Ja, die Digitalisierung hat die Coronakrise positiv beeinflusst und verändert die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. „Coronathemen“ sind vielfach mit Digitalisierung verbunden und auch allesamt Nachhaltigkeitsthemen. Dennoch ist unklar, ob die Corporate Responsibility dadurch gestärkt wird (oder z.B. aufgrund von Sparmaßnahmen unter Druck gerät). Die Themen der Digital Responsibility geraten jedenfalls auch auf den Radar.
Das ist meine Zusammenfassung einer Kurzumfrage, die vom 25. bis zum 30. April 2020 mit Mentimeter.com durchgeführt und in Nachhaltigkeitsexperten-Communities öffentlich sowie unter den Alumni des Center for Sustainability Management verteilt wurden. 53 Personen beteiligten sich, beantworteten jedoch nicht alle Fragen.
Die Ergebnisse finden sich im Detail auf den Charts anbei.
Folgende aktuelle Themen der Coronakrise standen zur Auswahl:
Virtuelles Arbeiten/Home Office
Tracking und Tracing durch Gesundheits-Apps
Bedingungsloses Grundeinkommen
Nachbarschaftshilfe und lokale Solidarität
Aufwertung von Sozialberufen
Saubere Luft/Umwelt
Geringere CO2-Emissionen
Rückverlagerung von Produktion
Digitalisierung der Schule/Bildung insg.
Mündiger/kompetenter Umgang mit digitalen Medien
Durch digitale/soziale Medien in Kontakt bleiben
Konsumveränderung
Mentale Gesundheit bei “Social Distancing”
Pandemie zeigt globale Vernetztheit
Gesundheit und Wohlbefinden jedes Einzelnen zählt
Medienkonsum und Mediensucht
Die Auswahl der Themen erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern ergaben sich in einem Brainstorming aus den Themen, die mir für den Kontext von Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit als relevant erschienen.
Ich freue mich über Kommentare oder Ideen zur Weiterführung! Ich versende die Ergebnisse bei Interesse auch gerne als PDF. Dazu einfach eine Mail an saskia.doerr@wiseway.de.
In jeder Krise kann eine Chance liegen – daher wird derzeit viel darüber geschrieben, inwieweit die Coronakrise zu mehr (globaler) Nachhaltigkeit führen könnte. Eine Bereicherung der Diskussion fand ich die globale Perspektive zur „planetaren Gesundheit“ von Nicole de Paula vom Institute for Advanced Sustainability Studies in Potsdam.
Was ich bisher zum Thema Nachhaltigkeit und Corona wahrgenommen habe: Die einen sehen Zeichen für mehr Nachhaltigkeit durch die positiven Nebeneffekte auf Umwelt und Klima, die die Krise mit sich bringt, wie erhöhte Luftreinheit oder verminderte CO2-Emissionen. Sie sind jedoch temporär und könnten aufgrund der Belastung der wirtschaftlichen Strukturen und nun fehlender staatlicher und unternehmerischen Mittel zum „Pyrrhussieg“ werden. Andere bewerten die gegenseitige menschliche Unterstützung, die wir aktuell erleben, als Zeichen größerer gesellschaftliche Solidarität und einer Transformation mit weniger Konsum und weniger Arbeit zu sehen. Und wieder andere denken darüber nach, ob das Erleben der eigenen Sterblichkeit und die Neujustierung der persönlichen Prioritäten zu einem „neuen Mindset“ führen kann, das „die Welt zu einem besseren Ort“ macht.
Wirklich bereichernd fand ich in diesem Zusammenhang die Perspektive von Nicole die Paula, die die Pandemie global und auch im Kontext von Klimawandel beleuchtet. Sie führt an, dass die Ausbreitung des Coronavirus die existentiellen Risiken einer globalisierten Welt für uns alle spürbar und erlebbar macht. Sie bringt das folgendermaßen auf den Punkt:
„The current pandemic makes a well-known problem, the false promise of infinite growth, more tangible. This matters because it is the first time people are feeling a crisis and not merely acknowledging its existence. This could have radical implications in terms of future behaviour, a vital ingredient to drive societal change towards a more sustainable future.“
Die Pandemie macht die Globalisierung und damit das Versprechen der Globalisierung, das unendliche Wachstum, spürbar – als ein eigenes Erleben und nicht „nur“ eine Zahlen- und Wissenschafts-basierte rationale Anerkennung. Für Nicole de Paula ist es diese Wahrnehmungsveränderung, die unser Verhalten radikal verändern kann und einen Baustein für einen gesellschaftlichen Wandel für mehr Nachhaltigkeit darstellen kann.
In meinen Worten: Wir erleben gerade die globale Welt am eigenen Leib als Gefahr für unser Leben, wie noch niemals zuvor. Und wir erleben, wie sehr wir alle weltweit dabei verbunden und voneinander abhängig sind.
Die Auswirkungen der Pandemie betrifft insbesondere die Menschen in armen und ärmsten Ländern mit schlechten Gesundheitssystemen, engen Wohnsituationen und schlechten hygienischen Bedingungen, so de Paula. Ich persönlich empfinde unsere Situation in Deutschland hier bei aller Belastung und unklaren Auswirkungen als äußerst privilegiert. Wir werden mit als erstes eines Impfstoff bekommen. Viele andere nicht.
De Paula fokussiert die Idee der nachhaltigen Entwicklung – „Heute nicht auf Kosten von morgen, hier nicht auf Kosten von anderswo“ – auf die Verantwortung für die Gesundheit aller Menschen als Teil der Verantwortung für den Planeten. Sie nutzt dafür den Begriff der „planetaren Gesundheit“.
„One powerful message from the COVID-19 pandemic is that we are all in this together and, indeed, there is no Planet B. Everyone can be a part of the solution by altering their behaviour, while individualistic and irresponsible actions can have deadly effects on the most vulnerable populations.“
Möglicherweise kann dieses schockhafte Erlebnis der Pandemie dazu führen, uns wir uns nicht nur lokal und national verbunden, sondern weltweit systemisch vernetzt fühlen. Wir könnten stärker als bisher eine globale Solidarität entwickeln und den Umgang mit der Klimakrise und anderen globalen Herausforderungen verändern.
Seit kurzem habe ich etwas mit dem Kabarettisten Vince Ebert, der Microsoft-Deutschland-Chefin Sabine Bendiek, dem MdB Konstantin von Notz, der Vorsitzenden des Rats für nachhaltige Entwicklung Marlehn Thieme und Friday-for-Future-Aktivistin Greta Thunberg gemeinsam: wir alle haben einen Beitrag im Magazin „Verantwortung“ mit dem Titel „Digitalisierung – den Wandel gestalten“ (Ausgabe 2/2019) des F.A.Z. Instituts.
Ohne Frage: Das ehrt mich ungemein!
Das schön gestaltete und hochwertige Magazin mit anregenden Beiträgen lässt sich hier bestellen.
Den Text meines Artikels „Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen denken – Vorhandene CSR-Instrumente und neue Handlungsfelder verbinden sich zur Corporate Digital Responsibility“ veröffentliche ich zum Nachlesen an dieser Stelle.
