Ende letztes Jahres hatte ich die Gelegenheit, an einem besonderen Projekt mitzuarbeiten. Die DIHK Bildungsgesellschaft bat mich um Mithilfe bei der Erstellung eines Ausbildungskonzepts für Azubis, die zu „KI-Scouts“ ausgebildet werden sollen, mit einem speziellen Fokus auf ethische Aspekte. Meine Beteiligung an diesem Projekt reihte sich in eine Serie von Initiativen ein, mit denen ich mich in den Bereichen Digitalisierung, Verantwortung und Nachhaltigkeit engagiere.

Obwohl dieses Engagement im Vergleich zu anderen Projekten nur einen geringen Umfang hatte, spiegelte es doch auf besondere Art und Weise meine Überzeugung wider, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit Künstlicher Intelligenz entscheidend ist. Die Idee, junge Menschen nicht nur technisch auszubilden, sondern sie auch für die ethischen Herausforderungen der Technologie zu sensibilisieren, passte gut zu meinem Ansatz, Digitalisierung verantwortungsvoll zu gestalten.

Ich nahm das Angebot an, in der Hoffnung, dass meine Mitwirkung, auch wenn sie ein kleinerer Teil meiner Gesamtarbeit war, einen positiven Beitrag zur Entwicklung des Programms leisten könnte. Diese Erfahrung bot mir die Chance, meine Ideen in einen weiteren Kontext einzubringen und vielleicht einen kleinen Unterschied in der Art und Weise zu machen, wie die nächste Generation von Fachkräften die digitale Welt angeht.

KI-Scouts: Ein wegweisender ZertifikatslehrgangA vibrant scene of young, diverse KI Scouts collaborating in a workshop, focused on building a robot with a glowing face—a symbol of the harmonious blend between technology and human creativity.

Der Zertifikatslehrgang „KI-Scout“, angeboten von der IHK, adressiert eine zentrale Frage der modernen Arbeitswelt: Wie lässt sich Künstliche Intelligenz (KI) effektiv und sinnvoll in den täglichen Arbeitsprozessen einsetzen? Es ist ein Programm, das nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern auch praktische Fähigkeiten fördert, um KI-Lösungen gezielt und verantwortungsvoll zu nutzen.

Im Rahmen dieses Lehrgangs werden die Teilnehmenden mit den Grundlagen der KI vertraut gemacht. Dazu gehören nicht nur technische Details und Funktionsweisen von Algorithmen, sondern auch ein erstes Verständnis für die ethischen, rechtlichen und sozialen Implikationen des Einsatzes von KI-Technologien. Ziel ist es, eine Brücke zwischen der Theorie und der realen Anwendung von KI in der Wirtschaft zu schlagen.

Durch eine Kombination aus Theorie, Workshops und Projektarbeiten erhalten die Auszubildenden und Berufseinsteigenden die Möglichkeit, ihr erworbenes Wissen direkt in die Praxis umzusetzen. Sie lernen, wie KI-Systeme zur Lösung spezifischer Probleme beitragen können und wie Geschäftsprozessen durch den Einsatz von KI optimieren kann. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Entwicklung von Fähigkeiten, um innovative KI-Anwendungen zu identifizieren und zu implementieren, die nicht nur technisch machbar, sondern auch ethisch vertretbar sind.

Der Abschluss des Lehrgangs ist nicht nur ein Zertifikat, das die fachliche Qualifikation der Absolventen bestätigt, sondern auch eine Bereicherung für deren berufliche Laufbahn. Als KI-Scouts sind sie in der Lage, in ihren Unternehmen als Multiplikatoren zu wirken, die nicht nur technisches Know-how, sondern auch ein Bewusstsein für die verantwortungsvolle Nutzung von KI einbringen.

Das „Messer“ KI: Unverzichtbar und doch ein Risiko

Ein zentrales Bild, das auf die Inhalte des Lehrgangs zutrifft, ist das der KI als ein „Messer“ – ein unverzichtbares Werkzeug, das jedoch auch je nach Einsatz Sicherheitsrisiken birgt. Die Teilnehmenden lernen, den Wert und die Gefahren von KI zu erkennen und wie sie KI sicher und effektiv nutzen können. Sie werden ermutigt, als „Scouts“ in ihren Unternehmen zu fungieren, um Einsatzmöglichkeiten für KI zu identifizieren, die echten Mehrwert schaffen.

Der Lehrgang gliedert sich in sechs zentrale Bereiche, von der Einführung in die KI über das Verständnis ihrer Funktionsweise bis hin zu ethischen, rechtlichen und praktischen Aspekten ihres Einsatzes. Besonders wichtig ist das Ziel, nicht nur technisches Wissen, sondern auch ein ethisches Verständnis für den Einsatz von KI zu vermitteln.

