Die fortschreitende Digitalisierung bietet mittelständischen Unternehmen zahlreiche Chancen – gleichzeitig rücken Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte immer stärker in den Fokus. Bei der Beschaffung von Software ist es daher unverzichtbar, neben den klassischen Kriterien (wie Funktionalität und Kosten) auch ökologische, soziale und unternehmerische Verantwortung zu berücksichtigen. Am 16. Januar ludt die Fachgruppe Digitales des Bundesverbands nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW) Mitgliedsunternehmen zur Sprechstunde ein. Im Fokus stand das Thema „Nachhaltige Software“. Ziel war es Impulse zum Thema zu geben sowie praktische Tipps und Best Practices zu diskutieren, mit denen Unternehmen ihre Software-Beschaffung und -Entwicklung umweltfreundlicher, ressourcenschonender und zukunftsfähiger gestalten können.
Wesentliche Elemente meines Beitrags zu Beschaffungskriterien für nachhaltige Software habe ich in diesem Blogpost zusammengestellt. Damit erhalten Entscheider:innen, CIOs und IT-Verantwortliche im Mittelstand einen Überblick, welche Abwägungen zu treffen sind, um Software langfristig nachhaltig, ressourcenschonend und zukunftsfähig einzusetzen. Die Mindmap illustriert den Gesamtzusammenhang.
Nachhaltigkeit bei Software: Effizienz und Autonomie
Ein wesentlicher Bestandteil nachhaltiger Software ist ihre Effizienz im Umgang mit IT-Ressourcen. Diese Effizienz betrifft sowohl den Energieverbrauch als auch den Bedarf an Speicher- und Rechenleistung. Gleichzeitig sollte Software so konzipiert sein, dass Anwender:innen möglichst autonom agieren und über die Datennutzung selbst bestimmen können. Ein wichtiger Aspekt im Sinne der Nachhaltigkeit ist, dass eine Software nur so viele Ressourcen beansprucht, wie tatsächlich benötigt werden. Überdimensionierte Funktionen, unnötige Hintergrundprozesse oder intensive Datenübertragungen belasten nicht nur das System, sondern auch die Umwelt durch erhöhten Energiebedarf. Eine langfristige Nutzung und Weiterentwicklung der eingesetzten Lösungen wird durch transparente und gut dokumentierte Schnittstellen erleichtert. Offene Standards und ein modularer Aufbau sorgen dafür, dass einzelne Komponenten besser ausgetauscht oder an neue Anforderungen angepasst werden können. Dadurch lassen sich technische Abhängigkeiten reduzieren und Update-Zyklen kontrollierter gestalten. Software, die unabhängig von einer permanenten Internetanbindung funktioniert und auf Werbung verzichtet, senkt den ständigen Datenaustausch. Offlinefähigkeit reduziert den Energieaufwand, weil nicht fortlaufend Daten übertragen werden müssen. Werbefreiheit verhindert zusätzliche (oft unkontrollierte) Datenströme und erhöht die Autonomie der Anwender:innen, da weniger Drittanbieter-Systeme eingebunden werden.
Green IT für Ressourcen- und CO₂-Effizienz
Green IT setzt den Fokus auf die Energie- und Ressourceneffizienz in der Informationstechnologie. In der Vergangenheit lag der Fokus dabei oft auf dem effizienten Betrieb. Dabei kann auch die Auswahl von Software, die Ressourcen spart, sich positiv auf die Treibhausgasemissionen auswirken. Für Green IT gilt heute eine Cloud-Infrastruktur häufig als Mittel der Wahl, denn zentrale Rechenzentren können deutliche Skaleneffekte erzielen. Große Anbieter setzen oft auf hochoptimierte Rechenzentren, die im Vergleich zu rein lokalen (On-Premise-)Infrastrukturen effizienter und energieärmer arbeiten. So können Unternehmen ihren Energieverbrauch senken und gleichzeitig Hardware-Abfälle reduzieren, da weniger Einzelsysteme gekauft und betrieben werden müssen. Das Teilen von Ressourcen in der Cloud trägt dazu bei, die Auslastung von Servern zu optimieren. Während lokale Server häufig nur eine geringe Auslastung erreichen, wird in der Cloud eine bessere Lastverteilung ermöglicht. Dies senkt den Stromverbrauch und damit auch die CO₂-Emissionen – ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaschutz.
Zielkonflikte: Ökologische Effizienz vs. Nutzungsautonomie
Trotz aller Vorteile sollten Entscheider:innen, CIOs und IT-Verantwortliche im Mittelstand berücksichtigen, dass Cloud-Lösungen eine stärkere Abhängigkeit von externen Dienstleistenden bedeuten. Ebenso kann die Datenkontrolle eingeschränkt sein, da sensible Informationen in fremden Rechenzentren gespeichert werden. Darüber hinaus bestehen potenzielle Datenschutzrisiken, vor allem wenn die Serverstandorte außerhalb der EU liegen oder die Prozesse nicht ausreichend transparent sind. Durch eine Cloud-Strategie kann zwar häufig eine bessere Ressourcennutzung erreicht werden, doch nicht jeder Anwendungsfall eignet sich dafür. Wenn Unternehmen eine hohe Autonomie und Datenkontrolle benötigen, kann eine On-Premise-Lösung oder eine hybride Variante sinnvoller sein. Entscheider:innen und IT-Führungskräfte stehen damit oft vor einem Zielkonflikt zwischen optimierter Ressourcennutzung und dem Wunsch nach höchstmöglicher Selbstbestimmung.