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Digitalisierung und Nachhaltigkeit verfolgen unterschiedliche Utopien: Für die „vierte industriellen Revolution“ bestehen hohe Erwartungen an positive wirtschaftliche Effekte – bis hin zu wahlweise Allmachts- oder Weltuntergangsszenarien. Nachhaltigkeit dahingegen gilt als „moralischer und ökonomischer Imperativ des 21. Jahrhunderts“ und wird von Institutionen wie den United Nations, Kirchen oder den G20 und zivilgesellschaftlichen Bewegungen wie #FridayForFuture unterstützt. Digitalisierung und Nachhaltigkeit gemeinsam ist ihre transformative Wirkung auf die Art und Weise wie wir leben.
„Winde des Wandels, die aus zwei verschiedenen Richtungen wehen, konvergieren zu einem perfekten transformativen Sturm in der globalen Wirtschaft.“ formulieren David Kiron und Gregory Unruh in ihrem Beitrag „The Convergence of Digitalization and Sustainability”.
Daher lohnt es sich ein zukunftsgerichteter Blick auf ihre Wechselwirkung für Unternehmer und Führungspersönlichkeiten.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die wesentlichen Einflussbereiche für die globale Wirtschaft. Beide Effekte wirken in hohem Maße auf Märkte und Organisation. Beispielsweise beim Thema „saubere Technologie“, bei umweltfreundlicher Produktion oder beim Wandel einer Marke zu einem nachhaltigen Unternehmen. Unternehmen können davon profitieren, wenn sie Nachhaltigkeit Digitalisierung konvergent betrachten, da beide die Markt- und Organisationsbedingungen verändern. Es ergeben sich Chancen für Reputation, Verbrauchervertrauen und Innovation.
Digitalisierung fördert Nachhaltigkeit. Digitale Tools reduzieren den ökologischen Fußabdruck oder können Rohstoffe in einer fairen Lieferkette verfolgen. Manche gehen davon aus, dass nur mit Hilfe digitaler Technologien die „Sustainable Development Goals“ der United Nations (UN) bis 2030 noch erreicht werden können. De-Materialisierung – ein Kernversprechen der Digitalisierung – könnte zum Beispiel die Kohlendioxidemissionen um 20% gegenüber „Business as usual“ reduzieren, so eine Studie der Global e-Sustainability Initiative. Künstliche Intelligenz (KI) kann für Klimaschutz und Biodiversität eingesetzt werden.
Hochrechnungen der UN-Studie „2030 Vision“ gehen von einem Marktvolumen von 12 Billionen US-Dollar durch Kosteneinsparungen und neue Umsätze aus dem Einsatz von Digitalisierung für nachhaltige Entwicklung aus.
Digitalisierung stellt selbst eine Herausforderung für eine faire, gerechte und umweltfreundliche Entwicklung dar. Denn auch Bits & Bytes haben eine materielle Grundlage, wie im Buch „Smarte grüne Welt“ von Steffen Lange und Tillmann Santarius detailliert vorgerechnet wird. Beispielsweise Smartphones werden immer schneller ausrangiert und landen in den ärmeren Regionen der Welt, um dort ohne Gesundheits- oder Umweltschutz entsorgt zu werden: Der „Müllberg“ des Elektroschrotts ist inzwischen weltweit 43 Megatonnen groß. Und obwohl sie immer energieeffizienter werden, führt die Mehrnutzung zu einem Anstieg des Energieverbrauchs, dem sog. „Rebound Effekt“. In Europa trägt Informations- und Kommunikationstechnologie zu 4% zu den unerwünschten Treibhausgasemissionen bei, die „schmutzige“ Luftfahrt nur zu 3 %.
Als zukunftsweisend gilt es, einen „Net Zero Carbon Footprint“, d. h. eine neutrale CO2-Bilanz über den Lebenszyklus von Produkten, zu erzielen, und „Zero Waste“, d.h. „Null Abfall“ beispielsweise durch eine digital-gestützte „Circular Economy“, anzustreben.
Digitales Business zeigt eigene „unerwünschte Nebenwirkungen“ und erzeugt Risiken für Gesellschaft und Unternehmen. Mit der Digitalisierung geht die Sammlung großer Datenmengen von individuellen Nutzern einher. Das bringt wichtige geschäftliche Vorteile und hilft Unternehmen durch Personalisierung Produkte der nächsten Generation zu entwickeln und neue Märkte erschließen.
Dabei entstehen neue Schwachstellen, wie die Angreifbarkeit digitaler Unternehmens-Assets durch Cyberkriminalität oder die Legitimität digitaler Geschäftsmodellen, die die Privatsphäre von Nutzern minimieren. Die Diskussion um die ethischen Grenzen des Einsatzes von Big Data, KI und Co. läuft. Nach einer Studie ConPolicy-Instituts erwartet die Mehrzahl von Bürgerinnen und Bürger Verantwortung für die gesellschaftlichen und kulturellen Folgen der Digitalisierung sowohl von Staat und Politik (83 %) als auch von den Unternehmen (88 %). Aber die meisten sind auch der Meinung, dass dieser Verantwortung bisher nicht ausreichend nachgekommen wird.
Die damit verbundenen Unsicherheiten führen zu einer Krise des Vertrauens gegenüber Unternehmen, dies zeigen eine Reihe Studien zum Beispiel von der Unternehmensberatung Accenture oder dem Verband Bitkom. Kunden fühlen sich verunsichert durch Daten-“Hacks“ und „unethischer“ Nutzung von persönlichen Daten. Sie verlangen aktive Datenkontrolle und eine „Daten-Dividende“, wenn sie Daten kommerziell nutzbar machen sollen. „Personalisierte“ Manipulationen von Kaufverhalten durch Online-Werbung, wirtschaftliche Diskriminierungen durch „Profiling“ oder Überwachung durch KI am Arbeitsplatz korrumpieren das Menschenrecht auf Integrität und Privatsphäre. Es herrscht Misstrauen gegenüber dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Algorithmen.
Mit einer stärkeren Regulierung ist zu rechnen – wie diese aussehen wird, ist heute noch unklar. Zum Erhalt des Vertrauens von Kunden und Öffentlichkeit passen sich Unternehmen heute durch digital-ethisches Handeln den veränderten Erwartungen an: Sie geben bspw. Kunden Kontrolle über die eigenen Daten, steigern deren Vorteile für den Austausch der Daten, stärken das Gemeinwohl, indem sie Datenpools öffnen oder den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unternehmen beschränken bzw. überprüfbar machen.
Dieses verantwortliche Unternehmenshandeln in einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft wird Corporate Digital Responsibility (CDR) genannt.
Unternehmensverantwortung entwickelt sich zu Corporate Digital Responsibility. CDR bezieht sich einerseits auf die Beachtung digitaler Nachhaltigkeit und anderseits auf Berücksichtigung der sozialen, ökonomischen und ökologischen Wirkungen digitalen Unternehmenshandelns in der Welt. Dabei handelt es sich um freiwillige unternehmerische Aktivitäten, die über das gesetzlich Vorgeschriebene hinausgehen.
„Corporate Digital Responsibility kann einen wesentlichen Beitrag dafür leisten, für Fairness zu sorgen und die digitale Transformation zum gemeinsamen Vorteil aller sowie einer nachhaltigen Entwicklung auszubalancieren“, so das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz.
