichtung von Mitbestimmungs- und Feedbackmechanismen: Fördern Sie den Dialog über KI-Nutzung im Unternehmen. Ein internes Vorschlagswesen kann dabei helfen, innovative Einsatzmöglichkeiten zu identifizieren und die Akzeptanz zu steigern.
Regelmäßige Evaluierung und Risikomanagement: Überprüfen Sie kontinuierlich Ihre KI-Systeme. Audits und regelmäßige Updates helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.
Schatten-KI als Impuls für eine innovative Unternehmenskultur
Schatten-KI ist nicht nur ein Risikofaktor – sie ist auch ein Zeichen dafür, dass der Wunsch nach Innovation und Effizienz in den Unternehmen groß ist. Indem Sie sich proaktiv den Herausforderungen stellen und Corporate Digital Responsibility als integralen Bestandteil Ihrer Strategie verankern, verwandeln Sie potenzielle Risiken in Chancen.
Setzen Sie den ersten Schritt, indem Sie klare Rahmenbedingungen schaffen und Ihre Mitarbeitenden aktiv einbinden. So stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen nicht nur sicher und rechtskonform arbeitet, sondern auch nachhaltig wächst und die digitale Zukunft erfolgreich gestaltet.
Lassen Sie uns gemeinsam den Weg in eine zukunftssichere, KI-gestützte Unternehmenskultur ebnen – bevor sich die Risiken der Schatten-KI ihren Prozessen, ihrere Unternehmenssicherheit und Reputation schaden!
Referenz : Lotzkat S, Mühlich R, Schütze B (2025) Praxishilfe zur Einführung von KI-Anwendungen. Erarbeitet von Mitgliedern aus den nachfolgend genannten Verbänden: Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), Arbeitsgruppe „Datenschutz und IT-Sicherheit im Gesundheitswesen“, Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) e. V. https://gesundheitsdatenschutz.org/download/ki_2024_vorgehen_einfuehrung.pdf
Die fortschreitende Digitalisierung bietet mittelständischen Unternehmen zahlreiche Chancen – gleichzeitig rücken Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte immer stärker in den Fokus. Bei der Beschaffung von Software ist es daher unverzichtbar, neben den klassischen Kriterien (wie Funktionalität und Kosten) auch ökologische, soziale und unternehmerische Verantwortung zu berücksichtigen. Am 16. Januar ludt die Fachgruppe Digitales des Bundesverbands nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW) Mitgliedsunternehmen zur Sprechstunde ein. Im Fokus stand das Thema „Nachhaltige Software“. Ziel war es Impulse zum Thema zu geben sowie praktische Tipps und Best Practices zu diskutieren, mit denen Unternehmen ihre Software-Beschaffung und -Entwicklung umweltfreundlicher, ressourcenschonender und zukunftsfähiger gestalten können.
Wesentliche Elemente meines Beitrags zu Beschaffungskriterien für nachhaltige Software habe ich in diesem Blogpost zusammengestellt. Damit erhalten Entscheider:innen, CIOs und IT-Verantwortliche im Mittelstand einen Überblick, welche Abwägungen zu treffen sind, um Software langfristig nachhaltig, ressourcenschonend und zukunftsfähig einzusetzen. Die Mindmap illustriert den Gesamtzusammenhang.
Nachhaltigkeit bei Software: Effizienz und Autonomie
Ein wesentlicher Bestandteil nachhaltiger Software ist ihre Effizienz im Umgang mit IT-Ressourcen. Diese Effizienz betrifft sowohl den Energieverbrauch als auch den Bedarf an Speicher- und Rechenleistung. Gleichzeitig sollte Software so konzipiert sein, dass Anwender:innen möglichst autonom agieren und über die Datennutzung selbst bestimmen können. Ein wichtiger Aspekt im Sinne der Nachhaltigkeit ist, dass eine Software nur so viele Ressourcen beansprucht, wie tatsächlich benötigt werden. Überdimensionierte Funktionen, unnötige Hintergrundprozesse oder intensive Datenübertragungen belasten nicht nur das System, sondern auch die Umwelt durch erhöhten Energiebedarf. Eine langfristige Nutzung und Weiterentwicklung der eingesetzten Lösungen wird durch transparente und gut dokumentierte Schnittstellen erleichtert. Offene Standards und ein modularer Aufbau sorgen dafür, dass einzelne Komponenten besser ausgetauscht oder an neue Anforderungen angepasst werden können. Dadurch lassen sich technische Abhängigkeiten reduzieren und Update-Zyklen kontrollierter gestalten. Software, die unabhängig von einer permanenten Internetanbindung funktioniert und auf Werbung verzichtet, senkt den ständigen Datenaustausch. Offlinefähigkeit reduziert den Energieaufwand, weil nicht fortlaufend Daten übertragen werden müssen. Werbefreiheit verhindert zusätzliche (oft unkontrollierte) Datenströme und erhöht die Autonomie der Anwender:innen, da weniger Drittanbieter-Systeme eingebunden werden.
Green IT für Ressourcen- und CO₂-Effizienz
Green IT setzt den Fokus auf die Energie- und Ressourceneffizienz in der Informationstechnologie. In der Vergangenheit lag der Fokus dabei oft auf dem effizienten Betrieb. Dabei kann auch die Auswahl von Software, die Ressourcen spart, sich positiv auf die Treibhausgasemissionen auswirken. Für Green IT gilt heute eine Cloud-Infrastruktur häufig als Mittel der Wahl, denn zentrale Rechenzentren können deutliche Skaleneffekte erzielen. Große Anbieter setzen oft auf hochoptimierte Rechenzentren, die im Vergleich zu rein lokalen (On-Premise-)Infrastrukturen effizienter und energieärmer arbeiten. So können Unternehmen ihren Energieverbrauch senken und gleichzeitig Hardware-Abfälle reduzieren, da weniger Einzelsysteme gekauft und betrieben werden müssen. Das Teilen von Ressourcen in der Cloud trägt dazu bei, die Auslastung von Servern zu optimieren. Während lokale Server häufig nur eine geringe Auslastung erreichen, wird in der Cloud eine bessere Lastverteilung ermöglicht. Dies senkt den Stromverbrauch und damit auch die CO₂-Emissionen – ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaschutz.
Zielkonflikte: Ökologische Effizienz vs. Nutzungsautonomie
Trotz aller Vorteile sollten Entscheider:innen, CIOs und IT-Verantwortliche im Mittelstand berücksichtigen, dass Cloud-Lösungen eine stärkere Abhängigkeit von externen Dienstleistenden bedeuten. Ebenso kann die Datenkontrolle eingeschränkt sein, da sensible Informationen in fremden Rechenzentren gespeichert werden. Darüber hinaus bestehen potenzielle Datenschutzrisiken, vor allem wenn die Serverstandorte außerhalb der EU liegen oder die Prozesse nicht ausreichend transparent sind. Durch eine Cloud-Strategie kann zwar häufig eine bessere Ressourcennutzung erreicht werden, doch nicht jeder Anwendungsfall eignet sich dafür. Wenn Unternehmen eine hohe Autonomie und Datenkontrolle benötigen, kann eine On-Premise-Lösung oder eine hybride Variante sinnvoller sein. Entscheider:innen und IT-Führungskräfte stehen damit oft vor einem Zielkonflikt zwischen optimierter Ressourcennutzung und dem Wunsch nach höchstmöglicher Selbstbestimmung.