  1. Start in den Lehrgang, Begriffe, Grundverständnis und Einführung in das Thema Künstliche Intelligenz
  2. Die Teilnehmenden verstehen die Funktionsweise, wie eine KI lernt, und lernen Chancen und Grenzen von KI kennen.
  3. Die Teilnehmenden lernen unterschiedliche KI-Tools kennen und testen diese für den betrieblichen Einsatz.
  4. Die Teilnehmenden lernen den betrieblichen Einsatzhorizont von KI kennen.
  5. Die Teilnehmenden lernen rechtliche, moralische und ethische Fragen im Kontext von Künstlicher Intelligenz kennen.
  6. Praxistransfer sowie Abschluss mit Präsentation und Fachgespräch zur Projektarbeit

Die IHKs bereichern das Programm durch einen bundesweiten Wettbewerb für die Abschlussprojekte, ähnlich den Energie-Scouts, und bieten damit eine zusätzliche Motivation für die Teilnehmenden.

Durch diesen Ansatz bietet der KI-Scout Lehrgang eine umfassende Bildung, die technisches Know-how mit ethischer Reflexion verbindet und somit die Teilnehmenden darauf vorbereitet, KI verantwortungsvoll und zum Wohle ihrer Unternehmen und der Gesellschaft einzusetzen.

Mein Beitrag: Ethik im Mittelpunkt

Als ich zum KI-Scout-Lehrgangskonzept dazustieß, waren die meisten Inhalte bereits festgelegt. Meine Aufgabe lag darin, den Ethik-Teil zu überarbeiten, der zu diesem Zeitpunkt noch in einer Entwurfsphase war. Mir war es wichtig, die Diskussion um ethische Fragestellungen realitätsnah und aktuell zu gestalten. Dazu gehörte zum Beispiel die Einbindung der „Moral Machine“-Übung, um die Komplexität ethischer Entscheidungen im Umgang mit KI greifbarer zu machen.

In der Diskussion um Bias habe ich versucht, den Blickwinkel zu erweitern und die Bedeutung ethischer Überlegungen hervorzuheben. Mir war es dabei ein Anliegen zu verdeutlichen, dass Bias und daraus resultierende Diskriminierung in jedem Arbeitsbereich, einschließlich der Produktion, eine Rolle spielen, solange Menschen in den Entscheidungsprozess involviert sind.

Ich habe auch zwei neue Lehreinheiten vorgeschlagen: „Bewusstsein für die Bedeutung von Gesetzen und Verantwortung im KI-Bereich“ sowie „Ethische Überlegungen für eine KI-Anwendung im Betrieb“. Die Integration des Ethik-Canvas sollte dabei als praktische Grundlage für ethische Fragen dienen, die im beruflichen Kontext auftauchen können.

Einige meiner Vorschläge betrafen auch die Anpassung und Streichung bestimmter Inhalte. So empfahl ich, den Fokus auf Datenschutz in diesem Rahmen zu reduzieren, da ich der Meinung bin, dass diese Aspekte auch in anderen Teilen der Ausbildung abgedeckt werden sollten. (Diese Empfehlung wurde letztlich nicht übernommen.) Die Entscheidung, die Nachhaltigkeitsthematik auszulassen, fiel mir nicht leicht, schien aber angesichts der zeitlichen Beschränkungen im geplanten Kursablauf sinnvoll.

Ein besonderes Anliegen war mir, dass die ethische Perspektive in der Projektarbeit am Ende des Lehrgangs nicht zu kurz kommt. Ich hoffte, damit einen Beitrag zu leisten, der die Teilnehmenden dazu befähigt, nicht nur technische und ökonomische, sondern auch ethische Aspekte in ihre Arbeit mit KI zu integrieren.

Ich habe versucht, mein Wissen und meine Überzeugungen einzubringen, um den Teilnehmenden eine ganzheitlichere Sicht auf die Arbeit mit KI zu vermitteln. Mein Beitrag sollte dabei helfen, den KI-Scout-Lehrgang zu einem Bildungsangebot zu machen, das die Teilnehmenden nicht nur technisch vorbereitet, sondern sie auch für die ethischen Herausforderungen in der digitalen Welt sensibilisiert.

Ein Blick auf meine Motivation

Ethik und Nachhaltigkeit sind die zentralen Säulen meiner beruflichen Tätigkeit in Tech- und Digital-Unternehmen, insbesondere in Bezug auf die Entwicklung und Anwendung Künstlicher Intelligenz (KI). Diese Grundhaltung prägt mein Engagement in Projekten wie dem Sustainable AI Radar, dessen Inhalte und Ziele unter Sustainable AI Radar und Zukunft gestalten mit nachhaltiger KI detailliert dargestellt sind. Dort setze ich mich mit der Frage auseinander, wie KI nachhaltig gestaltet und verantwortungsbewusst eingesetzt werden kann, um positive Effekte für Gesellschaft und Wirtschaft zu erzielen.