Nachhaltige Digitalisierung als Gesamtstrategie: Abwägungen bei der Software-Beschaffung
Verfolgt ein Unternehmen ein nachhaltige Digitalisierung als Strategie, könnten sollten folgende Abwägungen bei der Software-Beschaffung erfolgen:
Ökologische Vorteile von Cloud-Lösungen vs. verringerte Nutzungsautonomie
Cloud-Anwendungen punkten mit Energieeffizienz und geringeren Hardware-Anschaffungen. Gleichzeitig geben Unternehmen jedoch einen Teil ihrer Entscheidungsfreiheit und Datenhoheit an den Anbieter bzw. die Anbieterin ab.
Externe Abhängigkeiten und Datenschutzaspekte gegenüber vollständiger Kontrolle bei On-Premise
Entscheider:innen, CIOs und IT-Verantwortliche müssen evaluieren, ob die vorhandene IT-Kompetenz im Unternehmen ausreicht, um eine On-Premise-Infrastruktur nachhaltig zu betreiben. Steht der Schutz sensibler Daten im Vordergrund, kann sich eine lokale Lösung anbieten – verbunden mit höheren Kosten und gegebenenfalls höherem Energieverbrauch.
Langfristige Perspektive: Software sollte unabhängig, gut dokumentiert und erweiterbar sein
Software, die auf offenen Standards basiert, modular aufgebaut ist und ausführlich dokumentiert wird, kann bei veränderten Anforderungen langfristig ohne großen Aufwand angepasst werden. Damit sichern sich Unternehmen ihre Handlungsfähigkeit für die Zukunft.
Betrachtung des gesamten Ökosystems: von Hardware und Software bis hin zu Supportbedingungen
Bei einer nachhaltigen Beschaffung sollten neben Software und Infrastruktur auch der Support, der Updateservice sowie die Verfügbarkeit von Entwicklungsressourcen berücksichtigt werden. Eine Lösung, die jetzt vielleicht weniger ressourceneffizient erscheint, könnte durch langfristige Nutzung und geringere Umstiegsaufwände auf lange Sicht umweltfreundlicher und kostengünstiger sein.
Ziel: Ein ausgewogener Ansatz, der sowohl ökologischen als auch wirtschaftlichen Nutzen generiert
Einseitige Entscheidungen zugunsten kurzer Kostenersparnisse bergen das Risiko, später hohe Aufwände in Form von Wechselkosten, Integrationsschwierigkeiten oder technischen Altlasten zu verursachen. Eine nachhaltige Perspektive berücksichtigt neben dem direkten Ressourcenverbrauch auch die langfristige Lebensdauer, Integrationsfähigkeit und Weiterentwicklung der Software.
Fazit für Entscheider:innen, CIOs und IT-Verantwortliche im Mittelstand
Eine nachhaltige Softwarebeschaffung ist mehr als nur der Griff zur vermeintlich „grünen“ Lösung. Vielmehr erfordert sie ein ganzheitliches Vorgehen, bei dem ökologische Effizienz, Autonomie und langfristige Nutzbarkeit gleichermaßen im Blick bleiben. Gleichzeitig integriert sie sich nahtlos in eine umfassende, nachhaltige Digitalisierungsstrategie, in der IT-Ressourcen optimal genutzt werden und alle Prozesse möglichst energieeffizient gestaltet sind.
Entscheider:innen, CIOs und IT-Verantwortliche sollten daher:
Softwarelösungen bevorzugen, die ressourceneffizient, modular und transparent sind.
Cloud-Optionen für ihre Energie- und Ressourceneinsparungen in Betracht ziehen, dabei jedoch externe Abhängigkeiten, Datenschutz und Datensouveränität nicht aus den Augen verlieren.
On-Premise-Lösungen dort einsetzen, wo notwendige Kompetenzen vorhanden sind und hohe Datensensibilität sowie Autonomie oberste Priorität haben.
Langfristig denken, um Wechselkosten und den ökologischen Fußabdruck nachhaltig zu minimieren.
Wer bei der Softwarebeschaffung diese Abwägungen vornimmt und in eine übergeordnete Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsstrategie einbettet, schafft die Voraussetzung dafür, dass das Unternehmen langfristig sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich erfolgreich agieren kann.
Praktische Checkliste für nachhaltigkeitsorientierten Software-Einkauf zum Download
Als Handreichung zur Umsetzung habe ich eineCheckliste für den nachhaltigkeitsorientierten Software-Einkauf entwickelt , die ich hier zum Download bereit stelle. Sie ist ein kompaktes, praxisnahes Tool, das CIOs und IT-Verantwortlichen im Mittelstand dabei hilft, ökologische, ökonomische und funktionale Anforderungen bei der Beschaffung neuer Softwarelösungen systematisch zu bewerten.
Was die Checkliste auszeichnet:
27 Fragen in kompakten Kategorien (z. B. Ressourceneffizienz, Green-IT-Aspekte, Integration in Nachhaltigkeitsstrategie), die relevanten Dimensionen abdecken.
Klare Ja/Nein-Kriterien für schnelle Einschätzung, ergänzt durch Bemerkungsfelder für individuelle Anmerkungen.
Umfassende Betrachtung von Cloud- und On-Premise-Optionen, CO₂-Bilanzen, Datenschutz sowie langfristiger Wartung und Support.
Praktische Hilfestellungen: Pilotphasen, Vergleich mehrerer Anbieter, Berücksichtigung von Zertifizierungen und Empfehlungen.
Lebenszyklusperspektive: Berücksichtigt Beschaffung, Betrieb, Wartung und mögliche Migration für eine nachhaltige Gesamtstrategie.
Download der Checkliste für für nachhaltigkeitsorientierten Software-Einkauf
Die Checkliste ermögicht einen ganzheitlichen Blick auf Nachhaltigkeit und bietet damit eine strukturierte Vorgehensweise, die nicht nur Umweltaspekte, sondern auch Kosten- und Compliance-Fragen einbezieht. Sie ist eine strategische Entscheidungsgrundlage für die Beschaffung von Software für CIOs und IT-Verantwortliche.
