Sustainable AI Radar: Nachhaltige KI-Anwendungen umsetzen

Sustainable AI Radar: Nachhaltige KI-Anwendungen umsetzen

Im Zeitalter der Digitalisierung sind künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen treibende Kräfte hinter zahlreichen technologischen Fortschritten. Viele Unternehmen wollen die Potenziale von KI-Anwendungen für ihren Unternehmenserfolg nutzen. Doch wie können wir sicherstellen, dass diese Technologien nicht nur fortschrittlich, sondern auch nachhaltig sind? Hier kommt der Sustainable AI Radar ins Spiel.

Was ist nachhaltige KI?

Nachhaltige KI bezieht sich auf KI-Anwendungen, die aktuelle Bedürfnisse erfüllen, ohne zukünftige Generationen zu beeinträchtigen. Es geht um mehr als nur „Green AI“ oder „AI For Good“. Es berücksichtigt ökologische, ökonomische und soziale Aspekte und betont einen verantwortungsbewussten Einsatz von KI für das Wohl der Gesellschaft. Mehr im Blogbeitrag „Nachhaltige KI“ – Was bedeutet das eigentlich?.

„Nachhaltige KI ist KI, die für Planet und Menschen sorgt – heute wie morgen.“

Dr. Saskia Dörr

 

Das Modell für eine nachhaltige KI

Das Ziel des Modells für nachhaltige KI ist es, Organisationen und Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre KI-Initiativen so zu gestalten, dass sie nicht nur technologisch fortschrittlich, sondern auch sozial verantwortungsbewusst und ökologisch nachhaltig sind. Dies trägt zur Förderung einer verantwortungsvollen Technologiezukunft bei, in der KI-Anwendungen sowohl dem Planeten als auch den Menschen dienen, heute und in Zukunft.

Der Sustainable AI Radar ist ein Tool zur Entwicklung nachhaltiger KI-Anwendungen in Unternehmen und Organisationen

Sustainable AI Radar © 2023 by Dr. Saskia Dörr is licensed under Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International. To view a copy of this license, visit http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/

Es besteht aus drei Ebenen:

  1. Start-Voraussetzungen: Diese Ebene prüft grundlegende Anforderungen vor dem Start einer KI-Initiative, wie die Klärung des Zwecks, die Nützlichkeit, die Erforderlichkeit der KI, das Risiko-Nutzen-Verhältnis und die Rechtskonformität.
  2. Nachhaltigkeitspotenziale: In dieser Ebene geht es um die Möglichkeiten, die eine KI-Anwendung bietet, um Nachhaltigkeitsaspekte umzusetzen, z.B. durch effizienteren Ressourcenverbrauch, Förderung nachhaltiger Produkte und Verbesserung der Produktqualität.
  3. Eingebettete Nachhaltigkeitskriterien: Diese Ebene bezieht sich auf die Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die KI-Entwicklung und -Anwendung, unter Berücksichtigung verschiedener Stakeholder-Gruppen wie Management, Entwickler, Nutzer, und die Gesellschaft insgesamt.

Zu jeder Ebene wurden umfangreiche Prüffragen entwickelt.

Die erste Ebene sind die Start-Voraussetzungen, die geprüft und aus einer Nachhaltigkeitsperspektive mit „ja“ beanwortet werden sollten, bevor es in eine KI-Entwicklung geht. Die zweite Ebene bilden die Nachhaltigkeitspotenziale in der KI-Anwendung ab. Hier bilden sich Chancen mit einer KI-Anwendung Nachhaltigkeitsaspekte umzusetzen und dadurch zur sozial-ökologischen Transformation beizutragen. Die dritte Ebene ist die Ebene der eingebetteten Nachhaltigkeitskriterien. Diese Kriterien repräsentieren die Ansprüche an eine verantwortliche und nachhaltige KI in Entwicklung unterschiedlicher Stakeholder.

 

Anwendung in Organisationen und Unternehmen

Die Anwendung des Modells für nachhaltige KI ermöglicht Teams in Organisationen oder Unternehmen die Reflexion, inwieweit Aspekte der Nachhaltigkeit bereits bei einer KI-Anwendung berücksichtigt sind oder zukünftig stärker berücksichtigt werden sollten. Diese Reflexion kann beispielsweise bei der Erstellung einer KI-Anwendungsstrategie, Entwicklung von KI-Prinzipien oder im Rahmen der Einführung einer konkreten KI-Anwendung stattfinden.