Nachhaltige Digitalisierung als Gesamtstrategie: Abwägungen bei der Software-Beschaffung
Verfolgt ein Unternehmen ein nachhaltige Digitalisierung als Strategie, könnten sollten folgende Abwägungen bei der Software-Beschaffung erfolgen:
Ökologische Vorteile von Cloud-Lösungen vs. verringerte Nutzungsautonomie
Cloud-Anwendungen punkten mit Energieeffizienz und geringeren Hardware-Anschaffungen. Gleichzeitig geben Unternehmen jedoch einen Teil ihrer Entscheidungsfreiheit und Datenhoheit an den Anbieter bzw. die Anbieterin ab.
Externe Abhängigkeiten und Datenschutzaspekte gegenüber vollständiger Kontrolle bei On-Premise
Entscheider:innen, CIOs und IT-Verantwortliche müssen evaluieren, ob die vorhandene IT-Kompetenz im Unternehmen ausreicht, um eine On-Premise-Infrastruktur nachhaltig zu betreiben. Steht der Schutz sensibler Daten im Vordergrund, kann sich eine lokale Lösung anbieten – verbunden mit höheren Kosten und gegebenenfalls höherem Energieverbrauch.
Langfristige Perspektive: Software sollte unabhängig, gut dokumentiert und erweiterbar sein
Software, die auf offenen Standards basiert, modular aufgebaut ist und ausführlich dokumentiert wird, kann bei veränderten Anforderungen langfristig ohne großen Aufwand angepasst werden. Damit sichern sich Unternehmen ihre Handlungsfähigkeit für die Zukunft.
Betrachtung des gesamten Ökosystems: von Hardware und Software bis hin zu Supportbedingungen
Bei einer nachhaltigen Beschaffung sollten neben Software und Infrastruktur auch der Support, der Updateservice sowie die Verfügbarkeit von Entwicklungsressourcen berücksichtigt werden. Eine Lösung, die jetzt vielleicht weniger ressourceneffizient erscheint, könnte durch langfristige Nutzung und geringere Umstiegsaufwände auf lange Sicht umweltfreundlicher und kostengünstiger sein.
Ziel: Ein ausgewogener Ansatz, der sowohl ökologischen als auch wirtschaftlichen Nutzen generiert
Einseitige Entscheidungen zugunsten kurzer Kostenersparnisse bergen das Risiko, später hohe Aufwände in Form von Wechselkosten, Integrationsschwierigkeiten oder technischen Altlasten zu verursachen. Eine nachhaltige Perspektive berücksichtigt neben dem direkten Ressourcenverbrauch auch die langfristige Lebensdauer, Integrationsfähigkeit und Weiterentwicklung der Software.
Fazit für Entscheider:innen, CIOs und IT-Verantwortliche im Mittelstand
Eine nachhaltige Softwarebeschaffung ist mehr als nur der Griff zur vermeintlich „grünen“ Lösung. Vielmehr erfordert sie ein ganzheitliches Vorgehen, bei dem ökologische Effizienz, Autonomie und langfristige Nutzbarkeit gleichermaßen im Blick bleiben. Gleichzeitig integriert sie sich nahtlos in eine umfassende, nachhaltige Digitalisierungsstrategie, in der IT-Ressourcen optimal genutzt werden und alle Prozesse möglichst energieeffizient gestaltet sind.
Entscheider:innen, CIOs und IT-Verantwortliche sollten daher:
Softwarelösungen bevorzugen, die ressourceneffizient, modular und transparent sind.
Cloud-Optionen für ihre Energie- und Ressourceneinsparungen in Betracht ziehen, dabei jedoch externe Abhängigkeiten, Datenschutz und Datensouveränität nicht aus den Augen verlieren.
On-Premise-Lösungen dort einsetzen, wo notwendige Kompetenzen vorhanden sind und hohe Datensensibilität sowie Autonomie oberste Priorität haben.
Langfristig denken, um Wechselkosten und den ökologischen Fußabdruck nachhaltig zu minimieren.
Wer bei der Softwarebeschaffung diese Abwägungen vornimmt und in eine übergeordnete Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsstrategie einbettet, schafft die Voraussetzung dafür, dass das Unternehmen langfristig sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich erfolgreich agieren kann.
Praktische Checkliste für nachhaltigkeitsorientierten Software-Einkauf zum Download
Als Handreichung zur Umsetzung habe ich eineCheckliste für den nachhaltigkeitsorientierten Software-Einkauf entwickelt , die ich hier zum Download bereit stelle. Sie ist ein kompaktes, praxisnahes Tool, das CIOs und IT-Verantwortlichen im Mittelstand dabei hilft, ökologische, ökonomische und funktionale Anforderungen bei der Beschaffung neuer Softwarelösungen systematisch zu bewerten.
Was die Checkliste auszeichnet:
27 Fragen in kompakten Kategorien (z. B. Ressourceneffizienz, Green-IT-Aspekte, Integration in Nachhaltigkeitsstrategie), die relevanten Dimensionen abdecken.
Klare Ja/Nein-Kriterien für schnelle Einschätzung, ergänzt durch Bemerkungsfelder für individuelle Anmerkungen.
Umfassende Betrachtung von Cloud- und On-Premise-Optionen, CO₂-Bilanzen, Datenschutz sowie langfristiger Wartung und Support.
Praktische Hilfestellungen: Pilotphasen, Vergleich mehrerer Anbieter, Berücksichtigung von Zertifizierungen und Empfehlungen.
Lebenszyklusperspektive: Berücksichtigt Beschaffung, Betrieb, Wartung und mögliche Migration für eine nachhaltige Gesamtstrategie.
Download der Checkliste für für nachhaltigkeitsorientierten Software-Einkauf
Die Checkliste ermögicht einen ganzheitlichen Blick auf Nachhaltigkeit und bietet damit eine strukturierte Vorgehensweise, die nicht nur Umweltaspekte, sondern auch Kosten- und Compliance-Fragen einbezieht. Sie ist eine strategische Entscheidungsgrundlage für die Beschaffung von Software für CIOs und IT-Verantwortliche.
Selbstverständlich kann sie keine Beratung ersetzten. Kommen Sie bei weiteren Fragen gerne auf mich zu!
Am 6. Juni 2024 hatte ich das große Vergnügen und die Ehre, als Keynote-Speakerin beim CDR Kongress in Wien dabei zu sein. Unter dem Titel „Digitales Management mit Blick für morgen: Nachhaltige KI-Anwendung in Unternehmen“ durfte ich meine Vision und Überlegungen zur verantwortungsvollen Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) mit einem engagierten Publikum teilen. Hier möchte ich die zentralen Punkte meines Vortrags zusammenfassen und einen Einblick in die Diskussionen geben, die wir geführt haben.
