Als Frau im Tech-Sektor arbeiten? Na klar!

Als Frau im Tech-Sektor arbeiten? Na klar!

Beitragsbild Graphical Recording: Raffaelina Rossetti für Women in Tech MOOC Überblick Interviewpartnerinnen Woman in Tech MOOC

Es ist kein Geheimnis, dass die Tech-Industrie eine Männerdomäne ist. Aber das muss nicht so bleiben. Wir Frauen können Teil des Wandels sein. Indem wir uns auf dem Gebiet der Technologie engagieren, können wir dazu beitragen, die Branche inklusiver, gerechter und innovativer zu gestalten. Die Bedeutung der Erhöhung des Frauenanteils im Tech-Sektor kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Thema liegt mir am Herzen, weshalb ich mich an verschiedenen Stellen dazu engagiere. Daher habe ich mich sehr gefreut, als ich als Impulsgeberin in den EU-geförderten Online-Kurs „Women in Tech MOOC“ (Massive Open Online Course)“ eingeladen wurde.

Ziel des Online-Kurses ist es, Frauen zu motivieren, in den Tech-Sektor einzusteigen. Dazu wurden u.a. acht sehr unterschiedliche Frauen aus dem Tech-Sektor als Impulsgeberinnen ausgewählt, die von Dr. Anja Wagner, Frollein Flow Berlin, kompetent und empathisch interviewt wurden (Übersicht im Bild rechts).

Dabei geht es beispielsweise um die Fragen:

  • Warum machst Du das, was Du tust?
  • Wie bist Du dort hin gekommen?
  • Was motiviert Dich
  • Wie lernst Du?

Es sind hier einzigartige Einsichten in Berufs- und Lebenswege entstanden, die auf YouTube verfügbar sind. Ich bin wahnsinnig stolz in dieser herausragenden Runde toller Frauen wie Esther Dyson, Iris Bockermann, Farina Steinert, Vilve Vene, Sonja Thiel, Jeanette Spanier und ana Maria Jaime Salcedo dabei zu sein.Eine Kurzfassung des Interviews mit mir gibt es zudem grafisch, denn das Interview wurde von Raffaelina Rossetti in einem wunderbaren Graphical Recording zusammengefasst, das mich sehr beeindruckt hat. Das YouTube-Video zu meinem Interview ist am Ende des Blogs verlinkt.

Graphical recording des Interviews mit Saskia Dörr für den Women in Tech MOOC 2023

Die im Kurs erlernten Fähigkeiten sollen Frauen helfen, auf dem heutigen Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Digitale Fähigkeiten sind in fast jedem Berufsfeld wertvoll und werden es in Zukunft noch mehr sein. Durch die Teilnahme an diesem Kurs können sie sicherstellen, dass sie bereit sind für die digitale Zukunft.

Letztlich geht es aber nicht nur darum, was Frauen der Technologiebranche geben können, sondern auch darum, was die Technologiebranche Frauen geben kann. Die Technologiebranche bietet eine Vielzahl von aufregenden und lohnenden Karrieremöglichkeiten. Es gibt Raum für Kreativität, Innovation und kontinuierliches Lernen. Es gibt die Möglichkeit, an der Spitze des Fortschritts zu stehen und die Welt zu verändern.

Also, liebe Ladies, wartet nicht länger. Nutzt diese Gelegenheit. Werde Teil des Women in Tech MOOC und lasst uns gemeinsam die Zukunft der Technologie gestalten.

Dieser wunderbare Kurs ist online verfügbar.

Women in Tech MOOC (de)

Women in Tech MOOC (en)

 

 

Die neue digitale Verantwortung von Unternehmen: Mein Rückblick auf das „Jahr der Digitalisierung“

Die neue digitale Verantwortung von Unternehmen: Mein Rückblick auf das „Jahr der Digitalisierung“

Viele Unternehmen machten 2017 Digital-Readiness-Checks, führten Pilotprojekte mit Digitaltechnologien durch und erprobten neue „digitale“ Geschäftsmodelle. Ziel ist es, die Umwälzungen der Branchen, die die neuen Technologien mit sich bringen, zum Vorteil des eigenen Unternehmens zu nutzen und im globalen Marktgeschehen die Nase vorne zu haben.

2017 war definitiv das Jahr der „Digitalisierung“ in Deutschland  – deutlich auch in der Trendanalyse der Internetsuche bei Google zu sehen (und nicht nur in meiner Filterblase ;-))

Aber auch das war Realität: Hacks, geleakte Daten, unkontrollierte Big-Data-Analysen, mangender digitaler Verbraucherschutz, Angst vor Kontrollverlust an unmenschliche künstliche Intelligenzen, Angst vor Überwachung und Freiheitsverlust, fehlender Digitalkompetenz von Mitarbeitern und Nutzern, Abscheu vor Pflegerobotern, Smartphonesucht, Fake News etc. pp.

Wir sehen damit: Digitaltechnologien erweitern die gesellschaftlichen Chancen und Risiken. Ein Überblick in den Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales findet sich in beigefügter Tabelle.