Aufgrund des tiefgreifenden digitalen Wandels, der alle Branchen umfasst, handelt es sich nicht nur um ein Verantwortungsgebiet der Digital-, IT- oder ITK-Branche: CDR ist vielmehr für alle Unternehmen mit digitalen Unternehmensprozessen und Geschäftsmodellen von Bedeutung.
Für CDR ist (noch) kein Standard in Unternehmen, sondern bietet Gestaltungsspielraum für Pioniere. Die vorhandenen Erkenntnisse, Instrumente und praktischen Erfahrungen der Corporate (Social) Responsibility bieten eine „Blaupause“. Ökonomisch motiviert werden Alleinstellungsmerkmale gebildet und Wettbewerbsvorteile zu einem Business Case für (digitale) Nachhaltigkeit aufgebaut, von dem sowohl Unternehmen als auch Gesellschaft bzw. Umwelt profitieren.
Zitieren als: Dörr, Saskia „Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen denken – Vorhandene CSR-Instrumente und neue Handlungsfelder verbinden sich zur Corporate Digital Responsibility“, in: Magazin Verantwortung, 02/19, 2019, S. 34-36.
MENSCHpunktNUll ist ein kollaborativ entstandenes Buch zu Gestaltungsansätzen für die digitale Gesellschaft. Es entstand aus einem Impuls von Andreas Schiel und Andreas Seidel. Ihr findet darin „quer gedachte“ Ansätze zur Suche nach Menschlichkeit im „Maschinenzeitalter“, Ideen zur „Future Proof Company“, zu vertrauenswürdiger Digitalisierung und der Renaissance des Vertrauens sowie dem Konzept der „informatisierten Energie. Ich freue mich sehr, dass die Idee des „SmartCheck für Nachhaltige Apps“ von Damian Paderta und mir darin veröffentlicht wurde. Für diejenigen, die es ganz eilig haben, ab Seite140 ;-). Es ist in dieser Woche zum Download erschienen und Sie/ihr bekommt es hier bei mir.
Wenn Du zu dem Thema weiter informiert werden möchtest, freue ich mich über Deine Anmeldung zu meinem Newsletter! Hier rechts —>>>>
Einige Worte zur Entstehungsgeschichte
Am Anfang wurde in bester digital-kultureller Manier von „den Andreassen“ offen gefragt, wer Lust hätte bei einem solchen Buch mitzumachen und ein Buchkapitel beizusteuern.
Ich habe Andreas Schiel bei Twitter und Andreas Seidel bei XING vor einigen Jahren kennengelernt. Andreas twitterte als Philosoph unter @digi_human zum Thema „menschzentrierte Digitalisierung“ und wir lernten uns bei der D2030-Konferenz im Sommer 2017 in Berlin auch persönlich kennen. (Ich finde das immer wieder beeindruckend, wenn ich die Einstellungen und Aussagen von jemandem im Netz kennenlerne und ihn oder sie dann persönlich treffe: das fühlt sich oft nah und vertraut an.) Auf dieser tollen Zukunftskonferenz wurden mit wissenschaftlichen Methoden erstellte Szenarien für Deutschland bis 2030 diskutiert – für mich ein wichtiges Signal, dass es mehr Menschen gibt, die den Handlungsdruck spürten, und das in einer Zeit, in der manche von „Zukunftsvergessenheit“ sprachen.
Aus dem Impuls, die Ideen aus Berlin weiterzutragen, entstand eine D2030-Rheinland-Gruppe, auf der lernte ich dann auch Andreas Seidel persönlich kennen. Er hatte auf XING das Forum für Verantwortung in der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft initiiert und prangerte dort u. a. die „blinden Flecken“ der Digitalisierung zum Thema Strom- und Energieverbrauch an.
Als die Anfrage zum Buchprojekt eintraf, befand ich mich mit Damian Paderta in intensiver und tiefer Diskussion wie Digitalisierung wirklich gesellschaftlich und für jede/n gelingen kann. Unsere Vision: eine Unterstützung für Entscheider und Designer von Apps und digitalen Services es zukünftig „besser“ zu machen. Und so kam es zur Entwicklung des „Smart Checks für Nachhaltigkeit“, einer Methode, beim „Sustainable Design“ von Apps unterstützt. Unser Ansatz und die Anwendung auf den „Schutzranzen“, einem Projekt u.a. von VW, indem Schulkinder getrackt wurden, ist im Buch nachzulesen.
Es fanden sich eine Reihe weiterer Menschen, die sich beruflich und persönlich für eine lebenswerte digitale Gegenwart und Zukunft einsetzen und die Lust hatten, ein Buchkapitel zu schreiben. Die Inhalte der Kapitel wurden frei gewählt und so sind sie facettenreich und persönlich – wie Menschen eben so sind. Alle gemeinsam ist, dass sie Lust machen sollen auf Reflexion und Diskurs. Jeden der Autorinnen und Autoren kann man direkt via Social Media oder E-Mail ansprechen.
Natürlich gehört zu einem solchen Buch sehr viel Enthusiasmus und Engagement der Initiatoren – vielen Dank auch an dieser Stelle an die beiden Andreasse! Und das Buch hat zudem gehörig durch witzige Grafiken gewonnen, die Damian beigesteuert hat. Dank auch Dir.
Und nun: Viel Spaß beim Entdecken unserer Gedanken und Ideen in MENSCHpunktNULL! Ich freue mich auf Rückmeldung von Ihnen und Euch!
Vor kurzem durfte ich für das handwerk Magazin ein Interview zur
digitalen Nachhaltigkeitsstrategie von KMU geben. Es ist inzwischen unter dem
Titel Digitale Nachhaltigkeitsstrategie:
„Unternehmer müssen auch digital verantwortlich handeln“ erschienen
und hier
nachzulesen.
Das Thema ist mehr als spannend, denn auch traditionsreiche
Wirtschaftszweige wie das Handwerk werden von der Digitalisierung stark
verändert: Sie können bspw. neue Marketing- und Vertriebswege gehen, ihre
Dienstleistungen vermitteln lassen, die Kundenbeziehung von Anfang an über
Social Media ganz persönlich gestalten. Digitaltechnologie bietet effizientere
Produktionsmethoden, z. B. via 3D-Druck, dem Einsatz von Robotik oder Augmented
Reality. Das „Werk“ als individuelles Produkt kann durch neu in den Mittelpunkt
gesetzt werden.
Plattformen erobern das
Handwerk
Doch auch die Herausforderungen steigen. Durch die neuen
Vermarktungsplattformen herrscht mehr Vergleichbarkeit, neuer Wettbewerb. Es entsteht
Anpassungs- und Veränderungsdruck. Anpassungen der Geschäftspraktiken bedeutet
Investition in Geld und Zeit.
Plattformen sind das „Herz der Digitalisierung“. Bekannte Player wie „Uber“, „AirBnb“, „Lieferando“ und natürlich „Amazon“ gehören zur sog. Plattform-Ökonomie. Sie verkaufen Verbindungen statt Güter oder Dienstleistungen.
Diese digitalen Plattformen erobern nun nach und nach weitere Märkte,
wie auch das Handwerk. Neben bereits etablierten Vermittlungsplattformen für
Handwerk (wie z. B. myhammer.de) gibt es inzwischen auch welche, die Handwerkerleistungen
anbieten ohne jedoch selbst Handwerker als Mitarbeiter zu haben. So wie „Uber“
keine Taxis hat und „AirBnB“ keine Zimmer. Beispiele für Renovierungen aller
Art aus dem Netz sind myster.de, renovinga.de oder homebell.com. Ein Beispiel
für einen Spezialanbieter ist stegimondo.de, der „Dachdecker im Netz“.