Meine Hauptbotschaft:
„Die wahre Herausforderung liegt nicht darin, Künstliche Intelligenz (KI) zu nutzen, sondern sie so zu integrieren, dass sie ethischen Standards entspricht und langfristig positive Auswirkungen auf Gesellschaft und Unternehmen hat.“
Warum ich davon überzeugt bin und was Unternehmen tun können, um sich zu engagieren, stellte ich im Vortrag da. Daraus einen Auszug:
KI-Anwendung steigt: KI revolutioniert Wirtschaft und Unternehmen und bietet immense Vorteile. Führungskräfte wollen vom Produktivitätsgewinn profitieren.
Autonomie und kontinuierliches Lernen: KI hat andere Qualitäten als bisherige Software. Sie kann unabhängig handeln und kontinuierlich lernen. Unternehmen müssen die unvorhersehbaren Elemente berücksichtigen und ethische Leitlinien entwickeln, um diese Autonomie verantwortungsvoll zu steuern.
Langfristige Risiken und Nebenwirkungen: Wir kennen die umfangreichen Risiken, die KI auf unterschiedlichen Ebenen mit sich bringen. Sie verstärken sich in der Zukunft. Verantwortungsvolle Integration bedeutet, zukunftsorientiert Risiken zu erkennen und zu mindern.“
Wunsch versus Realität: Unternehmen erkennen die Bedeutung von verantwortungsvoller KI, setzen diese jedoch oft nicht effektiv um.
Corporate Digital Responsibility (CDR): Verantwortliche KI und Corporate Digital Responsibility sind eng verknüpft. CDR erweitert das Verständnis von Unternehmensverantwortung und schafft neue Managementaufgaben in der gesamten Wertschöpfungskette.
Umsetzung verantwortungsvoller KI: Es gibt vier Schritte, die Unternehmen bei der verantwortlichen Umsetzung von KI unterstützen: Übersetzen, Integrieren, Kalibrieren und Verbreiten.
Praktische Tools unterstützen beispielhaft bei der Durchführung dieser Schritte.
CDR Building Bloxx: Ein umfassendes Rahmenwerk für digitale Verantwortung.
Praxisbeispiel Weleda: Weleda zeigt, wie ethische Prinzipien in praktische Anleitungen übersetzt werden können.
Sustainable AI Radar: Dieses Tool hilft, KI nachhaltig in die Organisation einzubetten.
Weitere Tools: „Sustain“ als Selbstbewertungstool zur Bewertung der Nachhaltigkeit von KI, der Data Ethics Canvas vom Open Data Institute für eine strukturierte Herangehensweise zur Datenethik und der KI Campus, der kostenfreie Online-Trainings zur Einbindung und Schulung von Beschäftigten bietet.
Inspirierende Praxisbeispiel der Integration von KI bei Prior 1: Die Prior 1 GmbH, ein mittelständisches Unternehmen aus St. Augustin zeigt, wie KI integriert werden kann und dabei eine Balance aus Innovation und Vertrauen gelingt.
Nur durch verantwortungsbewusste KI-Integration können wir das volle Potenzial dieser Technologie ausschöpfen und gleichzeitig die langfristigen gesellschaftliche Implikationen berücksichtigen. Corporate Digital Responsibility bietet einen umfassenden Rahmen für Unternehmen, um sicherzustellen, dass KI ethisch, nachhaltig und zum Vorteil aller eingebettet wird.
Es war mir eine Freude und eine Ehre, meine Gedanken und Visionen auf dem CDR Kongress 2024 in Wien zu teilen. Ich lade Sie herzlich ein, die Vortragspräsentation anzuschauen, den Link zu teilen und sich eingehender mit den behandelten Themen zu beschäftigen.
Herzlichen Dank an Karin Dietl für die Einladung und dem gesamten Team für die gelungen Organisation! Dank allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihre Aufmerksamkeit und die inspirierenden Diskussionen im Anschluss an meinen Vortrag. Gemeinsam können wir die Zukunft der Künstlichen Intelligenz verantwortungsvoll und nachhaltig gestalten!
Wenn wir das breite Spektrum der Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI) betrachten, wird eines schnell deutlich: Nur ein minimaler Anteil dieser Technologien wird tatsächlich eingesetzt, um nachhaltige Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bieten. Trotz der steigenden Präsenz des Themas Nachhaltigkeit in der öffentlichen Diskussion, wie etwa bei der Verbesserung medizinischer Diagnostik, der Steigerung der Klimafreundlichkeit oder der Erhöhung der Biodiversität, liegt der Schwerpunkt der meisten KI-Anwendungen auf wirtschaftlichen, technischen oder unternehmerischen Zielen.
Dies spiegelt sich auch in der Strategie der meisten Unternehmen wider, die Tools wie ChatGPT oder andere große Sprachmodelle zu nutzen beabsichtigen, um ihre Geschäftsprozesse zu optimieren. In unserem Bestreben, diese Lücke zu schließen, präsentieren wir den Sustainable AI Radar – ein Instrument, das darauf abzielt, den Einsatz von KI in Richtung nachhaltiger Entwicklung zu lenken und Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre KI-Strategien verantwortungsvoll zu gestalten.
CDR als Verantwortungs-Ökosystem
Unternehmen zeigen Verantwortung für die Gesellschaft, wenn sie eine Strategie für nachhaltige und faire Digitalisierung verfolgen. Corporate Digital Responsibility (CDR) verbindet Management-Praktiken und -Verhaltensweisen, die einem Unternehmen helfen, Daten und digitale Technologien in einer Weise zu nutzen, die als sozial, wirtschaftlich und ökologisch verantwortungsvoll wahrgenommen wird. Anforderungen von Stakeholdern wie Mitarbeitenden, Nutzer*innen, Öffentlichkeit etc. werden aufgenommen, bewertet und integriert.
Corporate Digital Responsibility (CDR) ist eine freiwillige Selbstverpflichtung, die über das gesetzlich Geforderte hinausgeht. Ziel ist es, das Vertrauen der Stakeholder zu gewinnen, was eine entscheidende Voraussetzung für nachhaltige unternehmerische Wertschöpfung ist.
Bei der KI-Nutzung umfasst dies neben der Reduktion von ökologischen Wirkungen auch die Berücksichtigung kultureller Unterschiede und die Vermeidung von Diskriminierung und Verzerrung (Bias), die soziale Gerechtigkeit sowie die Wahrnehmung individueller Bedürfnisse, um eine inklusive und nachhaltige KI-Anwendung zu gewährleisten. CDR bildet also ein Ökosystem, um KI-Anwendungen wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich nachhaltig und verantwortlich zu gestalten.
Nachhaltige KI verstehen: Grundlagen und Bedeutung
Nachhaltige KI befasst sich mit KI-Anwendungen, die nicht nur aktuelle Bedürfnisse erfüllen, sondern auch zukünftige Generationen berücksichtigen. Es geht um mehr als „Green AI“ oder „AI for Good“. Nachhaltige KI berücksichtigt ökologische, ökonomische und soziale Aspekte und betont den verantwortungsbewussten Einsatz jeglicher KI-Anwendunge für das Wohl der Gesellschaft. Dies umfasst einen 360-Grad-Blick auf KI-Verantwortung aus verschiedenen Stakeholder-Perspektiven. Es eignet sich insbesondere auch für Unternehmen, die KI im Betrieb einsetzen. Für eine umfassende Betrachtung der nachhaltigen KI und wie sie sich von anderen KI-Konzepten unterscheidet, lesen Sie den Blogbeitrag Was ist Nachhaltige KI?“.