Drei Dimensionen nachhaltiger Digitaltechnologie: Chancen und Risiken der Entwicklung (c)Wiseway

Mit neuen gesellschaftlichen Chancen und Risiken verändert sich auch die Verantwortung von Unternehmen, die diese Digitaltechnologien für Prozesse und Produkte nutzen.  Es entsteht eine neue Verantwortung von Unternehmen.

„Corporate Digital Responsibility ist eine freiwillige Selbstverpflichtung. Sie beginnt mit der Notwendigkeit, gesetzliche Anforderungen und Standards zu erfüllen – für den Umgang mit Kundendaten, vertraulich, geistiges Eigentum usw. – aber sie erstreckt sich auch auf umfassendere ethische Überlegungen und die grundlegenden Werte, nach denen ein Unternehmen arbeitet.“ (vgl. Global Intelligence for the CIO (2017), eigene Übersetzung)

Bisher ist unklar, wie Unternehmen ihre veränderte Verantwortung in der digitalen Gesellschaft übernehmen. Welche Ansprüche stellen die Stakeholder genau? Welche Weichen wird die Politik stellen? Die digitale Unternehmensverantwortung ist bisher in der managementpraktischen Umsetzung kein Thema: Sie ist noch nicht im Unternehmenshandeln von gesellschaftlich engagierten Unternehmen, öffentlichen Organisationen und CSR-Abteilungen angekommen. (Eine Ausnahme bilden die ITK-Unternehmen.)

Und es besteht erheblicher Forschungsbedarf in den Wirtschaftswissenschaften – oder genauer in der CSR-/Sustainability-Management-Forschung. Inzwischen ist ein erster deutschsprachiger wirtschaftswissenschaftlicher Sammelband zum Thema erschienen (Hildebrandt A., Landhäußer W. (Hrsg.):  CSR und Digitalisierung. SpringerGabler, 2017). Die Heterogenität der Ansätze und Themen auf über 1100 Seiten bestätigt dies. Es gibt viel zu tun. Daher freue ich mich auf das neue Jahr 2018 und darauf diese Entwicklung in Unternehmen und Organisationen begleiten zu dürfen!

Wie wird es 2018 weiter gehen? Der Google Trend prognostiziert einen Abschwung – Digitalisierung nicht mehr relevant? Sicher nicht, aber die sog. „Digitalisierung“ ist ein facettenreiches Phänomen. Sie beruht auf dem technischen Fortschritt sehr unterschiedlicher Digitaltechnologien, wie 3-D-Druck, Big Data, Künstlicher Intelligenz, Robotern, Drohnen, Autonomen Systemen, Virtueller Realität, Augmented Reality, Blockchain oder dem Internet der Dinge.

Ich bin sicher, wir werden die Diskussion auch in Bezug auf Unternehmensverantwortung konkretisieren und spezifischer ausrichten. Erste Pilotprojekte werden entstehen. Man darf gespannt sein, welches Unternehmen oder welche Organisation wird sich den „Pokal“ als Pionier der digitalen Unternehmensverantwortung holen wird!

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass wir die Chancen für eine positive gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung im neuen Jahr 2018 ergreifen. Allen ein inspiriertes, kreatives und  kraftvolles neues Jahr 2018!

Wer sich intensiver zu dieser neuen digitalen Verantwortung von Unternehmen austauschen möchte oder jetzt als Pionier die Umsetzung in der eigenen Organisation angehen möchte, ist herzlich eingeladen, mit mir Kontakt aufzunehmen.

Quellen:

Behrendt, S. & Erdmann, L. (2004): Nachhaltigkeit in der Informations- und Kommunikationstechnik: IZT Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (Hrsg.)

Dörr, S. (2012): Wertsteigerung durch Nachhaltigkeitsintegration bei Telekommunikationsunternehmen? Masterarbeit. Lüneburg: Leuphana Universität

Global Intelligence for the CIO (2017): The rise of corporate digital responsibility.  https://www.i-cio.com/management/best-practice/item/the-rise-of-corporate-digital-responsibility. Zugriff am 30.12.17)

Hildebrandt A., Landhäußer W. (Hrsg.):  CSR und Digitalisierung. SpringerGabler, 2017

Kröhling, A. (2016): Digitalisierung – Technik für eine nachhaltige Gesellschaft? In: Hildebrandt A., Landhäußer W. (Hrsg.):  CSR und Digitalisierung. Berlin: SpringerGabler

 

Kann #Digitalisierung die #SDG Zielerreichung unterstützen?

Kann #Digitalisierung die #SDG Zielerreichung unterstützen?

Es gibt noch viel zu tun, um die Welt nachhaltig zu entwickeln. Die 17 „Sustainable Development Goals“ (SDG), wie z.B. Beenden von Hungersnöten, mit ihren mehreren Dutzend Unterzielen sollen bis 2030 erreicht werden. Und erst kleine Teile davon sind geschafft.