Sustainable AI Radar: Ein Werkzeug für nachhaltige KI

Damit nachhaltige KI nicht nur ein Konzept bleibt, sondern aktiv in die Arbeitsprozesse und Workshops integriert werden kann, wurde der „Sustainable AI Radar“ als Werkzeug entwickelt. Er hilft Unternehmen und Organisationen, ihre KI-Initiativen nachhaltig zu gestalten, indem er die Hauptkomponenten und Features der KI in den Fokus rückt und für mehr Transparenz sorgt.

Der Sustainble AI Radar stellt die drei oben beschriebenen Ebenen grafisch dar.

Hier geht´s zum Download der Grafik „Sustainable AI Radar

Reflexionsfragen für eine nachhaltige KI-Anwendung

Im folgenden sind Auszüge aus den Prüffragen für jede Modellebene aufgeführt:

Start-Voraussetzungen
  • Zweck: Ist der Zweck der KI klar und verständlich?
  • Nützlichkeit: Stiftet die KI Sinn und ist nützlich für die breite Masse?
  • Erforderlichkeit: Ist eine KI tatsächlich notwendig?
  • Risikoangemessenheit: Stehen Risiken und Nutzen im Verhältnis?
  • Rechtskonformität: Entspricht die KI-Anwendung rechtlichen Standards?
Nachhaltigkeitspotenziale
  • Ressourcenverbrauch: Zielt die KI darauf ab, Ressourcen effizienter einzusetzen?
  • Förderung nachhaltiger Produkte und Konsummuster: Stärkt die KI nachhaltige Produktion und Konsum?
  • Produktqualität: Verbessert die KI Produktqualität oder -lebensdauer?
Eingebettete Nachhaltigkeit

Die Ansprüche von sieben Stakeholder-Gruppen werden abgebildet: Management, Entwicklerinnen und Entwickler, Beschäftigte, Nutzerinnen und Nutzer, Partner, Energie, Umwelt & Klima sowie Gesellschaft allgemein.

Zu  40 Checkpunkten wurden Prüffragen entwickelt, z.B.

  • Transparenz: Wie offen und nachvollziehbar sind KI-Verfahren?
  • Sicherheit und Datenqualität: Wie wird sichergestellt, dass die KI sicher ist und qualitativ hochwertige Daten verwendet?
  • Arbeitsauswirkung: Wie beeinflusst die KI die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter?

Darüber hinaus adressiert der Radar Fragen zur Barrierefreiheit, Datenschutz, Nutzerfreundlichkeit, Energieeffizienz, CO2-Fußabdruck und vielem mehr.

Wertbeitrag des Sustainable AI Radar: Gelebte digitale Verantwortung

Damit werden „blinde Flecken“ im Bereich der digitalen Unternehmensverantwortung vermieden. Gerade in Unternehmen und Organisationen, die Nachhaltigkeit in ihre Unternehmensziele integriert haben und als Vorreiter auf diesem Gebiet voran gehen, wird so das Risiko des „Greenwashing“ und/oder „Bluewashings“ im digitalen Bereich vermieden.

Bluewashing und Greenwashing sind beides irreführende unternehmerische Praktiken, bei denen Unternehmen ihre soziale oder ökologische Verantwortung kommunikativ nach außen überbewerten. Während Greenwashing sich auf falsche oder übertriebene Behauptungen über die Umweltfreundlichkeit eines Unternehmens konzentriert, fokussiert sich Bluewashing mehr auf die soziale Verantwortung und manchmal auch auf wirtschaftliche und gemeinschaftliche Aspekte. Beide Praktiken dienen dazu, ein positiveres Bild des Unternehmens zu zeichnen, als es der gelebten Verpflichtung von sozial oder ökologisch verantwortlichen Praktiken entspricht. Bluewashing und Greenwashing können für Unternehmen riskant sein, da sie neben rechtlichen Risiken den guten Ruf schädigen können. Falsche Behauptungen können das Vertrauen der Kunden, Mitarbeiter und der Öffentlichkeit verlieren. Ein schlechter Ruf kann langfristige Geschäftsbeziehungen beeinträchtigen und die Marktposition schwächen.

Mit der Anwendung des „Sustainable AI Radar“ und der entsprechenden systematischen Umsetzung des Modells für nachhaltige KI, können Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung im digitalen Bereich nachkommen.

 

Verantwortungsvollere Technologiezukunft!?