Selbstverständlich kann sie keine Beratung ersetzten. Kommen Sie bei weiteren Fragen gerne auf mich zu!
In den letzten Jahren hat der Diskurs um künstliche Intelligenz (KI) den Fokus auf Aspekte wie Ethik, Verantwortung und Umweltschutz gelegt. Insbesondere ist der Begriff „Nachhaltige KI“ aufgetaucht, der für einen holistischen Ansatz steht. Dieser Artikel beleuchtet das Konzept der „Nachhaltigen KI“, das die Entwicklung von KI-Systemen im Einklang mit planetaren Grenzen anstrebt und ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigt. Hierbei steht das Wohl sowohl der heutigen als auch zukünftiger Generationen im Vordergrund. Im Gegensatz zu anderen KI-Konzepten, die sich hauptsächlich auf ethische oder technische Aspekte konzentrieren, umfasst „Nachhaltige KI“ einen breiteren Fokus, einschließlich der ökologischen Dimension. Es wird hervorgehoben, dass Unternehmen den Mehrwert von Nachhaltigkeitsstrategien nicht nur aus ethischer, sondern auch aus wettbewerbsfähiger Sicht erkennen.
Künstliche Intelligenz (KI) sorgt nicht nur aufgrund ihrer technologischen Fortschritte für Schlagzeilen, sondern auch wegen der ethischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen, die sie mit sich bringt. Konzepte wie „Ethische KI“, „Verantwortungsvolle KI“ und „Grüne KI“ sind im Diskurs rund um KI-Technologien immer präsenter geworden. Doch in letzter Zeit hört man immer häufiger auch von „Nachhaltiger KI“. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff und wie unterscheidet er sich von anderen KI-Konzepten? In diesem Artikel versuchen wir, Licht ins Dunkel zu bringen.
Nachhaltige KI: Potenzial der Technologie nutzen, ohne unsere Zukunft zu gefährden
Die Definition von „Nachhaltiger KI“ basiert auf der Idee, dass die Entwicklung und Anwendung von KI-Systemen im Einklang mit den planetaren Grenzen stehen sollten. Dabei geht es nicht in erster Linie um den Umweltschutz, sondern auch um die Ausgewogenheit von ökonomischen Dynamiken und den Erhalt des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ein holistischer Ansatz steht im Mittelpunkt, bei dem ökologische, ökonomische und soziale Faktoren berücksichtigt werden. Ziel ist es, KI so zu entwickeln und zu nutzen, dass sie sowohl den heutigen als auch den zukünftigen Generationen dient und nicht schadet (vgl. Rohde et al. 2021).
Kurz und knapp gesagt beschreibt „Nachhaltige KI“ „das Maß, in dem KI-Technologie in eine Richtung entwickelt wird, die die Bedürfnisse der Gegenwart erfüllt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.“ (Bjørlo et al. 2021, eigene Übersetzung).
Diese Definition basiert auf dem bahnbrechenden Brundtland-Bericht und betont den Nachhaltigkeitsgedanken und die Zukunftsorientierung. Im Kontext der Online-Entscheidungsfindung bezieht sich die Entwicklung nachhaltiger KI insbesondere darauf, die Art und Weise, wie KI-Technologie in menschliche Entscheidungsfähigkeiten eingreift, so zu gestalten, dass sie sowohl heutige als auch zukünftige Konsumenten berücksichtigt.
In diesem Kontext sollte KI nicht isoliert, sondern als Teil eines größeren Ökosystems betrachtet werden, das ökologische, ökonomische und soziale Faktoren miteinbezieht. Ziel ist es, KI verantwortungsbewusst und zum Wohl der gesamten Gesellschaft zu nutzen.
In dieser holistischen Perspektive hat KI das Potenzial, weit über direkte Nachhaltigkeitsinitiativen hinaus einen positiven Einfluss zu nehmen. Das Konzept betont die Notwendigkeit, KI-Systeme so zu entwickeln und einzusetzen, dass sie in eine nachhaltig-digitale Gesellschaft integriert werden können. Dabei sollten soziale und ökologische Dimensionen gleichwertig zur ökonomischen Dimension berücksichtigt werden. Das übergeordnete Ziel ist, ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Säulen der Nachhaltigkeit herzustellen und KI so zu gestalten, dass sie zukünftigen Generationen nützt und nicht schadet.
Im Vergleich zu anderen KI-Konzepten, die sich hauptsächlich auf ethische oder technische Aspekte konzentrieren, setzt „Nachhaltige KI“ einen breiteren Fokus und bindet die ökologische Dimension mit ein.
Definition Nachhaltige Künstliche Intelligenz („Sustainable AI“) in aller Kürze
Nachhaltige KI entstand konzeptionell aus der Nachhaltigkeitsbewegung und der nachhaltigen Entwicklung. Sie bezieht sich auf die Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien, die aktuelle Bedürfnisse erfüllen, ohne die Fähigkeiten zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen. Sie berücksichtigt ökologische, ökonomische und soziale Aspekte und betont den verantwortungsbewussten Einsatz von KI zum Wohl der gesamten Gesellschaft. Das Konzept weist deutlich über „Green AI“ oder auch „AI For Good“ oder KI für Nachhaltigkeit hinaus.
Sustainable AI emerged conceptually from the sustainability movement and sustainable development. It refers to the development and application of AI technologies that meet current needs without compromising the capabilities of future generations. It takes into account environmental, economic and social aspects and emphasizes the responsible use of AI for the benefit of society as a whole. The concept clearly points beyond „Green AI“ or even „AI For Good“ or AI for Sustainability.