Mit ihren „Plattform“-Geschäftsmodellen verbinden sie als Intermediäre oder Vermittler verschiedene Akteursgruppen in mehrseitigen Märkten miteinander. IT-Plattformen sind die informationstechnologische Grundlage der Plattform-Ökonomie.
Vorteile der Plattformen für Nutzer
“A platform is a business based on enabling
value-creating interactions between external producers and consumers.” Eine Plattform ist
ein Geschäft, das auf der Schaffung wertschöpfender Interaktionen zwischen
externen Produzenten und Konsumenten basiert (Geoffrey Parker, The Marketing
Journal 2017, eigene Übersetzung).
Ihr Vorteil ist, dass sie die Kosten für den Leistungsaustausch,
d.h. Suche und Abwicklung, für Kunden und Anbieter massiv gegenüber der
bisherigen Marktlogik massiv verringern. D.h. die Leistungen der Handwerker
können leichter verglichen werden und Verbraucher bekommen Transparenz über die
Preise. Die Informationsasymmetrie sinkt.
Eine steigende Anzahl von Anbietern und Nutzern, die z. B. Leistungen
bewerten, führt zu einer Wertsteigerung für die Nutzer selbst sowie für die
Plattform. Sie bilden ein quasi-natürliches Monopol, weil durch die positiven
Netzwerkeffekte die erfolgreichere bzw. größere Plattform bevorzugt wird.
Das ist der Grund, weshalb diese Plattformen quasi als
Gravitationszentren in ihren Märkten fungieren
und immer mehr Verbraucher dort hin „strömen“.
Plattformökonomie: Risiken
für KMU
Diese Plattformen agieren multinational und bilden in „Gravitationszentren“
in ihren Märkten. Der Wettbewerb auf diesen Märkten, der die Grundlage für eine
faire Preisbildung darstellt, ist eingeschränkt oder kaum vorhanden.
Durch ihre Stellung als „Alleinherrschende“, die bislang auch
kaum durch nationale Regulierung gebrochen wird, diktieren die Plattformen die
Regeln des Marktes. Dies birgt Risiken für Nutzer und die anderen Teilnehmer,
wie beispielsweise die Selbständigen und KMU, die ihre Dienstleistungen auf der
Plattform anbieten.
Business Risiken für KMU bestehen z.B. durch
unfaire Geschäftspraktiken,
mangelndem Zugang zu Kundendaten,
unfairen Allgemeinen Geschäftsbedingungen,
willkürlicher Bevorzugung anderer Angebote
oder
mangelhaftem rechtlichem Rahmen bei
Haftungsfragen und Reputationsschäden.
Handlungsfelder für digitale Nachhaltigkeit in der Plattform-Ökonomie
Wie auch in
meinem Interview deutlich wird, ist die digitale Verantwortung von KMU im
Kontext der Plattformen nicht zu unterschätzen. Um hier ökonomisch nachhaltig
und unternehmerisch verantwortungsvoll zu handeln, ist der Aufbau einer entsprechenden
Wissens um die neuen Geschäftsmodelle und ihrer Fallstricke unabdingbar.
Das ist aus zwei Gründen wichtig: Das Kundenvertrauen und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens stehen durch die neue Partnerschaft auf dem Spiel. Falsche Entscheidungen können die Existenz kosten. Daher stehen die folgenden beiden Verantwortungsgebiete im Vordergrund:
Verantwortung für die
Kunden: Handwerkern und ihren Kunden traditionell
ein enges Vertrauensverhältnis. „Nachhaltige unternehmerische Wertschöpfung,
die Raison d’être von Unternehmen, ist ohne Vertrauen nicht möglich.“ (Suchanek
2012, S.55). Dies gilt es in dem neuen
Kontext zu erhalten. Die Abwicklung über das Internet und über die Plattformen kann
für Kunden einen Vertrauenssprung darstellen, den sie bewältigen müssen. „Vertrauen
ist die zuversichtliche Beziehung mit dem Unbekannten“, sagt Rachel
Botsman.
Verantwortung für
den Werterhalt des Betriebs und die Arbeitsplätze: Der neue Partner, der zukünftig ein Teil der Wertschöpfung und
des Produktionsprozesses wird, muss – wie bei jeder kaufmännischen Entscheidung
– auf Herz und Nieren geprüft werden. Dabei kommen neue Themen wie Datenschutz
und –sicherheit sowie die entsprechenden rechtlichen und ethischen Fragen
hinzu. Auch das Geschäftsmodell des Anbieters und die Risiken beim Lösen der
Geschäftsbeziehung sind zu prüfen. Und dies vor dem Hintergrund des
Machtgefälles und damit auch der Ressourcen bei Rechtsstreitigkeiten.
Für erste Schritte zu einer digitalen Nachhaltigkeitsstrategie möchte ich diese Handlungsfelder Geschäftsführern und Entscheidern bei KMU und im Handwerk ans Herz legen. Gesellschaftlich entsteht ein Wertbeitrag durch digitalen Verbraucherschutz, für die Unternehmen durch Absicherung der Unternehmenswerte.
Acht Punkte für eine digitale Nachhaltigkeitsstrategie für KMU und Handwerk
Die acht Punkte beziehen sich auf die oben genannten Handlungsfelder in der Plattform-Ökonomie. Zu jedem der acht Punkte wird ein Fragenkatalog vorgelegt. Er kann als Arbeitshilfe dienen, um zu unternehmensspezifischen Antworten und Leitlinien zu finden, die in einem nächsten Schritt auch für die Kundenkommunikation und Positionierung genutzt werden können.
1.Bauen Sie Plattform-Kompetenz auf, um potenzielle Partner sorgfältig prüfen zu können.
Welche Plattformen gibt es in ihrer Branche und wer sind die Inhaber?
Wie sieht das genaue Geschäftsmodell der Plattformen aus? Woran verdienen sie?
Wie verhalten sich ihre Mitbewerber in Bezug auf Plattformen?
Wie beurteilen Sie die Plattform nach vernünftigen kaufmännischen Kriterien?
Welche Empfehlungen oder Erfahrungen von ihrer Kammer oder ihrem Verband bestehen?
Welche relevanten Zertifikate oder Sicherheiten bestehen?
2. Bewerten Sie die Chancen für ihre Reputation durch den Bewertungsmechanismus der Plattform.
Welche Ziele verfolgen Sie für den
Reputationsaufbau ihres Unternehmens mit der Plattform?
Nach welchen Regeln erstellt die Plattform Listen,
Empfehlungen und „Rankings“ zur Verbesserung der Sichtbarkeit von Angeboten
bzw. Unternehmen?
Ist nachgewiesen, dass das Regelwerk
Reputation und Verkauf erhöht?
Wie neutral ist das Regelwerk bzw. wie arbeitet
der Algorithmus?
Wie und wann erfolgte ein unabhängiges
Audit des Algorithmus?
Wie werden Manipulationen von Bewertungen
verhindert?
Wie geht der Anbieter mit „Fake-Bewertungen“
um? (Bis zu 25% gefälscht!)