Der Sustainable AI Radar ist ein Instrument, das Organisationen dabei unterstützt, ihre KI-Initiativen so zu gestalten, dass sie sowohl technologisch fortschrittlich als auch sozial verantwortungsbewusst und ökologisch nachhaltig sind. Dieses Tool besteht aus drei Ebenen: Start-Voraussetzungen, Nachhaltigkeitspotenziale und eingebettete Nachhaltigkeitskriterien. Jede Ebene fokussiert auf spezifische Aspekte der Nachhaltigkeit, von der Klärung des Zwecks einer KI-Initiative bis hin zur Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die KI-Entwicklung und -Anwendung
Workshop-Highlight: Sustainable AI auf der DigiKon23
In einem interaktiven Workshop auf der DigiKon23-Konferenz stellten wir den Sustainable AI Radar vor und demonstrierten seine Anwendung in einem realistischen Szenario. Die Teilnehmenden, engagierte Fachleute aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden, waren eingeladen, die Geschäftsführung eines fiktiven Unternehmens zu beraten. Im sollten einen Rahmen für die Einführung von ChatGPT bei der „GreenChoice GmbH“ schaffen, einem E-Commerce-Unternehmen für nachhaltige Alltagsprodukte, wobei sowohl die Effizienz gesteigert als auch die Werte und Jobs der Mitarbeitenden geschützt werden sollten. Die Teilnehmenden ließen sich engagiert auf das Szenario ein und entwickelte kritische Fragen und innovative Ansätze für die Einführung von ChatGPT bei der „GreenChoice“. Das Feedback der Teilnehmenden war äußerst positiv. Insbesondere die Anwendungsfreundlichkeit des Sustainable AI Radar wurde hervorgehoben.
DigiKon23: Ein Forum für nachhaltige KI-Innovationen
Die DigiKon23, organisiert von der Bundesnetzagentur in Bonn, bot eine ideale Plattform, um über die Rolle der KI in unserer Zukunft zu sprechen. Mit dem Thema „Datenkompetenz als Schlüsselqualifikation für KMU“ zog die Konferenz ein hochkarätiges Publikum an und ermöglichte fruchtbare Diskussionen über die Verantwortung und Möglichkeiten der Technologie in unserer Gesellschaft. Weitere Informationen zur Konferenz auf der Website der Bundesnetzagentur.
Nachhaltige KI: Ein Blick in die Zukunft
Angesichts des positiven Feedbacks und des Interesses, das wir auf der DigiKon23 erlebt haben, sind wir überzeugt, dass nachhaltige KI eine Schlüsselrolle in der zukünftigen technologischen Landschaft spielen wird. Wir setzen uns dafür ein, Unternehmen und Organisationen dabei zu unterstützen, ihre KI-Strategien nachhaltig zu gestalten, um sowohl heute als auch in Zukunft einen positiven Einfluss zu erzielen.
Weiterführende Informationen und Kontakt
Für weitere Informationen zum Sustainable AI Radar und unsere Vision für eine nachhaltigere Zukunft, besuchen Sie unsere Webseite: Sustainable AI Radar. Wir bieten auch Inhouse-Workshops an, um Organisationen bei der Entwicklung von KI-Leitlbildern oder der Implementierung von nachhaltigen KI-Strategien mit dem Sustainable AI Radar zu unterstützen.
In the interconnected world we live in, digital technology is at the heart of almost everything we do. It has revolutionized the way we communicate, work, shop, learn, and entertain ourselves. As the digital landscape continues to evolve at an unprecedented rate, it is imperative to have a set of shared principles that guide its growth and development, ensuring it benefits everyone, everywhere. Enter the Global Digital Compact (GDC), a groundbreaking initiative proposed by the United Nations Secretary-General, in his 2021 report „Our Common Agenda“. It builds on the promise made by UN member states in 2020 to shape „a digital future that show[s] the full potential for beneficial technology usage“. Lately United Nations Secretary-General released the Policy Brief for the Global Digital Compact.
What sets the GDC apart is its comprehensive and inclusive approach
The policy brief outlining the GDC suggests principles and actions across eight crucial areas, including digital connectivity, digital cooperation for sustainable development goals (SDGs), upholding human rights, an inclusive and secure internet, digital trust and security, data protection and empowerment, governance of artificial intelligence (AI) and emerging technologies, and global digital commons (see infographic enclosed). This multilayered strategy ensures that every facet of the digital world is carefully considered and addressed.
The GDC is also unique in its commitment to multi-stakeholder participation
The implementation of the GDC will be undertaken by different stakeholders at national, regional, and sectoral levels. It proposes annual Digital Cooperation Forums to facilitate collaboration across digital multistakeholder frameworks and promote cross-border learning in digital governance. These forums will also work towards identifying and promoting policy solutions to emerging digital challenges and governance gaps.
The table provides an overview of the topics, objectives, and actions outlined in the policy brief for the Global Digital Compact by the UN Secretary-General. For a more detailed please see the original document.
Topic
Objectives
Actions
Digital connectivity and capacity building
Close the digital divide and empower people to participate fully in the digital economy
Common targets for universal and meaningful connectivity; Strengthening public education for digital literacy and lifelong learning for workers
Digital cooperation to accelerate progress on the SDGs
Targeted investments in digital public infrastructure and services; making data representative, interoperable, and accessible; pool AI expertise and infrastructure to meet SDG targets; developing globally harmonized digital sustainability standards
Developing definitions of safe, inclusive, and sustainable digital public infrastructures; Fostering open and accessible data ecosystems; Collaborate on AI applications for SDG; Utilize a common blueprint on digital transformation
Upholding human rights
Putting human rights at the centre of the digital future; ending the gender digital divide; protecting workers against digital surveillance, arbitrary algorithmic decisions and loss of agency over their labour
Establishing a digital human rights advisory mechanism, facilitated by the Office of the UN High Commissioner for Human Rights, to provide guidance on human rights and technology issues; make sure that minorities fully benefit from digital tech; upholding labour rights supported by ILO
An inclusive, open, secure, and shared internet
Safeguarding the free and shared nature of the internet; reinforcing accountable multistakeholder governance of the Internet
Commitments from governments to avoid blanket internet shutdowns and refrain from actions disrupting critical infrastructures; uphold net neutrality etc. to support an open, interconnected Internet.