Weitere KI-Konzepte im Überblick
In der schnell wachsenden KI-Landschaft sind viele Begriffe und Definitionen entstanden, die den Verantwortlichkeiten und Erwartungen gerecht werden sollen, die wir an KI-Systeme stellen. Sie reflektieren das wachsende Bewusstsein für die weitreichenden Auswirkungen von KI auf die Gesellschaft und die Notwendigkeit der Steuerung in der technologischen Gestaltung. Hier ein Überblick über relevante Konzepte, um KI gesellschaftlich wünschenswert zu gestalten.
Ethische KI: Die Idee einer „ethischen KI“ hebt die Notwendigkeit hervor, die Entwicklung und Anwendung von KI mit universellen moralischen Werten in Einklang zu bringen. Es geht nicht nur darum, Technologie um ihrer selbst willen zu schaffen, sondern sicherzustellen, dass sie den Menschen und der Gesellschaft im Ganzen dient. Dieses Konzept rückt immer mehr in den Fokus, da wir zunehmend erkennen, welche tiefgreifenden Auswirkungen KI auf alle Lebensbereiche haben kann, sowohl positive als auch negative.
AI For Good (KI für den guten Zweck): Inspiriert und gefördert durch Organisationen wie die UN ITU, legt dieses Konzept den Schwerpunkt darauf, KI gezielt zur Lösung globaler Herausforderungen und dem Erreichen der Sustainable Development Goalseinzusetzen. Es geht darum, Technologie als Mittel zum Zweck zu nutzen, um drängende soziale, wirtschaftliche und ökologische Probleme zu adressieren und so einen positiven Einfluss auf die Menschheit zu haben.
Beneficial AI (Nützliche KI): Das Hauptaugenmerk dieses Ansatzes liegt auf Sicherheit und Langzeitvorteilen. Es betont die Notwendigkeit, KI-Systeme zu entwickeln, die der Gesellschaft und Umwelt nützen, ohne potenzielle Schäden zu verursachen. Organisationen, die diesen Ansatz fördern, wie das Future of Life Institute, sind besonders daran interessiert, unbeabsichtigte und schwer vorhersehbare negative Folgen von KI zu verhindern.
Responsible AI (Verantwortungsvolle KI): Dieses Konzept betont den Prozess der KI-Entwicklung. Hier geht es darum, wie KI-Systeme entworfen, entwickelt und implementiert werden. Es fordert Standards und Verfahren, um sicherzustellen, dass KI-Technologien auf eine Weise entwickelt werden, die ethische und soziale Verantwortung berücksichtigt.
Trustworthy AI (Vertrauenswürdige KI): Initiiert und definiert von der EU High Level Expert Group, betont diese Idee die Rechtmäßigkeit, Ethik und Robustheit von KI-Systemen. Sie setzt strenge Anforderungen und bietet einen Rahmen, um sicherzustellen, dass KI-Systeme die ihnen zugewiesenen Aufgaben erfüllen, ohne rechtliche, ethische oder funktionelle Probleme zu verursachen.
Green AI (Grüne KI): Das Konzept bezieht sich auf Ansätze und Initiativen, die darauf abzielen, die Umweltauswirkungen und den Ressourcenverbrauch von KI-Systemen, insbesondere von ressourcenintensiven Deep-Learning-Verfahren, zu minimieren. Inspiriert von Bewegungen wie Green IT und Green Coding, zielt Green AI darauf ab, den Verbrauch von Rechenzeit, Strom, Kühlung und Rohstoffen zu reduzieren und die KI-Entwicklung nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten.
Babylonisches Begriffs-Wirrwarr und schwindelerregende Berge von Leitlinien
So sind eine Vielzahl von Begriffen und damit verbundener Konzepte entstanden, die von unterschiedlichen Organisationen verfolgt werden. Allein die damit verbundene Anzahl von Leitlinien und Tools lässt einen schwindelig werden:
Der „Global Index on Responsible AI“ listet 95 bestehende Instrumente und Rahmenwerke auf, die den ethischen, verantwortungsvollen oder vertrauenswürdigen Einsatz von KI fördern sollen.
Die NGO AlgorithmWatch sammelte in ihrem „AI Ethics Inventory“ 167 Leitlinien, die Grundsätze dafür festlegen, wie Systeme für die automatisierte Entscheidungsfindung (ADM) unter ethischen Gesichtspunkten entwickelt und umgesetzt werden können.
Die OECD führt über 600 Tools in ihrem Katalog für „Trustworthy AI“. Diese Werkzeuge und Messgrößen sollen KI-Akteuren helfen, vertrauenswürdige KI-Systeme und -Anwendungen zu entwickeln und zu nutzen, die die Menschenrechte achten und fair, transparent, erklärbar, robust, sicher und geschützt sind.
Während wir uns eventuell über den Anspruch einer guten KI-Entwicklung freuen wollen, stellt sich uns das so entstandene „babylonische Begriffs-Wirrwarr“ in den Weg. Dazu kommt noch: Weder gibt es einen Common Sense zur Nutzung der Begriffe, noch werden die oft zugrundliegenden KI-Ethik-Kriterien, wie Fairness, Transparenz, Erklärbarkeit, Benefizienz, Sicherheit, Überprüfbarkeit, in gleicher Weise verstanden und verwendet.
Damit stehen diejenigen, die KI-Anwendungen in Unternehmen und Organisationen im guten Sinn gestalten und nutzen wollen, die Entscheider*innen, Praktiker*innen und Strateg*innen vor einer offenbar nicht mit akzeptablem Aufwand zu beantwortenden Frage: Welches KI-Konzept und welche Leitlinie ist für uns geeignet?