Meine kritische Betrachtungsweise gegenüber der Annahme, dass technologische Systeme überlegen sind und als autonome Entscheidungsinstanzen agieren sollten, ist ein weiterer wichtiger Punkt meiner Arbeit. Es ist entscheidend, die Limitationen und potenziellen Fehlerquellen solcher Systeme zu erkennen und zu betonen, dass menschliche Urteilskraft und ethische Bewertungen unerlässlich für den Entscheidungsfindungsprozess bleiben. Diese Haltung fördert einen reflektierten Umgang mit Technologien und trägt zu einem ausgewogenen Verständnis ihrer Rolle in unserer Gesellschaft bei. Diese Punkte brachte ich in das Weiterbildungskonzept für die „KI Scouts“ ein.

Ich versuche auch, bei der Verwendung von Terminologien im Kontext von KI dafür zu sensibilisieren, wie sehr Sprache unsere Gedanken beeinflusst. Dabei zielt mein Ansatz darauf ab, Missverständnisse zu vermeiden und eine realistische Perspektive auf die Möglichkeiten und Grenzen dieser Technologien zu fördern. Die Verwendung spezifischer Begriffe wie „KI-Anwendung“, „KI-Modell“ oder „KI-gestützt“ unterstreicht, dass diese Technologien als menschgemachte Werkzeuge zu verstehen sind, deren Entwicklung und Einsatz unter menschlicher Aufsicht stehen und ethischen Prinzipien folgen muss.

Mein Anliegen ist es, zur werteorientierten Gestaltung von KI-Anwendungen zu ermutigen und realisierbare Ansätze aufzuzeigen, die den verantwortungsvollen Umgang mit KI in verschiedenen Bereichen fördern.

Die besondere Chance der KI-Scouts

Die besondere Chance des KI-Scout-Lehrgangs liegt in seiner Rolle als Weichensteller für die Zukunft. Er dient Auszubildenden als fundamentales Sprungbrett, um in der zunehmend von Technologie bestimmten Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Für Lehrende und Personalverantwortliche bietet der Lehrgang eine wertvolle Möglichkeit, das Potenzial junger Talente zu erkennen und zu fördern, sodass Unternehmen sich effektiv auf zukünftige digitale Herausforderungen vorbereiten können.

Das Blended-Learning-Format, eine Kombination aus Präsenzunterricht und Online-Lernen, ist besonders effizient. Die methodische Vielfalt unterstützt nicht nur den Erwerb von Wissen, sondern auch die Entwicklung von praktischen Fähigkeiten und die Fähigkeit zur kritischen Reflexion.

Aus meiner Sicht repräsentiert das Konzept der KI-Scouts eine vorbildliche Umsetzung der Integration moderner Technologien und Methoden in die berufliche Bildung. Es berücksichtigt technische, wirtschaftliche und ethische Aspekte und erfüllt damit die politischen und gesellschaftlichen Anforderungen in Deutschland und der EU an eine zukunftsorientierte Gestaltung der Künstlichen Intelligenz.

Die Dynamik, mit der der Lehrgang Themen an der Schnittstelle zwischen industriellen Verbänden und der Wirtschaft adressiert und in praktische Lehrinhalte überführt, ist beeindruckend. Diese Fähigkeit zur schnellen und systematischen Umsetzung zeigt das Potenzial für eine agile Anpassung an sich wandelnde Technologielandschaften und Arbeitsmarktbedürfnisse.

Meine Mitwirkung an diesem Projekt empfinde ich als besondere Ehre und Bestätigung meiner beruflichen Ziele und Werte. Ich danke der DIHK-Gesellschaft für berufliche Bildung und insbesondere Sabine Winklbauer für diese Möglichkeit. Es ist die Bestätigung, dass der Weg zur Förderung einer ethisch fundierten und zukunftsgerichteten Nutzung von KI für die Zukunft von entscheidender Bedeutung ist.

Möchten auch Sie Ihre Auszubildenden zum KI-Scout weiterbilden?

Wenn Sie als Entscheidungsträger oder Unternehmer den Wert erkennen, Ihre jungen Talente mit den Fähigkeiten und dem Wissen auszustatten, um in der technologiegetriebenen Zukunft erfolgreich zu sein, dann könnte dies der richtige Schritt sein. Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Gelegenheit nutzen, um Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeiter für die digitalen Herausforderungen von morgen zu rüsten.

Entdecken Sie das aktuelle Kursangebot der IHKn unter dem beigefügten Link und machen Sie den ersten Schritt in eine zukunftsorientierte Ausbildung.

KI-Scout (IHK)

Saskia Dörr

Als Ihre Digital Sherpa bei WiseWay und Pionierin nachhaltiger KI bringe ich über 20 Jahre Erfahrung aus der Informations- und Kommunikationsbranche mit. Als Expertin für Digital Responsibility, Nachhaltigkeitsmanagerin und Gründerin von WiseWay begleite ich Sie verantwortungsvoll durch die digitale Transformation. Gemeinsam setzen wir Maßstäbe in ethischer Digitalisierung. Lassen Sie uns ins Gespräch kommen!

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