Digital trust and security
Strengthening multistakeholder cooperation to elaborate norms, guidelines, and principles on the responsible use of digital technologies; develop accountability criteria for digital platforms; building capacity and expanding the global cybersecurity workforce
Developing common standards and industry codes of conduct to address harmful content on digital platforms; promote safe civic spaces
Data protection and empowerment
Ensuring that data are governed for the benefit of all; empowering people to control their personal data; developing interoperable standards for data quality in respect of intellectual property rights
Considering adopting a declaration on data rights; Seeking convergence on principles for data governance through a potential Global Data Compact
Agile governance of AI and other emerging technologies
Ensuring transparency, reliability, safety, and human control in the design and use of AI; putting transparency, fairness, and accountability at the core of AI governance; combining existing norms, regulations, and standards into a framework for agile governance of AI; Ensure and coordinate alignment of digital tech with human values
Establishing a high-level advisory body for AI; Ensure research and investment of in AI based on human values; Develop sector-based guidelines on AI; Building regulatory capacity in the public sector
Global digital commons
Ensuring inclusive digital cooperation; enabling regular and sustained exchanges across states, regions, and industry sectors; developing and governing technologies in ways that enable sustainable development, empower people, and address harms
Commit to the GDC
Stakeholder dialogues and next steps
Furthermore, the GDC is set to be agreed upon during a Summit of the Future in September 2024, marking a significant milestone in the journey towards a shared digital future. In the lead-up to this summit, a public consultation was launched to gather input from interested stakeholders, reinforcing the GDC’s commitment to inclusivity and cooperation. I am really proud that a group of engaged persons out of the Corporate Digital Responsibility community participated in the consultation and submitted our perspective on businesses as forces for good in a digital society.
The GDC presents a unique and timely opportunity to shape the digital future in a way that is open, free, secure, and beneficial for all. It represents a significant step forward in the global effort to harness the power of digital technologies for the common good. Stay tuned for more updates on this exciting initiative as we journey together towards a shared digital future.
Corporate Digital Responsibility (CDR) ist ein wichtiger Faktor für den Mittelstand, um in der Datenökonomie erfolgreich zu sein. Dies betone ich in meinem Artikel, der in 38. Ausgabe des CSR Magazins „Verantwortung im Umbruch“ veröffentlicht wurde.
Zum Artikel
In dem Artikel Wie Corporate Digital Responsibility die Datenökonomie im Mittelstand fördert erläutere ich, dass der Mittelstand in der heutigen digitalisierten Welt besondere Verantwortung für den Umgang mit Daten hat. Unternehmen müssen nicht nur sicherstellen, dass sie den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, sondern auch ethische Prinzipien einhalten und nachhaltig handeln.
CDR kann dabei helfen, diese Verantwortung wahrzunehmen und einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Es geht darum, digitale Innovationen und Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auf ethischen Prinzipien beruhen und langfristig erfolgreich sind.
Der Artikel bietet praktische Anleitungen und Strategien für KMU, um CDR in ihr Unternehmen zu integrieren. Es ist eine Handreichung für Unternehmen, die sich auf die Zukunft vorbereiten wollen und ihre Verantwortung als digitale Akteure ernst nehmen.
Übersicht über das Magazin
Im CSR Magazin finden sich weitere spannende Inhalte zum Thema Digitalisierung:
Weitere Themen sind Kriegsfolgen, Klimakrise und demokratische Gesellschaft. Zum gesamten CSR Magazin geht es hier entlang https://pressbooks.pub/cm38/
Wenn Corporate Digital Responsibility strategisch umgesetzt wird, stellt sich schnell die Frage nach rechtlichen Aspekten und Nachhaltigkeitsreporting. Ich habe 22 häufig gestellte Fragen rund um Corporate Digital Responsibility (CDR), Nachhaltigkeitsberichte und die neue Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sowie ihre Zusammenhänge gesammelt und beantworte sie hier in aller Kürze. (Ganz unten ist auch eine Antwort auf die Frage, was die neue EU-weite nichtfinanzielle Berichterstattung für die CDR aus meiner Sicht bedeutet [Spoileralarm Ende] ;-)
Diese Sammlung soll dem Überblick und Einstieg in dieses umfangreiche und sich zukünftig weiter entwickelnden Thema dienen. Ich verzichte dabei bewusst weitgehend auf Quellen und Links, um die Lesbarkeit zu erleichtern. Ich freue mich über weitere Fragen, Hinweise zur Klärung oder inhaltliche Feedbacks.
Aktueller Stand der Entwicklung in der CDR sowie der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Aktuell findet sich Digitale Verantwortung bzw. Corporate Digital Responsibility (CDR) nur bei wenigen Unternehmen als Teil der Nachhaltigkeitsberichterstattung, obwohl sie genau dort hin gehört. Das zeigen aktuelle Studien. Obwohl digitale Technologien und Datenanalysen alle Branchen durchziehen und die Digitalisierung die Wirtschaft verändert, fragen Corporate-Responsibility Reporting Standards, wie die UN Global Goals, die Global Reporting Initiative (GRI) oder der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) Digitalthemen bisher nicht grundsätzlich ab. Für branchenbezogene Standards, wie z.B. Sustainability Accounting Standards Board (SASB), gilt jedoch Datenschutz, Persönlichkeitsschutz und Datensicherheit als wesentliches Thema beispielsweise für Internet Services, Medien oder E-Commerce. Einige wenige Unternehmen gehen daher den Weg eines gesonderten CDR-Reports.
Währenddessen ist die EU dabei, die Anforderungen rund um die Nachhaltigkeitsberichterstattung an europäische Unternehmen zu erhöhen. Das laufende Gesetzesvorhaben nennt sich Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Es soll das Vertrauen in die angestrebte Nachhaltigkeitstransformation, den „European Green Deal“ erhöhen. Deutlich mehr Unternehmen werden zu Themen der Nachhaltigkeit zukünftig jährlich Strategien, Maßnahmen und Leistungsindikatoren im Rahmen der nichtfinanziellen Berichterstattung offenlegen müssen.
Was ist CDR?
Corporate Digital Responsibility (CDR), die digitale Verantwortung von Unternehmen, bündelt eine Reihe von Praktiken und Verhaltensweisen, die Unternehmen unterstützen, Daten und digitale Technologien auf eine Weise zu nutzen, die als sozial, wirtschaftlich und ökologisch verantwortungsvoll wahrgenommen wird. Sie fördert eine unternehmerische Strategie für eine nachhaltige und faire Digitalisierung. Diese Definition haben wir im Zuge der Entwicklung des CDR Manifestos gefunden. Sie zeigt die unternehmerische Perspektive.
Aus politischer Sicht handelte es sich in Anlehnung an die Definition von CSR in der EU um freiwillige unternehmerische Aktivitäten im digitalen Bereich, die über das gesetzlich Vorgeschriebene hinausgehen.
Warum ist CDR wichtig?
Digitalisierung verändert Wirtschaft und Gesellschaft. Diese positiven wie negativen Auswirkungen haben (auch) Unternehmen zu verantworten. Die vor 20 Jahren im Zuge der Diskussion um nachhaltige Entwicklung entstandene Corporate Social Responsibility (CSR) zeigt „blinde Flecken“, wenn es um die Auswirkung von Digitalisierung und digitalen Technologien geht. Diese Lücke füllt die CDR.
CDR entwickelt sich derzeit als de-facto-Standard für die IT-, ITK- und Digitalbranche sowie für digitalisierte Dienstleistungsunternehmen, um einerseits die ethischen und philanthropischen Erwartungen ihrer Stakeholder zu erfüllen und dabei andererseits Vertrauen von Kund:innen, Mitarbeiter:innen oder Kapitalgeber:innen als Voraussetzung für Unternehmenserfolg zu gewinnen.
Was ist Nachhaltigkeitsbericht?