Der Sustainable AI Radar ist ein Schritt in Richtung einer verantwortungsvolleren Technologiezukunft. Unternehmer*innen, Entscheider*innen und Entwickler sind aufgerufen, dieses Werkzeug zu verwenden, um sicherzustellen, dass ihre KI-Anwendungen nicht nur technisch fortgeschritten, sondern auch sozial verantwortungsbewusst und ökologisch nachhaltig sind.

In Anlehnung an das Motto „AI that cares for the planet and the people – today and tomorrow“ ist es an der Zeit, dass wir nicht nur über die Chancen von KI sprechen, sondern auch über ihre Verantwortung gegenüber unserem Planeten und unserer Gesellschaft.

 

Sie wollen den „Sustainable AI Radar“ kennen lernen? Kommen Sie gerne auf mich zu?

FAZ Magazin Verantwortung 01/22: Mit Engagement Communities Nachhaltigkeit multiplizieren

FAZ Magazin Verantwortung 01/22: Mit Engagement Communities Nachhaltigkeit multiplizieren

Engagement-Communities stellen einen bisher noch ungehobenen „Schatz“ in vielen Unternehmen dar. Sie verbinden Corporate Purpose, Sustainable Impact und Markenbindung und ergänzen damit Customer Relations.

Was sind Engagement-Communities?

Engagement-Communities richten ihr Handeln auf nachhaltiges Wirken und multiplizieren dabei den Nachhaltigkeits-Impact des Unternehmens gemeinsam mit dessen Kunden, Botschaftern und Unterstützern. Sie fokussieren sich auf den nachhaltigen Impact einer Marke und verknüpfen sich mit den unternehmerischen Nachhaltigkeitszielen. Entscheidend ist der gemeinsame Austausch der Mitglieder über Konsumerfahrungen hinaus zu verbundenen übergeordneten Nachhaltigkeitsthemen. Neben der hohen Anziehungskraft ist eine ressourcenstarke Unterstützung gegeben. Allerdings liegt die Herausforderung in dem glaubwürdigen Nachweis des nicht-kommerziellen Charakters der Community sowie der empathischen Moderation entlang des Kernthemas.

Sie machen damit Kunden nicht nur zu Prosumenten, sondern verbinden sich mit Gleichgesinnten. Für Nachhaltigkeitspioniere und Markenunternehmen ist dies der nächste Schritt in Richtung gelebter Nachhaltigkeit.

Welche Vorteile bringen Engagement-Communities für Unternehmen?

Für das Nachhaltigkeitsmanagement zeigen sich Skaleneffekte der unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten, die gegenüber Investoren und Kapitalgebern berichtet werden können. Das Marketing kann sich über eine höhere Kundenbindung freuen. Für das Markenmanagement ergeben sich positive Reputationseffekte, dass das Engagement der Community auch substanziell auf Kundenvertrauen, -loyalität und die Glaubwürdigkeit der Marke einzahlt.

Erste Schritte zur Engagement-Community

Folgende Schritte sind aus unserer Sicht auf dem Weg zu einer erfolgreichen Engagement-Community unabdingbar:

  • Identifikation eines wesentlichen Themenfeldes der unternehmerischen Nachhaltigkeit und Formulierung von Ziel und Impact
  • Bewertung des Potenzials des “aktivierbaren” Kundenstamms bzw. der Community
  • Integration in die mittel- bis langfristige Geschäfts- und Kommunikationsstrategie

Das Konzept der Engagement Communities wurde gemeinsam mit Florian Andrews, Grüner Hering, Falk Frede, ff Markenstrategie und Manuela Teinert, jetzt Chief Financial Officer mymoria GmbH, konkretisiert und weiterentwickelt. Die erste Publikation dazu findet sich im Heft 01/2022 von FAZ Magazin Verantwortung hier online.

Quelle:

Andrews F, Dörr S, Falk F & Teinert M (2022) Engagement Communities. Nachhaltigkeit multiplizieren. FAZ Magazin Verantwortung 01/2022, S. 62-64. https://www.faz-institut.de/wp-content/uploads/sites/2/2022/02/WEB-Einzelseiten-GESCHUETZT-V-01-2022-1.pdf . (Zugegriffen am 18.02.2022)

 

Cisco Deutschland Digital TV

Cisco Deutschland Digital TV

„Nice-to-have“ oder wirtschaftliche Notwendigkeit: Nachhaltigkeit in Zeiten der Digitalisierung, das war die Kernfrage der fünften Folge von Deutschland Digital TV vom 30.11.21 Ich war als Expertin für Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Corporate Digital Responsibility eingeladen.