Ändert die Plattform ihre AGB willkürlich?
3. Geben Sie ihren Kunden Transparenz über die Geschäftsbeziehung mit der Plattform.
An wen werden welche Daten warum übergeben?
Mit wem kommt der Vertrag des Kunden zustande? Mit der Plattform oder ihrem Unternehmen?
Wer übernimmt welche Haftung?
Welche Manipulationsrisiken bestehen durch das von der Plattform gebrauchte Ranking bzw. den Algorithmus?
4. Geben Sie ihren Kunden Sicherheit in der digitalen Kundenbeziehung.
Welche Gründe für die neue Partnerschaft bestehen?
Was hat der Kunde davon?
Was sind die eigenen Absichten und Ziele?
Was ändert sich für den Kunden?
Wofür gibt der Kunde seine Daten preis?
Was tun sie zum Schutz der Kundendaten und
des Missbrauchs?
5. Überlassen Sie Kunden die Wahl.
Welche Daten muss der Kunde auf der
Plattform von sich preisgeben? Welche nicht?
Wie verständlich ist ihre
Datenschutzerklärung?
Wie verständlich ist die Datenschutzerklärung
des Plattformbetreibers?
Welche Möglichkeiten haben Kunden ihre
Daten, die nicht aus anderen rechtlichen Gründen gespeichert werden müssen, auf
der Plattform zu löschen?
Welche anderen Möglichkeiten gibt es, mit
ihnen in eine Geschäftsbeziehung zu treten?
6. Schützen Sie die Daten ihrer Kunden und ihre eigenen Daten.
Wie wird verhindert, dass Kundendaten missbräuchlich
genutzt werden?
Wie wird sichergestellt, dass Kundendaten
vor dem Missbrauch durch Dritte geschützt werden?
Wie stellen Sie sicher, dass Kunden nicht unwissentlich
mehr als die notwendigen Daten preisgeben?
Wie werden Daten verschlüsselt und andere
Prinzipien des Datenschutzes eingehalten?
Wie informieren Sie Kunden im Falle eines
Missbrauchs von Daten oder Datenlecks?
Werden die Daten in Europa – und damit unter Schutz der DSGVO –
gespeichert oder gelangen sie in unsichere Drittländer, wie z.B. Indien?
Wie schätzen Sie das Schutzniveau unter dem
„US Privacy Shield“ und damit die Zusammenarbeit mit einem US-amerikanischen
Plattformbetreiber ein?
7. Schützen Sie ihre „Betriebsmittel“.
Was kann bei einem „Hack“ oder Datenklau schlimmstenfalls passieren?
Welche Vorkehrungen treffen Sie, um den wirtschaftlichen Schaden bei Datenverlust zu minimieren?
Welchen Maßnahmenplan entwickeln sie für den Fall, dass ihre Daten und/oder die ihrer Kunden gehackt werden?
Wie kann einem Datenleck oder Missbrauch von Daten vorgebeugt werden?
Wie kann das Datenschutzprinzip der Datensparsamkeit umgesetzt werden?
8. Bewerten Sie ihr unternehmerisches
Risiko durch die Zusammenarbeit mit einem mächtigeren Partner.
Welches Recht kommt bei Streitigkeiten oder
Haftungsfragen zur Anwendung?
Wie schützen Sie sich rechtlich bei herabsetzenden
Einzelbewertungen?
Wie bewerten Sie den Wegfall unternehmerischer
Entscheidungsmöglichkeiten?
Wie können Sie die Abhängigkeiten gegenüber
der Plattform reduzieren?
Können Sie ihr „Reputationskapital“ am Ende
der Geschäftsbeziehung portieren?
Wie sieht ihr Exit-Szenario aus?
Dieser Fragenkatalog hat nicht den Anspruch vollständig oder
abschließend zu sein. Vielmehr soll er interessierte KMU und Handwerker kurzfristig
in die Lage versetzen, die Chancen durch die Plattformökonomie bewusst und
unter Berücksichtigung möglicher Risiken zu nutzen.
Auch Handels-, Handwerkkammern und Verbände unterstützen zu digitaler Nachhaltigkeit sicherlich zukünftig systematisch.
Schössler M (2018) Plattformökonomie als Organisationsform
zukünftiger Wertschöpfung. Chancen und Herausforderungen für den Standort
Deutschland. Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn. http://library.fes.de/pdf-files/wiso/14756.pdf.
Zugegriffen am 08.03.2019
Schweitzer H, Peitz M (2018) Datenmärkte in der digitalisierten
Wirtschaft: Funktionsdefizite und Regelungsbedarf? ZEW Discussion Papers, No.
17-043. http://hdl.handle.net/10419/170697.
Zugegriffen am 20.02.2019
Suchanek A (2012) Vertrauen als Grundlage nachhaltiger
unternehmerischer Wertschöpfung. In: Schneider A, Schmidtpeter R (Hrsg)
Corporate Social Responsibility. Verantwortungsvolle Unternehmensführung in
Theorie und Praxis. Springer Gabler, Heidelberg, S.55-66
… und fällt auch nicht vom Himmel. Diese Erkenntnis ist inzwischen mitten in der Gesellschaft angekommen. Und doch fehlt es noch an vielen Stellen an zukunftsgestaltenden Aktivitäten – aber nicht überall in diesem Lande! Meine Highlights dazu im Rückblick aur das vergangene Jahr:
Techies und Ökos
machen „gemeinsame Sache“
Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen zu denken – dieser
Schnittmenge wurde viel Aufmerksamkeit im zurückliegenden Jahr gezollt. Befördert
wurde dies durch das vielgelobte Buch
„Smarte grüne Welt“ von Tilman Santarius und Steffen Lange (s.a. die Buchrezeption
bei oekom). Beide Autoren waren auch Mit-Initiatoren der „Bits &
Bäume“, der ersten Konferenz von Ökos und Techies in Deutschland, die im November
in Berlin stattfand. Sehenswert sind die
Key
Notes von Tilman Santarius und Lorenz Hilty in der Eröffnungs-Session. Wertvoll
für mich waren zum einen die Aufbruchstimmung zur gemeinsamen Zukunftsgestaltung,
zum anderen die guten Gespräche am Rande der Konferenz. „Tonspur N“ präsentiert
eine schöne hörbare
Zusammenfassung der Konferenz.
Die Forderungen,
die aus der Konferenz hervorgegangen sind, sind für zukunftsgerichtete deutsche
und europäische Politik bedeutsam und gleichzeitig stellen sie auch Ansprüche
an das Handeln von Wirtschaft und Unternehmen. So z.B. Software-Haftung von
Herstellern in Bezug auf IT-Sicherheit, reparierbare und langfristig instand
gehaltene Software und reparierbare und recyclebare elektronische Geräte.
In meiner Session auf
der „Bits & Bäume“ ging es um unternehmerisches Handeln „jenseits
digitaler Kurzsichtigkeit“. Mit den TeilnehmerInnen konnte ich die grundlegenden
Handlungsfelder für eine „Corporate Digital Responsibility“ diskutieren. Mehr
und mehr Unternehmen sind darin aktiv. Für die Mehrheit im Workshop handelt es
sich um eine zeitgemäße Erweiterung des Nachhaltigkeitsmanagements, die einen
Beitrag zur ökologischen und fairen Digitalisierung leistet. Besonders in den
Handlungsfeldern zum ökologischen Fußabdruck von Digitaltechnik, der
unethischen Nutzung von Nutzerdaten und bei Manipulation und Überwachung
herrscht Handlungsbedarf und es bestehen auch hohe Erwartungen an die
Unternehmen.