Eine Antwort kann ich an dieser Stelle nicht bieten, aber möglicherweise Hilfestellungen, um sich ihr anzunähern.
Unterscheidung von Nachhaltiger KI zu anderen KI-Konzepten
Zunächst kann es hilfreich sein, sich die Unterschiede der KI-Konzepte deutlich zu machen. An dieser Stelle werden die KI-Konzepte jeweils im Vergleich zu Nachhaltiger KI diskutiert.
Ethische KI vs. Nachhaltige KI: Während ethische KI darauf ausgerichtet ist, moralische Werte und Grundsätze in die Technologieentwicklung einzubetten, legt nachhaltige KI den Schwerpunkt auf die langfristigen Auswirkungen und den fortwährenden Wert für zukünftige Generationen. Es geht nicht nur darum, was heute richtig ist, sondern auch darum, was morgen nachhaltig sein wird.
Responsible AI vs. Nachhaltige KI: Responsible AI (Verantwortungsvolle KI) konzentriert sich auf ethische und verantwortungsbewusste Gestaltungs-, Entwicklungs- und Anwendungsprozesse von künstlicher Intelligenz. Es betont die Einhaltung ethischer Grundsätze, Transparenz, Datenschutz und Sicherheit im unmittelbaren Kontext der KI-Technologie. Im Gegensatz dazu betrachtet Nachhaltige KI das Thema in einem ganzheitlicheren Rahmen, indem es ökologische, ökonomische und soziale Aspekte miteinbezieht. Das Ziel ist, KI-Systeme zu schaffen, die die aktuellen Bedürfnisse erfüllen, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen. Während Responsible AI den gegenwärtigen Einsatz von KI adressiert, legt Nachhaltige KI den Fokus auf Langfristigkeit und die harmonische Integration von KI in das gesamte gesellschaftliche Ökosystem.
AI for Good vs. Nachhaltige KI: „AI for Good“ konzentriert sich darauf, aktuelle soziale und ökologische Probleme mit KI zu adressieren. Nachhaltige KI betrachtet darüber hinaus, wie diese KI-Lösungen Menschen heute und zukünftige Generationen beeinflussen und sicherstellen, dass sie nicht zu neuen, unerwarteten Problemen führen.
Green AI vs. Nachhaltige KI: Während Green AI die ökologischen Auswirkungen von KI-Systemen direkt adressiert, geht nachhaltige KI weiter und berücksichtigt auch soziale und ökonomische Aspekte, um eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsperspektive zu gewährleisten.
Mehrwert der KI-Konzepte für den Business Case for Sustainability
Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von Nachhaltigkeit, nicht nur als ethische Verpflichtung, sondern auch als Mittel zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen und langfristiger Resilienz. In diesem Kontext kann die KI als mächtiges Instrument dienen. Doch wie unterscheidet sie sich von anderen KI-Konzepten in Bezug auf ihren Mehrwert für Unternehmen?
Im folgenden sind einige Stärken der einzelnen KI-Konzepte genannt. Je nach strategischer Positionierung und KI-Kontext können Entscheider*innen sich bei der Priorisierung von KI-Konzepten daran orientieren, um eine beste Passung zu finden.
Nachhaltige KI:
Agent für sozial-ökologischen Wandel: Unternehmen, die KI-Technologien im Sinne der Nachhaltigkeit gestalten, positionieren sich als verantwortlicher Agent der sozial-ökologischen Wandels. Dies kann Kundentreue stärken und neue Marktsegmente erschließen.
Langfristige Resilienz: Indem sie ökologische, soziale und ökonomische Aspekte berücksichtigt, hilft das Konzept der Nachhaltigen KI deb Unternehmen, potenzielle zukünftige Risiken zu identifizieren und abzumildern.
Stakeholder-Engagement: Ein Engagement für Nachhaltige KI kann das Vertrauen und die Zufriedenheit von Stakeholdern wie Kunden, Mitarbeitern und Investoren stärken.
Ethische KI:
Vertrauen schaffen: Unternehmen, die sich auf ethische KI konzentrieren, können das Vertrauen ihrer Kunden in ihre Produkte und Dienstleistungen stärken.
Reputationsmanagement: Durch die Beachtung ethischer Prinzipien können Unternehmen potenzielle PR-Krisen verhindern.
Responsible AI (Verantwortliche KI)
Robuste Systeme: Unternehmen, die Verantwortung in ihren KI-Entwicklungsprozessen betonen, neigen dazu, robusteren, verlässlichen und sicheren KI-Systemen zu schaffen.
Regulierungskonformität: Indem sie sich auf verantwortungsvolle Entwicklung und Implementierung konzentrieren, sind Unternehmen besser darauf vorbereitet, sich an sich ändernde Regulierungslandschaften anzupassen.
AI for Good:
Soziale Verantwortung: Unternehmen, die AI for Good-Initiativen unterstützen, können ihre Corporate Social Responsibility (CSR) stärken und gleichzeitig Lösungen für gesellschaftliche Probleme schaffen.
Marktinnovation: Durch den Einsatz von KI zur Lösung realer sozialer und ökologischer Herausforderungen können Unternehmen neue Marktchancen identifizieren.
Green AI:
Reduzierte Betriebskosten: Durch den effizienten Einsatz von Ressourcen können Unternehmen Kosten in Bereichen wie Energieverbrauch sparen.
Umweltbewusstes Branding: Unternehmen, die Green AI nutzen, können sich als ökologisch bewusste Marken positionieren und so eine spezifische Zielgruppe ansprechen.
Trustworthy AI (Vertrauenswürdige KI):
Vertrauensbildung: Wenn Kunden und Stakeholder wissen, dass ein KI-System vertrauenswürdig ist, erhöht dies ihr Vertrauen in das Unternehmen und seine Produkte.