Nachhaltigkeitsberichte sind Berichte von Unternehmen über ihre Aktivitäten im Bereich der Verantwortung für Gesellschaft, Umwelt und Klima ergänzend zur finanziellen Berichterstattung. Synonym werden Begriffe wie Corporate Responsibility- oder CSR-Bericht genutzt. Als Oberbegriff wird insbesondere im juristischen Bereich der Begriff „nichtfinanzielle Berichterstattung“ verwendet, um deutlich zu machen, dass es sich um eine Ergänzung zur stark regulierten finanziellen Berichterstattung handelt.
Was ist Nichtfinanzielle Berichterstattung?
Nichtfinanzielle Berichterstattung von Unternehmen bezieht sich auf alle Berichtsinhalte eines Unternehmens, die sich auf nichtfinanzielle Indikatoren beziehen. Sie können sowohl quantitativ sein, wie z.B. die Treibhausgas-Emissionen in CO2-Äquivalenten, als auch qualitativ, wie z.B. eine Mitarbeiter-Maßnahme zur Müllsammlung. Inhaltlich werden hier alle vom Unternehmen geforderten Themen der Nachhaltigkeit bzw. Unternehmensverantwortung erwartet.
Wieso wird über nichtfinanzielle Ergebnisse des Unternehmens berichtet?
Nichtfinanzielle Berichterstattung gilt als regulatorisches Element, um das Vertrauen von Verbrauchern in die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und Märkten durch Rechenschaftspflicht zu erhöhen und nachhaltiges Handeln zu forcieren. Daher wurde eine entsprechende Richtlinie 2016 rechtlich verpflichtend in der EU. In Deutschland wurde das CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetzes (CSR-RUG) am 09.03.2017 im Bundestag beschlossen und das Handelsgesetzbuch um die Pflicht zur nichtfinanziellen Erklärung ergänzt (§ 289b ff HGB).
Welche Unternehmen berichten aktuell nichtfinanziell?
Große Unternehmen (§ 267 Abs. 3 HGB2) und Konzerne (§ 293 HGB), die jeweils kapitalmarktorientiert (§ 264d HGB) sind und im Jahresdurchschnitt mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigen, müssen eine sog „nichtfinanzielle Erklärung“ abgeben (Rechtsgrundlage §§289b-e/§§315b-c HGB). Möglich sind die Integration im Lagebericht oder gesonderter nichtfinanzieller Bericht als Berichtsformate. Darüber hinaus berichten Unternehmen, die nicht unter die rechtliche Definition fallen, freiwillig über nichtfinanzielle Ergebnisse. Sie nutzen dafür Nachhaltigkeitsberichte, CR- oder CSR-Berichte etc.
Wieso werden freiwillige Nachhaltigkeitsberichte erstellt?
Freiwilliges Engagement für Gesellschaft, Umwelt und Klima kann von Unternehmen für eine Nachhaltigkeitspositionierung genutzt werden und unterschiedliche Wettbewerbsvorteile bringen. Im Nachhaltigkeitsbericht werden Aktivitäten und Ergebnisse transparent zu machen, die das Unternehmen ansonsten nicht öffentlich zugänglich machen würde. Die freiwillige Rechenschaft gegenüber der Öffentlichkeit im Nachhaltigkeitsbericht unterstreicht die Bedeutung, die das Unternehmen diesem Engagement beimisst. Durch die jährliche Darstellung von Zahlen, Daten und Fakten wird dem Vorwurf des „Greenwashings“ vorgebeugt.
Wer erstellt Nachhaltigkeitsberichte?
Von den 100 größten deutschen Unternehmen veröffentlichen 2021 62 einen eigenständigen Nachhaltigkeitsbericht oder einen integrierten Geschäftsbericht.
Welchen Vorgaben folgen Nachhaltigkeitsberichte?
Für deutsche Unternehmen wurde der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) entwickelt, der ein einfach zu handhabbares Schema mit unterstützenden Informationen, Schulungen und einem Beraternetzwerk bietet. Internationale agierende Unternehmen nutzen regelmäßig für die Nachhaltigkeitsberichterstattung die allgemeinen und spezifischen Standards der Global Reporting Initiative (GRI), die detaillierte Leistungsindikatoren beschreiben und sich als de-facto-Standard durchgesetzt hat. Ergänzend unterstützen branchen- oder themenspezifische Leitfäden, wie die des Sustainability Accounting Standards Boards (SASB).
Welche Inhalte haben nichtfinanzielle Erklärungen bzw. der Nachhaltigkeitsberichte?
Inhaltlich gefordert sind Leistungsindikatoren zu den Nachhaltigkeitsthemen Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelange, Achtung der Menschenrechte und Bekämpfung von Korruption und Bestechung. Weiterhin sollen grundsätzliche Aussagen zu Geschäftsmodell und Strategie dargestellt werden, sowie Risiken aus den Nachhaltigkeitsthemen für das Unternehmen bzw. des Unternehmenstätigkeit auf die Nachhaltigkeitsthemen.
Ist digitale Verantwortung Teil von nichtfinanziellen Erklärungen bzw. Nachhaltigkeitsberichten?
CDR wird bisher nicht vom Gesetzgeber gefordert. Und auch die Berichterstattungsstandards UN Global Compact, GRI, DNK oder SASB haben CDR bisher nicht explizit aufgegriffen. Aber dennoch werden CDR-Themen bereits von Unternehmen im Rahmen der freiwilligen Berichterstattung in CR- und Nachhaltigkeitsreports integriert. Genutzt werden z.B. generelle GRI-Standards GRI 102 General Disclosures und GRI 103 Management Approach oder themenspezifische GRI-Standards GRI 416 Kundengesundheit und –sicherheit, GRI 417 Marketing und Labeling oder GRI 418 Schutz der Kundendaten. Beim branchenorientierten Standard SASB wird beispielsweise für Internetmedien und -services sowie E-Commerce sowohl der Schutz von Kundendaten als auch Datensicherheit als wesentlich bewertet.
Wie veröffentlichen Unternehmen zu digitaler Verantwortung?
Bei den DAX40-Unternehmen setzen sich derzeit nur 33% öffentlich mit CDR auseinander, das hat die Analye von Websites in einer Studie von WiseWay & NetFed zum Status quo im DAX gezeigt. Deloitte fand eine Auseinandersetzung von 15% der 100 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland. 23% der DAX40-Unternehmen integrieren CDR-Inhalte in ihre Berichterstattung. Davon 15 % in Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte sowie 8% nur in Nachhaltigkeitsberichte. Sieben Unternehmen aus Deutschland haben einen eigenständigen CDR-Bericht zusätzlich zu Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht erstellt.
Welchen Vorgaben folgen CDR-Berichte?
Die sieben im Jahr 2022 erstmals veröffentlichten CDR-Berichte wurden nach den Vorgaben der CDR-Initiative des Bundesministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz erstellt. Die Unternehmen hatten zuvor den CDR-Kodex unterzeichnet und sich zur regelmäßigen Berichterstattung ihrer konkreten Maßnahmen verpflichtet. Der Kodex hat 15 Ziele in den fünf Handlungsfeldern Umgang mit Daten, Bildung, Inklusion, Klima- und Ressourcenschutz sowie Mitarbeitendeneinbindung. Zu jedem der Ziele müssen die unternehmen eine Maßnahmen aufführen bzw. Auslassungen begründen.