Mehr zu Corporate Digital Responsibility von mir ist, z.B.
in meinem Artikel
auf tbd* oder meinem Webinar „Innovatives CR- &
Nachhaltigkeitsmanagement“ bei der „Woman Speaker Foundation“ zu finden. Zudem
habe ich meine Erkenntnisse zur Weiterentwicklung des
Nachhaltigkeitsmanagements auf CSR-News
und Wikipedia
veröffentlicht, um eine breitere Expertendiskussion zu ermöglichen.
BonnerInnen eröffnen Diskussions- und Experimentierraum zu „digitaler Mündigkeit“
Zur Zukunftsgestaltung gehört auch Sensibilität für die
Veränderung, die die Digitalisierung mit sich bringt. „Ein kritischer und
emanzipatorischer Umgang mit digitaler Technik soll Teil von digitaler Bildung
sein“, ist eine der Forderungen der „Bits & Bäume“. Und gerade dieser
kritische und emanzipatorische Teil blieb in der 2018er Diskussion um „digitale
Bildung“ aus meiner Sicht weitestgehend unbeachtet. Es ging häufig um technische
Ausstattung von Schulen, „Bandbreite“ und um Coding-Kompetenz von Jugendlichen.
Das ist selbstverständlich wichtig, aber eben nicht ausreichend.
Ich bin daher stolz, Teil eines “Graswurzel-Ansatzes” in
Bonn – gemeinsam mit Akteuren der Bonner Verwaltung, der Schulung und
gesellschaftlichen Vertretern – zur aktiven Gestaltung von Bildung im digitalen
Wandel zu sein. Wir haben damit begonnen einen gemeinsamen Diskussions- und
Experimentierraum mit der Frage zu eröffnen, welches konkrete Wissen und welche
Kompetenzen überhaupt nötig sind, um Leben und Arbeiten in der Digitale
Gesellschaft gut zu bewältigen. Wir nennen dies „digitale Mündigkeit“ und es
geht darum, sich übergreifend über unterschiedliche Multiplikatorengruppen hinweg
auszutauschen und voneinander zu lernen. Bonn stellt dafür einen „Mikrokosmos“
dar, der große Potenziale bietet.
Ich freue mich auf 2019: Ich werde mich weiter für eine
kritische, aber chancenorientierte Haltung gegenüber der Digitalisierung
einsetzen und ManagerInnen und EntscheiderInnen systematisch dabei unterstützen, die Chancen
der Digitalisierung in verantwortungsvolles Unternehmenshandeln zu integrieren.
Zudem möchte ich den Nachhaltigkeitsverantwortlichen in Unternehmen und
Organisationen den Weg zur innovativen Corporate Responsibility im
Digitalzeitalter „ebnen“ – das wird ein größeres Projekt… mehr verrate ich
jetzt noch nicht ;-)
Allen FreundInnen, Partnern,
Engagierten und LeserInnen meines Blogs wünsche ich einen entspannten
Jahresausklang und einen guten Start in ein gelingendes 2019! Ich freue
mich auf weitere Austausche im neuen Jahr! Ihre und Eure, Saskia
Nicht, dass ich eine einfache Antwort auf diese Frage aller Fragen hätte. Aber für mich ist eines klar: den Wertekompass für ein gutes Leben auch im Digitalzeitalter stellt die Nachhaltigkeit dar. Im Interview mit LizzyNet – dem wunderbaren Online-Magazin zu MINT-Themen (nicht nur) für Mädchen und junge Frauen – spreche ich über die Chancen und Risiken der Digitalisierung für Menschen und unseren Planeten. Hier entlang findet ihr das Interview auf der LizzyNet-Homeapage. Vielen Dank, an die Lizzys!
Heute sind wir in der erfreulichen Lage, das Nachhaltigkeit als die 17 „Sustainable Development Goals“ (SDG) konkretisiert wurde. Leider taucht in den 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten globalen Zielen die Digitalisierung und die von ihr ausgelösten gesellschaftlichen Veränderungen so gut wie nicht auf. Sogar Dirk Messner, einer der führenden Köpfe der Entwicklungspolitik in Deutschland und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen (WBGU) der Bundesregierung, wundert sich in einem taz-Interview rückblickend darüber. Aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer (vor allem wenn man bedenkt, welchen Vorlauf ein solch globaler Verhandlungsprozess hat).
Nur: als man 2016 in Deutschland die Nachhaltigkeitsstrategie überarbeitet hat, da wäre es schon möglich gewesen, die Zeichen der Zeit zu erkennen (sieh dazu mein Post „Neue Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie: Perspektive Digitalisierung aus dem Februar 2017). Nun, spätestens 2018 ist das Jahr, in dem in Deutschland Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen „gedacht“ wird: Auf der „Bits & Bäume“-Konferenz am 17./18. November treffen die Themen in Berlin aufeinander – ein großartiges Ereignis! Und ich hoffe, mit einem Workshop zu Unternehmensverantwortung dabei sein zu dürfen.
Viele Unternehmen machten 2017 Digital-Readiness-Checks, führten Pilotprojekte mit Digitaltechnologien durch und erprobten neue „digitale“ Geschäftsmodelle. Ziel ist es, die Umwälzungen der Branchen, die die neuen Technologien mit sich bringen, zum Vorteil des eigenen Unternehmens zu nutzen und im globalen Marktgeschehen die Nase vorne zu haben.
2017 war definitiv das Jahr der „Digitalisierung“ in Deutschland – deutlich auch in der Trendanalyse der Internetsuche bei Google zu sehen (und nicht nur in meiner Filterblase ;-))
Aber auch das war Realität: Hacks, geleakte Daten, unkontrollierte Big-Data-Analysen, mangender digitaler Verbraucherschutz, Angst vor Kontrollverlust an unmenschliche künstliche Intelligenzen, Angst vor Überwachung und Freiheitsverlust, fehlender Digitalkompetenz von Mitarbeitern und Nutzern, Abscheu vor Pflegerobotern, Smartphonesucht, Fake News etc. pp.
Wir sehen damit: Digitaltechnologien erweitern die gesellschaftlichen Chancen und Risiken. Ein Überblick in den Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales findet sich in beigefügter Tabelle.
Drei Dimensionen nachhaltiger Digitaltechnologie: Chancen und Risiken der Entwicklung (c)Wiseway
Mit neuen gesellschaftlichen Chancen und Risiken verändert sich auch die Verantwortung von Unternehmen, die diese Digitaltechnologien für Prozesse und Produkte nutzen. Es entsteht eine neue Verantwortung von Unternehmen.