Dabei wird unser aller Alltag derzeit vor allem von der rasanten Beschleunigung der Digitaltechnologie bestimmt, die unsere Gesellschaft höchst dynamisch verändert. Da liegt die Frage nahe: Kann Digitaltechnologie bei der Erreichung der SDG helfen?  Für mich als Nachhaltigkeitsmanagerin und seit fast 20 Jahren in der Internet-  und Telekommunikationsindustrietätig, wäre es eine faszinierende Vorstellung, dass Digitalisierung die nachhaltige Entwicklung unterstützen kann.

sdg-digital

Gesi – die „Global e-Sustainability Initiative“ – ist dieser Frage nachgegangen und kommt (nicht wirklich verwunderlich) zur deutlichen Aussage: Ja, sehr sogar!

Und so soll Digitaltechnologie wirken:

  • Durch De-Materialisierung kann die CO2-Emissions um 20% gegenüber dem „Business as usual“-Szenario reduziert werden und damit helfen, den Klimawandel zu bekämpfen (SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“)
  • 1,6 Mrd. Menschen können von e-Healthcare profitieren (SDG Ziel 3 „Gesundheit und Wohlergehen“)
  • 30 Mio. Verletzungen und 720 Tausend Opfern durch Straßenunfälle wird durch „Car2X“-Technologie vorgebeugt. Sie erlaubt es, dass Autos mit ihrem Umfeld kommunizieren (SDG Ziel 3 „Gesundheit und Wohlergehen“)
  • +900 kg mehr Ertrag pro Hektar durch “Smart Agriculture (SDG Ziel 2 „Kein Hunger“)
  • Durch Breitbandausbau in Schwellenländern kann das Bruttoinlandsprodukt um 12% gesteigert (SDG Ziel 8 „Menschenwürde, Arbeit und Wirtschaftswachstum“)
  • 9 Billionen US Dollar Umsätze und Kosteneinsparungen werden weltweit unterstützt (SDG Ziel 8 s.o.)

Vor allem aber würden alle 17 SDG und mehr als 50% der 169 Ziele positiv beeinflusst und könnten bis zu 23x die Diffusion und Reichweite von „nichtdigitalen“ Lösungen erreichen. Das SDG Ziel 9 „Industrie, Infrastruktur und Innovation“ steuert u.a. direkt auf die Verbesserung des Internetzugangs für alle. Dies würde ganz direkt mit den Maßnahmen zur Stärkung der Digitaltechnologie verfolgt.

GeSI – die „Global e-Sustainability Initiative“ hat die Reihe ihrer Studien weitergeführt und im Juni 2016 die neueste, die von Accenture umgesetzt wurde, vorgelegt. Mit der dritten Studie verbindet sie die Chancen der ICT (ITK,  Informations- und Kommunikationstechnologie) – jetzt „Digitalisierung“ genannt – mit den aktuellen globalen Zielen der United Nations, den Sustainable Development Goals: „#SystemTransformation. How digital solution will drive progress towards the sustainable development goals”.

Leider legt die Studie keinen Business Case vor, der darstellt mit welchem Aufwand diese Ziele zu erreichen sind. Es bleibt also unklar, wie hoch die Aufwände und Investitionen von staatlicher und privatwirtschaftlicher Seite sein müssten, um die Digitalisierung für die Nachhaltige Entwicklung zu nutzen. Auch sind die umfänglichen Zahlenwerke nicht nachvollziehbar – das dahinterliegende Material wurde nicht öffentlich zur Verfügung gestellt.

Es ist aufgrund der Mitglieder von GeSI –  u.a. 40 der führenden ICT-Unternehmen – anzunehmen, dass der Wunsch der Herausgeber besteht, einen möglichst großen Effekt der ICT auf die SDG darzustellen. Das kann „blinde Flecken“ verursachen.

Um ein Beispiel zu nennen: Führt eine „Smart Agriculture“, d.h. das optimierte Farm Management sowie automatisierte Systeme, wirklich weniger Hungers in der Welt? Nicht, wenn es um Vandana Shiva, weltweit anerkannte Wissenschaftlerin, Schriftstellerin und Gründerin von Navdanya, geht. Sie kämpft für Nahrungsmittelsouveränität und gegen Agrarkonzerne. Letztere schränkten diese aufgrund von Patenten ein und würden auch nur zu einem sehr geringen Teil für die Ernährung der Welt sorgen (vgl. Film  „Tomorrow – die Welt ist voller Lösungen“). Hier fehlt in der Studie eine Darstellung der angenommenen Rahmenbedingungen, „side-effects“ und eine kritische Diskussion.

Das lässt mich zweifeln: Vielleicht ist die Studie doch eher Lobbyarbeit einer Branche und die Ergebnisse wertlos?

Mein Fazit: es liegt eine umfangreiche zahlenbasierte Studie vor, die zwar erstrebenswerte Ergebnisse in Aussicht stellt, aber keine Aussage darüber trifft, wie hoch der globale Einsatz sein muss, deren Berechnungen (zunächst) nicht nachvollziehbar sind und die die Voraussetzungen und Annahmen nicht kritisch diskutiert.

Und so sind die dargestellten Wirkungen der Digitaltechnologie auf die Nachhaltige Entwicklung zunächst mit Vorsicht zu genießen. Ich denke, da kann und wird noch genauer hin zu sehen sein.