Wie wird sich nichtfinanzielle Berichterstattung verändern?
Mit den Aktivitäten zur Stärkung der Nachhaltigkeit in der EU ist die Gesetzesinitiative zur Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) gestartet worden, die im April 2021 von der Europäischen Kommission angenommen wurde. Am 21. Juni 2022 haben der Rat und das Europäische Parlament eine vorläufige politische Einigung über die CSRD-Richtlinie erzielt. Die CSRD ändert die Richtlinie 2014/95/ zur nichtfinanziellen Berichterstattung (NFRD) von 2014. Ihre Umsetzung in nationales Recht zum Ende 2022 geplant.
Was ändert sich konkret durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)?
Mit der CSRD rückt die Nachhaltigkeitsberichterstattung auf Augenhöhe mit der Finanzberichterstattung. Neu sind die Veröffentlichung der nichtfinanziellen Berichtsinhalte in einem eigenen Abschnitt im Lagebericht, die Prüfungspflicht durch Dritte und die Veröffentlichung in einem digitalen Berichtsformat. Wichtig ist, dass der „Grundsatz der doppelten Wesentlichkeit“ aufgewertet und geklärt wurde. Damit berichten Unternehmen über Risiken aus dem öko-sozialen Umfeld auf ihre Geschäftstätigkeit sowie auf die Risiken, die die eigene Geschäftstätigkeit auf das öko-soziale Umfeld aufweist. Formal ist der Grundsatz bereits in der aktuellen NFRD angelegt.
Für welche Unternehmen ist die nichtfinanzielle Berichterstattung zukünftig verpflichtend?
Neu ist die Ausweitung der Berichtspflicht auf alle großen Unternehmen und alle an der Börse gelisteten Unternehmen, ausgenommen Kleinstunternehmen. Dabei gelten bestimmte Werte bei Bilanzsumme, Nettoumsatzerlösen und der durchschnittlichen Anzahl der Beschäftigten als Merkmale zum Einschluss. Während bisher 12 Tausend Unternehmen in der EU verpflichtet waren, einen nichtfinanziellen Bericht zu veröffentlichen – in Deutschland waren es nur etwa 500 – wird erwartet, dass zukünftig 50 Tausend Unternehmen in der EU und 15 Tausend in Deutschland rechtlich verpflichtet nichtfinanziell berichten. Indirekt dürften es weit mehr sein, die als Partner und Zulieferer mit der Thematik zu tun haben werden.
Ab wann ist die erweiterte nichtfinanzielle Berichterstattung zukünftig verpflichtend?
Derzeit ist folgender Umsetzungsplan vorgesehen, der deutsche Unternehmen betrifft: Nach der Verabschiedung in deutsches Recht, sollen zunächst 2024 diejenigen Unternehmen nach der CSRD reporten, die bereits aktuell gesetzlich verpflichtend berichten müssen. Sie müssen damit ihren ersten Bericht nach CSRD im Jahr 2025 für das Jahr 2024 vorlegen. 2025 folgen die großen Unternehmen, die derzeit nicht gesetzlich verpflichtet sind, nichtfinanziell zu berichten. Sie müssen ihren ersten Bericht nach CSRD im Jahr 2026 für das Jahr 2025 vorlegen. Danach 2026 folgen dann börsennotierte KMU und legen 2027 ihren ersten Bericht nach CSRD für das Jahr 2026 vor.
Was sind zukünftig die Inhalte der nichtfinanziellen Berichte?
Parallel zur CSRD wird an neuen Reportinginhalten für die nichtfinanzielle Berichterstattung, den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) gearbeitet, die die Inhalte der Berichterstattung ausweiten. Sie liegen aktuell im Entwurf vor und sollen nach Abschluss einer Konsultationsphase im November 2022 der Europäischen Kommission übergeben werden. Dabei werden Informationen zur Strategie, Governance und (doppelten) Wesentlichkeit von den Unternehmen erwartet. Weiterhin werden umweltbezogene Informationen zu Klimawandel, Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzung, Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft, Nachhaltige Nutzung von Wasser und Meeresressourcen sowie Schutz und Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystem erwartet. Als gesellschaftlich-soziale Informationen werden Aussagen zu eigenen Arbeitskräften, Arbeitern in der Wertschöpfungskette, betroffenen Gemeinschaften sowie zu Konsumenten und Endnutzern erwartet. Die Governance-bezogenen Standards betreffen Risikomanagement und interne Kontrollen sowie gute Unternehmensführung.
Wird in den nichtfinanziellen Berichten zu digitaler Verantwortung informiert?
CDR oder digitale Verantwortung wird als Thema nicht explizit genannt. Aber es finden sich CDR-Themen wie Datenschutz, Nichtdiskriminierung, Meinungsfreiheit und Informationszugang insbesondere in ESRS Standard 4 bei der Verantwortung gegenüber Konsumenten und Endnutzern. Weitere Risiken der digitalen Verantwortung, wie der Schutz und Sicherheit bei der Anwendung von KI-Systemen, Vermeidung von Diskriminierung durch Daten, Beschäftigtendatenschutz oder digitale Inklusion werden inhaltlich in der CSRD nicht behandelt. Möglicherweise wird ein sektorspezifischer Standard in Zukunft weitere Klärung bringen.
Was bedeutet die neue EU-weite nichtfinanzielle Berichterstattung für die CDR-Berichterstattung?
Die CSRD unterstützt die Berichterstattung über CDR-Themen. Die Ausweitung des Anwenderkreises betrifft die CSRD hunderte oder sogar tausende von IT-, Tech- und Digitalunternehmen, die ab 2025 oder 2026 erstmalig berichten müssen. Die fortschreitende Digitalisierung lässt immer differenziertere Risiken bei der Anwendung des „Grundsatzes der doppelten Wesentlichkeit“ relevant für die nichtfinanzielle Berichterstattung werden.
Was bedeutet der „Grundsatz der doppelten Wesentlichkeit“ für digitale Geschäftsmodelle?
Die Wesentlichkeitsanalyse bildet die Grundlage für die nichtfinanzielle Berichterstattung und bezieht sich auf das Geschäftsmodell und Geschäftsaktivitäten des Unternehmens. In der Inside-out-Perspektive werden die Auswirkungen der eigenen ökonomischen Aktivität auf Umwelt und Menschen betrachtet (impact materiality), d.h. der Einfluss und Risiken für Mensch und Umwelt, die durch die Aktivität des Unternehmen entstehen. In der Outside-in-Perspektive werden die Auswirkungen von Umwelt, Klima und Gesellschaft auf die eigene ökonomische Aktivität (financial materiality), d.h. Risiken, die den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beeinflussen. Digitalisierung der Unternehmen und digitale Geschäftsmodelle bergen finanzielle Erfolgschancen, verändern Geschäftsumfelder, bieten Chancen und Risiken für Mensch, Gemeinschaft und den Planeten. Sie werden daher in beiden Perspektiven bei der nichtfinanziellen Berichterstattung nach CSRD zu berücksichtigen sein.
Welche Digitalthemen sind bei der doppelten Wesentlichkeitsanalyse zu berücksichtigen?