Mit Jutta Gräfensteiner, Direktorin Deutschland Digital & Country Plan bei Cisco Deutschland sprach ich zu folgenden Punkten:

  • Wie passen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen?
  • Ist die Digitalisierung eher eine Gefahr oder eine Lösung für Nachhaltigkeit?
  • Was sind die Schwerpunkte der Corporate Digital Responsibility (CDR)?
  • Warum sollten sich Unternehmen mit CDR beschäftigen?
  • Wie ist denn der Stand der CDR in Deutschland?

Das gesamte Interview sowie das folgende mit Bernd Schmalzridt von SAP ist hier zu sehen.

CISCO Deutschland Digital (2021) „Nice-to-have“ oder wirtschaftliche Notwendigkeit: Nachhaltigkeit in Zeiten der Digitalisierung. Video 28:20 min. https://video.cisco.com/video/6277093269001 Zugegriffen am 1.12.21

Corporate Digital Responsibility Magazin 10/21: Denkimpuls CSR und CDR

Corporate Digital Responsibility Magazin 10/21: Denkimpuls CSR und CDR

Dieser Denkimpuls entstand aus der Frage, was wir für die CDR von der CSR lernen können. Die Gedanken entwickelten sich in einem inspirierenden Austausch mit Dr. Marie Blachetta und Jens-Rainer Jänig, der mir viel Freude gemacht hat. Wir waren uns einig: Es gibt Gemeinsamkeiten, die ja auch oft herangezogen werden. Aber CSR ist ja nicht nur eine „Erfolgsgeschichte“: Zu wenige Unternehmen, die dabei sind. Zu wenig Nachhaltigkeitsimpact. Viel Aufwand.

Was kann also CDR stärker befördern? Ich entwickelte für den Artikel drei Thesen für ein stärkeres CDR-Movement:

  • These 1: CDR muss wirtschaftlich in der Breite ankommen.
  • These 2: CDR braucht zuerst Best Practices, dann Reporting.
  • These 3: Anspruch an die Zukunft: Schrittweise Etablierung von Standards.

Ich denke, dass sowohl CDR als auch CSR im Kontext der unternehmerischen Nachhaltigkeit betrachtet werden müssen. Daher stelle ich in dem Beitrag auch meine Perspektive auf das sich verändernde Verständnis  von CSR und Nachhaltigkeit liegt in Unternehmen dar. Wie zur Bestätigung „überholte“ just zum Zeitpunkt unserer Diskussion die Google-Suchanfragen nach „Sustainability“ erstmals (!) die Suchanfragen nach „CSR“ und liegt jetzt vorne (nachzuschauen bei Google Trends oder in der Abbildung anbei).

Der gesamte Artikel ist im CDR Online Magazin hier nachzulesen.

Quelle

Dörr, Saskia (2021) CSR und CDR: Kann ein evolutionärer Ansatz für Standards ein stärkeres CDR-Movement erzielen?. Denkimpuls. Corporate Digital Responsibility Online Magazin vom 07. Oktober 2021. https://corporate-digital-responsibility.de/article/gastbeitrag-saskia-doerr/ Zugriff: 05.11.2021

 

Corporatedigitalreponsibility.net 10/21: „Eine neue digitale Verantwortung“

Corporatedigitalreponsibility.net 10/21: „Eine neue digitale Verantwortung“

Die Verwendung des Begriffs „Corporate Digital Responsibility“ (CDR) hat in den letzten Jahren stetig zugenommen, seit er um das Jahr 2016 herum erstmals regelmäßig in Definitionen in ganz Europa auftauchte. Besonders weit verbreitet ist er in der DACH-Region, wo viele Organisationen in Deutschland und der Schweiz aktiv daran beteiligt sind. Im Laufe der Pandemie hat sich der Begriff weiter verbreitet und wird regelmäßig in so weit entfernten Ländern wie Südkorea, China, den USA und dem restlichen Europa erwähnt. Viele der veröffentlichten Definitionen stimmen in 80-90 % überein, einige bringen jedoch einen wichtigen zusätzlichen Faktor ein, der eindeutig der Beachtung wert ist. Allen gemeinsam ist die Erkenntnis, dass es in der Verantwortung der Unternehmen liegt, die positiven gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung zu verstärken und die negativen Auswirkungen über die gesetzlichen Verpflichtungen hinaus zu minimieren.