„Corporate Digital Responsibility ist eine freiwillige Selbstverpflichtung. Sie beginnt mit der Notwendigkeit, gesetzliche Anforderungen und Standards zu erfüllen – für den Umgang mit Kundendaten, vertraulich, geistiges Eigentum usw. – aber sie erstreckt sich auch auf umfassendere ethische Überlegungen und die grundlegenden Werte, nach denen ein Unternehmen arbeitet.“ (vgl. Global Intelligence for the CIO (2017), eigene Übersetzung)
Bisher ist unklar, wie Unternehmen ihre veränderte Verantwortung in der digitalen Gesellschaft übernehmen. Welche Ansprüche stellen die Stakeholder genau? Welche Weichen wird die Politik stellen? Die digitale Unternehmensverantwortung ist bisher in der managementpraktischen Umsetzung kein Thema: Sie ist noch nicht im Unternehmenshandeln von gesellschaftlich engagierten Unternehmen, öffentlichen Organisationen und CSR-Abteilungen angekommen. (Eine Ausnahme bilden die ITK-Unternehmen.)
Und es besteht erheblicher Forschungsbedarf in den Wirtschaftswissenschaften – oder genauer in der CSR-/Sustainability-Management-Forschung. Inzwischen ist ein erster deutschsprachiger wirtschaftswissenschaftlicher Sammelband zum Thema erschienen (Hildebrandt A., Landhäußer W. (Hrsg.): CSR und Digitalisierung. SpringerGabler, 2017). Die Heterogenität der Ansätze und Themen auf über 1100 Seiten bestätigt dies. Es gibt viel zu tun. Daher freue ich mich auf das neue Jahr 2018 und darauf diese Entwicklung in Unternehmen und Organisationen begleiten zu dürfen!
Wie wird es 2018 weiter gehen? Der Google Trend prognostiziert einen Abschwung – Digitalisierung nicht mehr relevant? Sicher nicht, aber die sog. „Digitalisierung“ ist ein facettenreiches Phänomen. Sie beruht auf dem technischen Fortschritt sehr unterschiedlicher Digitaltechnologien, wie 3-D-Druck, Big Data, Künstlicher Intelligenz, Robotern, Drohnen, Autonomen Systemen, Virtueller Realität, Augmented Reality, Blockchain oder dem Internet der Dinge.
Ich bin sicher, wir werden die Diskussion auch in Bezug auf Unternehmensverantwortung konkretisieren und spezifischer ausrichten. Erste Pilotprojekte werden entstehen. Man darf gespannt sein, welches Unternehmen oder welche Organisation wird sich den „Pokal“ als Pionier der digitalen Unternehmensverantwortung holen wird!
In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass wir die Chancen für eine positive gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung im neuen Jahr 2018 ergreifen. Allen ein inspiriertes, kreatives und kraftvolles neues Jahr 2018!
Wer sich intensiver zu dieser neuen digitalen Verantwortung von Unternehmen austauschen möchte oder jetzt als Pionier die Umsetzung in der eigenen Organisation angehen möchte, ist herzlich eingeladen, mit mir Kontakt aufzunehmen.
Quellen:
Behrendt, S. & Erdmann, L. (2004): Nachhaltigkeit in der Informations- und Kommunikationstechnik: IZT Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (Hrsg.)
Dörr, S. (2012): Wertsteigerung durch Nachhaltigkeitsintegration bei Telekommunikationsunternehmen? Masterarbeit. Lüneburg: Leuphana Universität
Kröhling, A. (2016): Digitalisierung – Technik für eine nachhaltige Gesellschaft? In: Hildebrandt A., Landhäußer W. (Hrsg.): CSR und Digitalisierung. Berlin: SpringerGabler
Am 11. Januar 2017 wurde die aktualisierte Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie 2016 veröffentlicht – sie wurde seit der ersten Fassung 2002 mit dieser Version deutlich überarbeitet. Insbesondere wird darauf eingegangen, wie Deutschland zur Umsetzung von 17 Sustainable Development Goals (SDG) 2015-2030 der United Nations beitragen möchte.
In diesen Tagen bewegt uns in der Wirtschaft und Gesellschaft die exponentiell fortschreitende Entwicklung der Digitaltechnologie. Es wird davon ausgegangen, dass eine „vierte industrielle Revolution“ bevor steht, die unsere Gesellschaft tiefgreifend verändert. Da liegt es nahe, zu schauen, wie die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie dieses Thema aufgreift.
Zunächst: Gleich am Anfang – im Kapitel „Nichts bleibt, wie es ist“ (S. 18) – wird die massive Veränderung durch die Digitalisierung gewürdigt. Da heißt es: „Ohne technischen Fortschritt wird sich global keine nachhaltige Entwicklung erreichen lassen. Aber nachhaltige Entwicklung lässt sich auch nicht allein oder primär durch technischen Fortschritt erreichen. Es bedarf eines kulturellen Wandels, um die Haltung und das Verhalten des Einzelnen, sozialer Gruppen und der Gesellschaften im Ganzen nachhaltig auszurichten.“
Nun kann man zwei grundsätzlich unterschiedliche Perspektiven zur Beziehung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit einnehmen. Die eine sieht Digitalisierung als Instrument zur Umsetzung der nachhaltigen Entwicklung. Die andere erkennt die notwendige Veränderung des Begriffs der nachhaltigen Entwicklung bzw. seiner Prinzipien -– Gerechtigkeit, Globalismus, Anthropozentrismus – bei seiner Anwendung in einer datenvernetzte Informationsgesellschaft.
Welche Perspektive nimmt die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie auf die Digitalisierung ein?
Die Analyse zeigte: Digitalisierung wird als Instrument zur Unterstützung der Nachhaltigkeitsziele in Deutschland beschrieben. Folgende Nachhaltigkeitsziele sollen dadurch befördert werden:
Digitalisierung als Innovationsmotor für Gründungen (SDG 8, 123)
Ausbau der digitalen Infrastruktur zur Sicherung Zukunftsfähigkeit von Deutschland als High-Tech-Standort (SDG 9, 143)
Digitalisierung für mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung (SDG 4, S. 87)
Digitalisierung als Treiber von Dematerialisierung und damit Klimafreundlichkeit durch Veränderungen im Verkehr (SDG 11, S. 166) (dies aber nur in einem Zusatzabsatz erwähnt)
Insgesamt nimmt der Digitale Wandel eine Nebenrolle im umfänglichen Nachhaltigkeitsprogramm der Bundesregierung ein. (Weitere mögliche Unterstützungsleistungen der Digitaltechnologie, wie z.B. einer inklusiven Bildung, Verbesserung der Gesundheitsversorgung, Verringerung von Verkehrstoten, Optimierung der landwirtschaftlichen Produktion, werden nicht angesprochen (siehe mein Blogbeitrag https://wiseway.de/kann-digitalisierung-die-sdg-zielerreichung-unterstuetzen/ sowie die dort besprochene Studie der „Global e-Sustainability Initiative“). Ist hier wirklich kein weiterer Optimierungsbedarf in Deutschland?)
Die weitere mögliche Position dem Digitalen Wandel Rechnung zu tragen und die nachhaltige Entwicklung im Licht einer sich verändernden Gesellschaft zu sehen – diese Perspektive findet sich in der aktuellen Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie nicht.
Im Folgenden einige Argumente, wieso es sinnvoll sein könnte, diese Perspektive einzunehmen.
Die rasante technologische Veränderung kann Angst machen und man muss kein Visionär sein, um das Risiko der Verstärkung weiterer sozialer Ungerechtigkeiten oder auch dem Verlust der eigenen Souveränität in einer vollvernetzten Umwelt zu sehen. Es gilt eine Zukunftsvision zu gestalten, die den Menschen in den Mittelpunkt dieser Veränderung rückt. Das alles berührt Fragen der Nachhaltigkeit.