Neben den Chancen für Nachhaltigkeit und Klima, sollten beispielsweise aktuell folgende Themen betrachtet werden: KI-Systeme und ihre Kontrolle sowie Erklärbarkeit, Schäden durch den Einsatz von KI-Systemen oder Datenanalysen für Individuen und gesellschaftliche Gruppen, Verstärkung von Diskriminierungen, Vorurteile und soziale Ungerechtigkeiten, Schutz der Privatsphäre der Menschen bei immer mehr und einfacherer Sammlung und Analyse von Daten durch staatliche und private Akteure, unangemessene Beeinflussung von Menschen und Schutz der autonomen menschlichen Entscheidungsfindung und Datensicherheitsrisiken.
Das gemeinnützige Unternehmensnetzwerk B.A.U.M. e.V. veröffentlicht in jeder Ausgabe des Magazins forum Nachhaltig Wirtschaften eigene Seiten mit dem Titel B.A.U.M. Insights. Der Themenschwerpunkt des dritten Hefts im Jahr 2022 ist Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Ich durfte dort einen Artikel zu Corporate Digital Responsibility und den Mehrwert, den sie mit digitalem Vertrauen für Unternehmen schafft, beitragen.
Unternehmen mit digitaler Reife, die keine Vertrauenslücke bei Kund*innen, Mitarbeiter*innen und Geschäftspartner*innen entstehen lassen wollen, investieren in eine vertrauenswürdige Organisation. Sie nutzen dazu die Praktiken und Instrumente der Corporate Digital Responsibility.
Das freut mich besonders, da es B.A.U.M. waren, die bereits 2017 den Kontext von Digitalisierung und Nachhaltigkeit in ihrem Jahrbuch aufgriffen. Dies bestärkte mich, mich vertieft und weiter damit zu befassen. Wer mich kennt, weiß, was daraus wurde ;-)
Viele Jahre gehörten IT-, Software- oder Internetunternehmen zu den „grünen“ Unternehmen. Bei ihnen rauchten keine Schlote, ruinierten sich keine Fabrikarbeiter:innen die Gesundheit und es wurden keine Kinder ausgebeutet. Diese Sicht hat sich inzwischen grundlegend geändert. Auch Digitalunternehmen werden nach ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gefragt und müssen Antworten geben. Wie Corporate Digital Responsibility die Datenökonomie im Mittelstand fördert, ist hier in meinem aktuellen Artikel im CSR Magazin nachzulesen.
Aus dem Inhalt:
Regulierer und Verbraucher:innen auf dem Plan
Datenökonomie und Gesellschaft in Einklang bringen
Corporate Digital Responsibility (CDR) für verantwortungsvollen Umgang mit Daten
Unternehmen, die Vertrauen förderndem Datenmanagement umsetzen wollen, bieten Falk Frede und ich ein Assessment mit 40 Fragen zur Einordnung an. Daraus ergeben sich dann erste wertvolle Schritte für die CDR-Strategie. Wenn Sie Interesse haben, melden Sie sich gerne, damit wir das Vorgehen besprechen können.
Im Bildungskontext wurde in den letzten Jahren sehr umfangreich die mangelnde Digitalisierung der Ausstattung, der Bildungsformate und auch der fehlende Aufbau von Digitalkompetenzen bemängelt. Dabei ist schon die Kernausrichtung unpassend: Nicht Digitalisierung der Bildung ist das gemeinsame gesellschaftliche Ziel, sondern eine öko-soziale Transformation für mehr Nachhaltigkeit.
„Die Befähigung zur nachhaltigen Gestaltung von Digitalisierungsprozessen und die Befassung mit den ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen der Digitalisierung soll ein weiterer Schwerpunkt für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sein.“ (Nationale Plattform BNE im Positionspapier Digitalisierung)
Digitalisierungsprozesse entfalten selbst große gesellschaftlich transformative Kräfte – mit „unerwünschten Nebenwirkungen“ und entgegen der Ziele der Nachhaltigkeit. Die Beispiele kennen wir alle: mehr Klimaemissionen, mehr Elektroschrott, mehr Konsum, weniger Selbstbestimmung, weniger Solidarität. Digitalisierung zeigt heute bereits, dass sie z.B. mit besserer Gesundheit und Bildung, bei sozial-ökologischen Bedingungen der Lieferkette, Daten für den Klimaschutz zur Nachhaltigkeit beitragen kann. Neben diesen Widersprüchen besteht ein weiteres Problem: Selbst die 17 Sustainable Development Goals (SDG) mit ihren 169 Unterzielen sind nicht ohne Zielkonflikte.
Digitalisierung als Förderer der Nachhaltigkeit zu gestalten und einzusetzen, verlangt das Verständnis und den Einsatz aller gesellschaftlichen Akteure. Insbesondere sind als Multiplikatoren die Pädagoginnen, Aus- und Weiterbildner gefragt.
Neue Bildungsmaterialien „Praxisboxen digital nachhaltig“ erschienen
Die neun Praxisboxen im Überblick
In den vergangenen Monaten haben Dr. Ingrid Schöll, Direktorin der vhs Bonn, und ich eine modulare Handreichung für Dozent*innen in den Volkshochschulen und anderen Bereichen der Erwachsenenbildung entwickelt, die mit neun Praxisboxen die Themen Klimagerechtigkeit und soziales Miteinander sowie Digitalisierung in den Lernkontext stellt. Sie liegt als Broschüre gedruckt sowie zum Download vor und wurde in CC BY SA 4.0-Lizenz veröffentlicht.
Ziel der Broschüre „Praxisboxen digital nachhaltig“ ist es, Lehrende bei der Planung und Lehre zu unterstützten. Die Praxisboxen enthalten verständliche Tools, barrierearme Dateien sowie Empfehlungen zu der Moderation von Meinungslagern in Lerngruppen. Wichtig war uns dabei auch die Komplexität der Wechselwirkungen zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit in den einzelnen Themen mit aufzugreifen und derzeit bestehende Widersprüchlichkeit zu adressieren.
Als Themenfelder nachhaltiger Digitalisierung wurden erarbeitet: Teilhabe, Klima- und Ressourcenschutz, Privatheit, Selbstbestimmung und Wohlbefinden.
Praxisbox digital nachhaltig „Always on? Klimasensibel lehren“
Die Praxisboxen umfassen (für den Anfang) folgende Module:
Die Materialien wurden von der Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn, der Volkshochschule Bonn sowie dem Amt für Internationales und globale Nachhaltigkeit herausgegeben und bei der
Praxisbox digital nachhaltig „Sharing is caring: Lermaterial für alle“
Es ist unser Wunsch, dass die Materialien möglichst viele Anwender:innen finden sollen. Sie sollen möglichst genutzt werden, um weitere – und auf die jeweilige Lernsituation passendere – Materialien zu erstellen. Daher sind sie als freies kulturelles Werk unter CC BY-SA -Lizenz (Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen) erschienen.
Wir freuen uns daher über Integration in OER-Datenbanken, redaktionelle Beiträge, Posts sowie Feedback zum Einsatz, zur Nutzung oder Weiterentwicklung!
Dörr S, Schöll S (2022) Praxisboxen digital nachhaltig. Eine modulare Handreichung für Dozent:innen in der VHS und anderen Bereichen der Erwachsenenbildung. Herausgegeben von der Stadt Bonn.