Hintergrund zu unserer Arbeit und den Autoren

Ziel dieses Projekts war eine Weiterentwicklung der CDR-Definition, die Entwicklung einer Infografik und einer Reihe von Kernprinzipien, um die Inhalté der verschiedenen Definitionen in einer Form zusammenzufassen, die man als CDR-Manifest bezeichnen könnte. Erstellt in Zusammenarbeit einer Reihe von Personen, die an der ursprünglichen Erstellung des Konzepts der CDR beteiligt waren, mit dem Anspruch die Begriffe rund um CDR international zu vereinheitlichen.

Zu den Autoren (in alphabetischer Reihenfolge) dieses gemeinsamen Papiers gehören drei der regelmäßig zitierten ursprünglichen Definitionen des CDR und andere, die regelmäßig an seiner Weiterentwicklung beteiligt sind.

  • Dr. Saskia Dörr (WiseWay, Autorin des Springer-Buches „Corporate Digital Responsibility“)
  • Tim Frick (Mightybytes und regelmäßiger Autor auf CDR).
  • Christopher Joynson (Gründer CDR definition, Atos)
  • Oliver Merx (Gründer der weltweiten CDR LinkedIn Gruppe)
  • Rob Price (Gründer CDR definition, vorher Worldline, jetzt Alchemmy)
  • Michael Wade (Gründer CDR Definition, Internationales Institut für Managemententwicklung – IMD, Lausanne)

Warum brauchen wir Corporate Digital Responsibility?

Die Prämisse des CDR ist, dass digitale Technologien genutzt werden können, um positive Auswirkungen für uns alle zu erzielen. Das haben wir während der Pandemie deutlich gesehen. Was wären wir ohne die Möglichkeit, dass ein großer Teil der Arbeitnehmer mit Hilfe von Kollaborationswerkzeugen wie Zoom und Teams, die über Hochgeschwindigkeits-Breitbandverbindungen miteinander verbunden sind, effektiv von zu Hause aus arbeiten kann; dass wir unsere Einkäufe im Supermarkt online erledigen, unseren Arzt über eine App konsultieren können und viele weitere Beispiele. Dem könnte jedoch entgegengehalten werden, dass unsere Privatsphäre noch nie so bedroht war, dass unsere Passwörter bei Cyberangriffen und Datenlecks immer häufiger preisgegeben werden und dass gezielte Fake News und verstärkte Verschwörungstheorien die Demokratie bedrohen. CDR entstand aus der Hypothese, dass Unternehmen eine größere Verantwortung dafür tragen, positivere Ergebnisse für die Gesellschaft und den Planeten zu erzielen und die Auswirkungen des Missbrauchs digitaler Technologien zu mindern.

Doch bevor wir uns näher mit dem CDR befassen, ist es wichtig, den Begriff „digital“ zu erläutern. Eigentlich nur „Was ist digital?

Was ist digital?

Die MCA1 (im Vereinigten Königreich) definierte 2014 im Rahmen ihres „Year of Digital“ (Jahr der Digitalisierung) den Begriff „Digital“ mit den Worten: „Die Digitalisierung schafft einen neuen Kapitalismus mit neuen Möglichkeiten und neuen Herausforderungen“. In verschiedenen Phasen dessen, was wir heute als „digitale Revolution“ bezeichnen, wurde das Digitale von verschiedenen Arten von Organisationen unterschiedlich wahrgenommen:

  • Vielleicht wurde das Digitale zunächst als die Verlagerung auf das Internet betrachtet und oft als die Website, die mobile App und die Domäne des Chief Marketing Officers bei der Interaktion mit seinen Kunden angesehen
  • Technologieunternehmen bezeichneten damals die digitale Transformation regelmäßig als das Aufkommen von SoCloMo – Social Media, Cloud und Mobilität. Die digitale Transformation wurde daher oft zur Übernahme dieser Technologien
  • Inzwischen haben der Aufstieg der Digitalagenturen und die Ansätze von „born in the web“ zu den Produktentwicklungsansätzen von Agile und DevOps geführt und
  • Diese Ansätze, die zu einer kontinuierlichen Bereitstellung und Agilität führten, führten dazu, dass dieselben Prinzipien im gesamten Betriebsmodell und in den Prozessen angewandt wurden, um das Unternehmen in die Lage zu versetzen, im Einklang mit der neuen „digitalen Geschwindigkeit“ seiner Technologie zu arbeiten.