Risikominimierung: Vertrauenswürdige KI reduziert das Risiko von Fehlentscheidungen durch KI, die finanzielle oder reputative Schäden verursachen könnten.
Regulierungskonformität: Trustworthy AI fließt in die EU Gesetzgebung des AI Act ein und bereitet Unternehmen daher auf die kommende Regulierung vor
Die ganzheitliche Vision der Nachhaltigen KI
Die Vielfalt der KI-Konzepte zeugt von dem wachsenden Bewusstsein für die multidimensionalen Auswirkungen von KI auf unsere Gesellschaft und Umwelt. Jedes Konzept hat seine eigenen Schwerpunkte und Betrachtungswinkel, die es wertvoll und relevant für unterschiedliche Anwendungs- und Forschungsbereiche machen.
Nachhaltige KI hebt sich in ihrer ganzheitlichen Betrachtung der Auswirkungen von KI hervor. Während Konzepte wie Ethische KI und Responsible AI sich hauptsächlich auf den gegenwärtigen Moment und die unmittelbare ethische und verantwortungsvolle Gestaltung und Implementierung konzentrieren, wirft die Nachhaltige KI einen Blick in die Zukunft und fragt, wie KI-Technologien langfristig zum Wohl aller beitragen können. „AI for Good“ und „Green AI“ sind beispielhafte Ansätze, die spezifische Bereiche von Nachhaltigkeit adressieren, jedoch fehlt ihnen die ganzheitliche Perspektive, die Nachhaltige KI mitbringt.
Während jedes KI-Konzept seinen eigenen spezifischen Mehrwert für Unternehmen bietet, stellt die Nachhaltige KI eine ganzheitliche Herangehensweise dar, die über die unmittelbaren technologischen Aspekte hinausgeht. Sie betrachtet KI im Kontext globaler Nachhaltigkeitsziele und kann Unternehmen helfen, sowohl kurzfristige als auch langfristige Vorteile zu erzielen. Es geht nicht nur darum, KI „richtig“ zu machen, sondern auch darum, sie „für das Richtige“ einzusetzen. Unternehmen, die diese Perspektive übernehmen, positionieren sich für zukünftigen Erfolg in einer immer komplexeren und vernetzteren Geschäftswelt.
Kritik und Zukunftsperspektive
Die Nachhaltige KI ist nicht ohne ihre Kritiker. Einige argumentieren, dass die ganzheitliche Vision zwar lobenswert, aber in der Praxis schwer umsetzbar ist. Die Implementierung nachhaltiger KI-Lösungen erfordert oft komplexere Designansätze, zusätzliche Ressourcen und gelegentlich Kompromisse bei der Performance. Zudem kann der Begriff „Nachhaltigkeit“ subjektiv interpretiert werden, was zu Uneinigkeiten darüber führen kann, was tatsächlich als nachhaltige KI gilt. Trotz dieser Herausforderungen zeigt die Zukunftsperspektive ein enormes Potenzial für die Nachhaltige KI. Mit dem wachsenden globalen Bewusstsein für die Dringlichkeit von Umwelt- und Sozialproblemen und der zunehmenden Bedeutung der Vereinten Nationen und ihrer Ziele für nachhaltige Entwicklung, wird die Nachhaltige KI wahrscheinlich eine zentrale Rolle in der technologischen Agenda der kommenden Jahrzehnte spielen. Es wird erwartet, dass zukünftige KI-Modelle intrinsisch darauf ausgerichtet sind, ökologische Fußabdrücke zu minimieren, ethische Standards zu integrieren und gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Daher, trotz der aktuellen Herausforderungen, könnte die Nachhaltige KI der Schlüssel zu einer verantwortungsvolleren und gerechteren Technologieentwicklung in der Zukunft sein.
Fazit: Mit Nachhaltiger KI auch an das „Morgen“ denken
Nachhaltige KI kann einen Rahmen bilden, der die besten Aspekte der anderen Konzepte integrieren kann, um KI-Technologien so zu gestalten, dass sie sowohl den aktuellen als auch den zukünftigen Generationen dienen. Es ist eine Erinnerung daran, dass Technologieentwicklung nicht nur um Fortschritt und Innovation gehen sollte, sondern auch darum, wie dieser Fortschritt sich langfristig auf unsere Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt auswirkt. Es fordert uns heraus, nicht nur an das „Jetzt“ zu denken, sondern auch an das „Morgen“ und an die zukünftigen Generationen.
Bjørlo, L.; Moen, Ø.; Pasquine, M. (2021) The Role of Consumer Autonomy in Developing Sustainable AI: A Conceptual Framework. Sustainability 2021, 13, 2332. https://doi.org/10.3390/su13042332
Brundtland, Gro Harlem (1987) Report of the World Commission on Environment and Development: Our Common Future. United Nations.
Rohde, Friederike; Wagner, Josephin; Reinhard, Philipp; Petschow, Ulrich; Meyer, Andreas; Voß, Marcus; Mollen, Anne (2021) Nachhaltigkeitskriterien für künstliche Intelligenz. Entwicklung eines Kriterien- und Indikatorensets für die Nachhaltigkeitsbewertung von KI-Systemen entlang des Lebenszyklus. IÖW-Schriftenreihe 220/21 https://www.ioew.de/publikation/nachhaltigkeitskriterien_fuer_kuenstliche_intelligenz (Zugegriffen am 3.10.2023)
Stix, Charlotte (2022) Artificial intelligence by any other name: a brief history of the conceptualization of “trustworthy artificial intelligence”. Discov Artif Intell2, 26 (2022). https://doi.org/10.1007/s44163-022-00041-5 (Zugegriffen am 03.10.2023)
„Wir stehen vor großen globalen Herausforderungen. Das Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeitist eine offene Plattform für alle, die sich für eine nachhaltige Gesellschaft einsetzen.“ WiseWay ist (selbstverständlich) dabei!