Der Nutzen der Digitalen Wandels – insbesondere für die Wirtschaft – hat als Vorbedingung die gesellschaftliche Akzeptanz. Es ist zu zeigen, dass neben ökonomischem Nutzen ein (größerer) gesellschaftlicher Nutzen im Sinne der Nachhaltigen Entwicklung entsteht. Diesen Shared Value untersucht die Gruppe „Digital Transformation Initiative“ des Weltwirtschaftsforums. Hier geht es um Nachhaltigkeit.
Und schließlich: Welchen Nachhaltigkeitsherausforderungen muss sich die „Daten-, Informations- und Wissensgesellschaft“ durch das exponentiell ansteigende digitale Wissen und die Vernetzung stellen? Was bedeutet in diesem Sinne Fairness gegenüber den anderen Menschen auf der Erde und den nachfolgenden Generationen?
„Die Art und Weise, wie der Umgang mit Wissen und Information organisiert wird, entscheidet genauso, wie wir den Umgang mit den natürlichen Ressourcen organisieren, über unsere gegenwärtigen Chancen, uns kreativ weiterzuentwickeln, erst recht über die Chancen zukünftiger Generationen, das Wissen der Vergangenheit zur Kenntnis nehmen und daraus Nutzen ziehen zu können.“ (Kuhlen 2002b, 66)
Vielleicht wäre es sogar adäquat die Dimensionen der Nachhaltigkeit „Umwelt“, „Mensch“ und „Wirtschaft“ um „Wissen“ ergänzen, wie es aus dem Umfeld der Digitalen Nachhaltigkeit gefordert wird?
Wären das Themen für eine Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie?
Kuhlen, Rainer(2002): Napsterisierung und Venterisierung : Bausteine zu einer politischen Ökonomie der Wissens. Prokla : Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft / hrsg. von d. Vereinigung zur Kritik der Politischen Ökonomie e.V 32, Nr. 1: 57–88, 66)
Der Begriff der Digitalen Nachhaltigkeit wird u.a. am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern an der dafür eingerichteten Forschungsstelle untersucht.
Mit „Pokémon Go“ konnten wir 2016 erleben, welche Faszination von Augmented Reality (AR) ausgeht: Binnen weniger Wochen spielten 45 Millionen Menschen dieses Spiel – täglich! Durch AR wird die Wahrnehmung – vor allem visuell – computergestützt ergänzt: reale und virtuelle Welt vermischen sich. Der Markt wird auf 90 Milliarden Dollar im Jahr 2020 prognostiziert..
Nur welcher der Nutzer weiß, auf was er sich wirklich einlässt: technisch und rechtlich? Es braucht Experten, wie z.B. bei Stiftung Warentest, um das Datensendeverhalten der App, die Nutzungs- und die Datenschutzbedingungen zu prüfen. Gegen einige der Klauseln wurde nach Klage im Oktober eine verbindliche Unterlassungserklärung erwirkt. So lange hat sicherlich keiner der begeisterten Teenies gewartet. Und die Gesamteinschätzung lautete: „kritisch, aber nicht sehr kritisch“. Die Empfehlung: Mit falschen persönlichen Daten als Profil anmelden.
Ich verstehe das so:
Ich kann das Spiel unter meinem Namen spielen, aber die Daten über mich könnten von Dritten gelesen werden und ich gebe sie an die Firma Niantic, die jenseits deutschen Rechtsrahmens auf bedenkliche Art damit umgehen kann.
Ich kann das Spiel mit falschem Profil spielen und verstoße gegen die Nutzungsbedingungen, wohl aber nicht gegen geltendes deutsches Recht.
Ich kann es nicht spielen, aber mir entgeht Spaß, soziale Zugehörigkeit und ein bisher unbekanntes Erlebnis.
Es gibt offenbar im Moment keine Möglichkeit einerseits „Souverän“ der eigenen Daten zu sein, nicht selbst zu betrügen und andererseits an den technologischen Neuerungen teilzunehmen. Das sind schlechte Voraussetzungen für den Weg in die „Digitale Gesellschaft“.
Glücklicherweise handelt es sich bei diesem konkreten Beispiel „nur“ um ein Spiel, das ich einfach sein lassen konnte. Aber schnell werden für jeden von uns relevante Anwendungen entstehen: im Job, als Kunden, als Patienten, als Lernende, als Reisende etc.. IKEA, Converse, Lego haben bereits AR-Apps heraus gebracht. (Um eine Vorstellung vom AR-Potenzial zu gewinnen, sei das Werbevideo von Microsoft Hololens empfohlen https://youtu.be/aThCr0PsyuA).
Und was, wenn es erst AR-Dating-Anwendungen gibt? Das Thema, das Facebook nach Börsenwert zum größten Internetunternehmen weltweit gemacht hat? Das zeigt der visionäre und empfehlenswerte Kurzfilm „Sight“ von Eran May-raz und Daniel Lazo.
Spooky, oder?
Viele unserer gesellschaftlichen Grundlagen müssten sich geändert haben: unsere Vorstellung von sozialen Beziehungen, von Realität, von Freiheit, Selbständigkeit, Persönlichkeitsrechten und Privatheit. Wir würden uns neuen gesellschaftlichen Risiken oder sogar Krankheitsbildern gegenüber sehen, wie Überforderung der Wahrnehmung und der neuronalen Verarbeitung, Abhängigkeit und Sucht, Isolation oder Ungerechtigkeiten zwischen den „Amplified“ und „Non-Amplified“.
Ob nun ganz real bei „Pokémon Go“ oder fiktiv bei „Sight“: es zeigt sich ein weiteres wichtiges Feld der Verantwortung für Unternehmen, die Digitalverantwortung. Insbesondere betroffen sind jene Unternehmen, die diese Lösungen entwickeln, jene, die sie einsetzen, sowie die Kapitalgeber und Investoren.
Was kann Digitalverantwortung bedeuten? Beispielsweise
Nutzern und ihren Daten Sicherheit, Schutz, Transparenz und Kontrolle zu geben,
Nutzer als „Prosumenten“ und Erzeuger der Daten fair zu behandeln und an der Wertschöpfung zu beteiligen,
gemeinschaftlich gewonnene Daten der Gemeinschaft zu überlassen und
Digitale Inklusion zu fördern.
Diese Verantwortung kann nur auf einem gesicherten Rechtsrahmen fußen, der in Deutschland auf Basis der neuen europäischen Datenschutzgrundverordnung umgesetzt werden soll. Ich hoffe, dass nicht die ökonomischen Interessen überhand gewinnen, sondern vor allem das Prinzip der Nachhaltigkeit mit den konstituierenden Elementen Gerechtigkeit, Globalismus und Anthropozentrismus maßgeblich ist.
Zwischen 2030 und 2040 wird AR zum Mainstream gehören. Ich werde dies (rein statistisch) noch während meines aktiven Berufslebens erleben. Ich bleibe dran!
Und wer noch nicht genug hat: Noch ein Kurzfilm „Hyper Reality“, der bunt und doch bedrückend die digital ergänzte Konsumwelt, zeigt https://vimeo.com/166807261