Heute verstehen wir unter „digital“ die Kombination aus Agilität und Flexibilität, die „im Web geborene“ Denkweise, die aufkommende Technologien nutzt, um Daten zu erstellen, zu verarbeiten und auszutauschen und dem Verbraucher Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Zu diesen „Technologien“ gehören Cloud, Mobilität, Internet der Dinge, Blockchain, Quantum, Automatisierung, maschinelles Lernen und KI und vieles mehr. Die „Produkte und Dienstleistungen“ können disruptiv, effizienter, billiger und leichter zugänglich sein.

Darüber hinaus ist das Tempo des Wandels dieser Technologien in Verbindung mit Organisationen, die mit größerer Geschwindigkeit bahnbrechende oder innovative Produkte und Dienstleistungen anbieten, so hoch, dass es sich für die Menschen als schwierig erwiesen hat, Schritt zu halten – sowohl bei der Übernahme dieser Produkte als auch bei der Fähigkeit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern (in traditionellen Unternehmen), neue Fähigkeiten zu entwickeln.

Es war diese wahrgenommene wachsende digitale Kluft (die nicht nur als Zugang zu Breitbandanschlüssen, sondern auch als Zugang zu den benötigten Technologien, Werkzeugen und Fähigkeiten betrachtet wird), die zur Schaffung der digitalen Verantwortung der Unternehmen führte, zumindest im Hinblick auf die Entwicklung der Definition von Atos/Worldline.

Man kann jedoch mit Fug und Recht behaupten, dass die Idee aus einer Reihe von Perspektiven entstanden ist. Aus Sicht der digitalen Wirtschaft (insbesondere der GAFA) könnte es sich um die Notwendigkeit einer besseren sozialen Verantwortung von IKT-Unternehmen seit dem Aufkommen des Internets handeln. Darüber hinaus könnte man die Perspektive der Rechtsprechung einbeziehen, die mit der Digitalisierung neue geschäftliche und gesellschaftliche Optionen und die Notwendigkeit weicher Gesetze (oder digitaler Ethikrichtlinien) als Ergänzung zur Regulierung sieht (siehe CDR-Initiative des Bundesamtes für Justiz und Verbraucherschutz in Deutschland). Und ganz wichtig: Aus der Nachhaltigkeitsperspektive wurde immer deutlicher, dass die ökologischen Auswirkungen der digitalen Entwicklung (z.B. Rechenzentren, Kryptoalgorithmen etc.) lange Zeit ignoriert wurden.

Das Aufkommen der digitalen Verantwortung der Unternehmen

Der Schwerpunkt und die Entwicklung des CDR liegen vor allem in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz). Dies ist auf das anfängliche Interesse der deutschen Regierung (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz) zurückzuführen, das dann von den Unternehmensverbänden abgelöst wurde, die häufig vom Technologiesektor dominiert werden. Das Interesse und die Verwendung des Begriffs CDR hat sich in benachbarten Ländern wie Polen und Italien ausgeweitet. In anderen Ländern, insbesondere im Vereinigten Königreich und in Frankreich, liegt der Schwerpunkt eher auf den einzelnen Bestandteilen des CDR (z. B. Umweltverantwortung und digitale Ethik) als auf der ganzheitlichen Vision des CDR selbst. Im Jahr 2021 haben wir jedoch auch Interesse aus anderen Ländern festgestellt: Samsung (Südkorea) hat sich in einer Erklärung im Januar zu CDR verpflichtet, und in China und den USA sind erste Artikel erschienen.

Viele dieser Initiativen sind eher auf das Land beschränkt, in dem sie durchgeführt werden. So hat beispielsweise der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) kürzlich CDR als Teil der so genannten „CDR Building Bloxx“-Aktivitäten definiert, doch obwohl zu seinen Mitgliedern eine Reihe internationaler Unternehmen gehören, ist er sehr auf Deutschland und die Beschäftigungs- und Wirtschaftslage in Deutschland konzentriert. In ähnlicher Weise konzentriert sich das ausgezeichnete Papier über CDR, das vom Ethos Fund in der Schweiz erstellt wurde, auf die Beziehung zwischen dem Investmentfonds und einer Reihe von führenden Schweizer (wiederum internationalen) Unternehmen – in der Tat sollte man vielleicht auch die Swiss Digital Initiative erwähnen, die zwar nicht als CDR bezeichnet wird, aber interessante Arbeit im Hinblick auf die Zertifizierung der angemessenen Nutzung von Daten und den Schwerpunkt auf Sicherheit und Datenschutz leistet.