Vor wenigen Tagen ging die Plattform Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit ans Netz. Es handelt sich um eine Initiative des Rats für Nachhaltige Entwicklung.
Warum sind wir dabei und warum solltet ihr Eure Organisation auch registrieren?
Die Herausforderung die Sustainable Development Goals bis 2030 zu erreichen, ist gigantisch. Wir schaffen dies nur gemeinsam.
Auf der Plattform treffen sich die Nachhaltigkeitsakteure in Deutschland. Man trifft also Gleichgesinnte.
Es geht hier um Vernetzung. Das ist die wichtigste Grundlage für gemeinsames Handeln.
Aktivitäten für Nachhaltigkeit werden sichtbar. Damit kann eine Initiative Unterstützer:innen gewinnen und wachsen.
Im Bildungskontext wurde in den letzten Jahren sehr umfangreich die mangelnde Digitalisierung der Ausstattung, der Bildungsformate und auch der fehlende Aufbau von Digitalkompetenzen bemängelt. Dabei ist schon die Kernausrichtung unpassend: Nicht Digitalisierung der Bildung ist das gemeinsame gesellschaftliche Ziel, sondern eine öko-soziale Transformation für mehr Nachhaltigkeit.
„Die Befähigung zur nachhaltigen Gestaltung von Digitalisierungsprozessen und die Befassung mit den ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen der Digitalisierung soll ein weiterer Schwerpunkt für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sein.“ (Nationale Plattform BNE im Positionspapier Digitalisierung)
Digitalisierungsprozesse entfalten selbst große gesellschaftlich transformative Kräfte – mit „unerwünschten Nebenwirkungen“ und entgegen der Ziele der Nachhaltigkeit. Die Beispiele kennen wir alle: mehr Klimaemissionen, mehr Elektroschrott, mehr Konsum, weniger Selbstbestimmung, weniger Solidarität. Digitalisierung zeigt heute bereits, dass sie z.B. mit besserer Gesundheit und Bildung, bei sozial-ökologischen Bedingungen der Lieferkette, Daten für den Klimaschutz zur Nachhaltigkeit beitragen kann. Neben diesen Widersprüchen besteht ein weiteres Problem: Selbst die 17 Sustainable Development Goals (SDG) mit ihren 169 Unterzielen sind nicht ohne Zielkonflikte.
Digitalisierung als Förderer der Nachhaltigkeit zu gestalten und einzusetzen, verlangt das Verständnis und den Einsatz aller gesellschaftlichen Akteure. Insbesondere sind als Multiplikatoren die Pädagoginnen, Aus- und Weiterbildner gefragt.
Neue Bildungsmaterialien „Praxisboxen digital nachhaltig“ erschienen
Die neun Praxisboxen im Überblick
In den vergangenen Monaten haben Dr. Ingrid Schöll, Direktorin der vhs Bonn, und ich eine modulare Handreichung für Dozent*innen in den Volkshochschulen und anderen Bereichen der Erwachsenenbildung entwickelt, die mit neun Praxisboxen die Themen Klimagerechtigkeit und soziales Miteinander sowie Digitalisierung in den Lernkontext stellt. Sie liegt als Broschüre gedruckt sowie zum Download vor und wurde in CC BY SA 4.0-Lizenz veröffentlicht.
Ziel der Broschüre „Praxisboxen digital nachhaltig“ ist es, Lehrende bei der Planung und Lehre zu unterstützten. Die Praxisboxen enthalten verständliche Tools, barrierearme Dateien sowie Empfehlungen zu der Moderation von Meinungslagern in Lerngruppen. Wichtig war uns dabei auch die Komplexität der Wechselwirkungen zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit in den einzelnen Themen mit aufzugreifen und derzeit bestehende Widersprüchlichkeit zu adressieren.
Als Themenfelder nachhaltiger Digitalisierung wurden erarbeitet: Teilhabe, Klima- und Ressourcenschutz, Privatheit, Selbstbestimmung und Wohlbefinden.
Praxisbox digital nachhaltig „Always on? Klimasensibel lehren“
Die Praxisboxen umfassen (für den Anfang) folgende Module:
Die Materialien wurden von der Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn, der Volkshochschule Bonn sowie dem Amt für Internationales und globale Nachhaltigkeit herausgegeben und bei der
Praxisbox digital nachhaltig „Sharing is caring: Lermaterial für alle“
Es ist unser Wunsch, dass die Materialien möglichst viele Anwender:innen finden sollen. Sie sollen möglichst genutzt werden, um weitere – und auf die jeweilige Lernsituation passendere – Materialien zu erstellen. Daher sind sie als freies kulturelles Werk unter CC BY-SA -Lizenz (Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen) erschienen.
Wir freuen uns daher über Integration in OER-Datenbanken, redaktionelle Beiträge, Posts sowie Feedback zum Einsatz, zur Nutzung oder Weiterentwicklung!
Dörr S, Schöll S (2022) Praxisboxen digital nachhaltig. Eine modulare Handreichung für Dozent:innen in der VHS und anderen Bereichen der Erwachsenenbildung. Herausgegeben von der Stadt Bonn.
Mit einer Unternehmenssicht werden in der Publikation unterschiedliche Aspekte des Themenkontexts aufgegriffen, wie Klimaneutralität, Entwicklungslinien einer nachhaltig digitalen Transformation und Top-Handlungsfelder für die nachhaltige Transformation. Praxistipps und Best Practices geben Anregungen für eigene konkrete Handlungsschritte.
Bernhard Steimel schreibt in seinem Vorwort: „Wir finden: Die aktuelle Diskussion [um Nachhaltigkeit] ist zu defensiv und stellt oft nur die Kosten in den Vordergrund. Demgegenüber empfehlen wir, Nachhaltigkeit als strategische Investition in die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens zu betrachten. Unsere These lautet: Nachhaltigkeit und Digitalisierung gehen Hand in Hand. Mit verantwortungsvoller Digitalisierung lässt sich die Nachhaltigkeit beschleunigen, beide Themen gemeinsam erschließen neue Wertschöpfungsquellen.“
Dem kann ich nur zustimmen. Ich danke Bernhard Steimel für die anregenden Fragen als Interviewpartner und freue mich, wenn viele Unternehmer:innen das Thema aufgreifen!
Bitte zitieren als: Dörr S (2022) Verantwortliche Digitalisierung zum Erreichen von Nachhaltigkeit beschleunigen. Interview. In: Steimel B, Steinhaus I (Hrsg.) Trendbook Nachhaltigkeit mit Digitalisierung. Wie Unternehmen ihre nachhaltige Transformation beschleunigen. https://www.smarter-service.com/downloads/trendbook-nachhaltigkeit-mit-digitalisierung/ Zugegriffen am 20.3.22
Menschen wollen heute Nachhaltigkeit und erwarten dies auch von Unternehmen. „Einfach wäre es nun, Unternehmen zu empfehlen, diese Zuwendung zur Nachhaltigkeit für Produktentwicklung, Marketing und Kommunikation zu nutzen. Aber aus unserer Sicht ist das Potenzial durch handlungsorientierte Kundinnen und Kunden für purpose-orientierte Markenunternehmen weit größer.“ Das eigene unternehmerische Engagement für nachhaltigen Impact mit dem der Kundinnen und Kunden in „Engagement Communities“ zu verbinden, darum geht es in meinem neuesten Artikel, der gerade im aktuellen FAZ Magazin Verantwortung erschienen ist.
Daraus entstehen eine Reihe von Chancen für Unternehmen, die Corporate Purpose, Sustainable Impact und Markenbindung miteinander verknüpfen wollen. Ich bin sehr stolz, die Idee von Engagement Communities gemeinsam mit Florian Andrews, Grüner Hering, Falk Frede, ff Markenstrategie und Manuela Teinert, jetzt Chief Financial Officer mymoria GmbH, konkretisiert und weiterentwickelt zu haben.
Lest selbst, was darunter zu verstehen ist, was Grenzen und Schlüsselfaktoren sowie erste Schritte sind. Der gesamte Artikel im aktuellen Heft von FAZ Magazin Verantwortung findet sich hier online.
Im Februar geht es um Corporate Digital Responsibility bei nachhaltig.digital. Dazu gibt es Beiträge, Podcasts und eine Paneldiskussion „Bausteine im Dialog Corporate Digital Responsibility“ am Donnerstag, 24. Feb. 2022 von 11:00 bis 12:00. Ihr bekommt dort einen Überblick über CDR zu bekommen und lernt Praxisbeispiele kennen! Ich freue mich mit dabei zu sein.
„Nice-to-have“ oder wirtschaftliche Notwendigkeit?“, das war die Kernfrage in der 5. Folge von Deutschland Digital bei CISCO, die am 30.11.21 gestreamt wurde. Ich war als Expertin für Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Corporate Digital Responsibility eingeladen. Jutta Gräfensteiner, Direktorin Deutschland Digital & Country Plan bei Cisco Deutschland moderierte mit Kompetenz und führte das Interview.
Zu folgenden Punkten sprachen wir:
Wie passen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen?
Ist die Digitalisierung eher eine Gefahr oder eine Lösung für Nachhaltigkeit?
Was sind die Schwerpunkte der Corporate Digital Responsibility (CDR)?
Warum sollten sich Unternehmen mit CDR beschäftigen?
Wie ist denn der Stand der CDR in Deutschland?
Nach mir sprach Jutta Gräfensteiner mit Bernd Schmalzidt, Senior Director, Sustainability Ecosystem bei SAP. Er ordnete die Themen für SAP ein und stellte die Umsetzung dar. Ich fand dies eine gelungene Mischung aus Experteneinordnung und Praxisbeispiel.
CISCO Deutschland Digital (2021) „Nice-to-have“ oder wirtschaftliche Notwendigkeit: Nachhaltigkeit in Zeiten der Digitalisierung. Video 28:20 min. https://video.cisco.com/video/6277093269001. Zugegriffen am 1.12.21
Das Forum Wirtschaftsethik vom Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik befragt seit einigen Wochen Expert:innen zur Fragestellung: Wie verändert sich in diesen Zeiten der Unsicherheit die Bedeutung von Verantwortung und CSR in Unternehmen? Auch ich war eingeladen, mich unter der Rubrik “5 Fragen an…” zu äußern.
Das Ergebnis des Interviews mit mir können Sie hier nachlesen. Besonders spannend aber ist es, die Interviews der etwa 20 weiteren Expertinnen und Experten im Vergleich zu lesen. Wie unterschiedlich doch die Antworten aus den verschiedenen Perspektiven heraus ausfallen! Wie würden Ihre lauten?
Beim CDR Summit 2021 durfte ich die Key Note mit dem Titel „Wieso Digitalisierung unternehmerische Verantwortung braucht: Corporate Digital Responsibility wahrnehmen“ halten. Ich entschied mich für sieben Thesen, um zur Umsetzung von CDR zu motivieren. Die Bildmotive mit dem sieben Thesen veröffentliche ich hiermit. Ich hoffe, Sie gefallen Euch!