Es gibt einige hervorragende globale und regionale koordinierte Aktivitäten, die sich jedoch eher auf einen der Bestandteile des CDR als auf das CDR selbst beziehen. Das Weltwirtschaftsforum beispielsweise konzentriert sich derzeit sehr stark auf ethische KI (unter der Leitung von Kay Firth-Butterfield), und das UN-Umweltprogramm leistet hervorragende Arbeit für eine globale digitale Transformation, wobei es auch eine Schlüsselrolle in der kürzlich ins Leben gerufenen Coalition of Digital Environmental Sustainability (CODES) spielt. Darüber hinaus gibt es eine Reihe anderer, im Entstehen begriffener benachbarter Bewegungen oder Gruppen, die ähnliche Ziele wie das CDR verfolgen, auch wenn sie den Begriff nicht ausdrücklich verwenden – zum Beispiel Digital with Purpose und Tech for Good.

Die Absicht dieses Papiers und die Zusammenstellung der besten der verschiedenen Definitionen ist daher ganz einfach, eine globale Perspektive dafür zu bieten, was CDR sein kann und wie Organisationen es als ganzheitlichen Rahmen nutzen können, um zu beschreiben, was sie sowohl innerhalb der Grenzen ihres Unternehmens als auch, was wirklich wichtig ist, außerhalb ihres Unternehmens tun – um sie dazu zu bringen, weiter über die positiven Auswirkungen nachzudenken, die sie durch die Nutzung digitaler Technologien für Innovationen zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen haben können.

Der Ausgangspunkt

Wie bereits erwähnt, sind alle Definitionen im Großen und Ganzen übereinstimmend und helfen Unternehmen, über ihre unternehmerische Verantwortung im Zusammenhang mit digitalen Technologien und Dienstleistungen nachzudenken. Der Ansatz, den wir gewählt haben, besteht darin, die besten Teile jeder der Definitionen nicht neu zu erfinden, sondern auf die bestehenden Grundsätze aufzusetzen. In diesem Zusammenhang sind wir zu den ursprünglichen Grundsätzen der Unternehmensverantwortung (CR, d. h. ökonomisch, ökologisch und gesellschaftlich) zurückgekehrt, haben sie aber speziell durch eine digitale Linse betrachtet.  Mit CDR wurde die Perspektive von CR erweitert und schließt die Wirkung im digitalen Bereich ein. Es gibt verschiedene Vorschläge, wie die digitale Perspektive mit den drei traditionellen Perspektiven interagiert. In einem „Vierfachmodell“ wurde die vierte Sphäre des Digitalen einfach zu den drei Sphären Ökonomie, Ökologie und Soziales hinzugefügt.

In einer Abwandlung dieses Modells schlug Michael Wade (siehe Abbildung 1) ein Modell vor, in dem der vierte Kreis – der technologische – im Wesentlichen als Filter für die drei anderen Kreise fungiert, da die Technologie (und das Digitale) in der heutigen digitalen Welt mit allem verwoben ist.

Abbildung 1: Michael Wade (MIT Sloan Review, 2020)

Wir sind der Meinung, dass die Hinzufügung einer vierten Dimension neben den anderen den weitreichenden Auswirkungen der Digitalisierung, die ein Gegenstück zur physischen Welt bildet, nicht gerecht werden würde.  Daher schlagen wir, basierend auf der Arbeit von Dr. Saskia Dörr (2021), ein integriertes CDR-Modell mit sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen vor, die ihre Auswirkungen in der physischen und/oder digitalen Welt zeigen. Dies unterstreicht, dass die Auswirkungen digitaler Aktivitäten nicht in der digitalen Welt verbleiben und dass die Auswirkungen in der digitalen und physischen Welt sich gegenseitig beeinflussen.

Das Ausmaß einiger der Herausforderungen, mit denen wir derzeit konfrontiert sind, ist so groß, dass es nicht ausreicht, nur die Grenzen der Organisation als die Verantwortung der Direktoren zu betrachten, etwas zu verändern. So ist es zwar wichtig, dass ein Unternehmen die Verantwortung für die Minderung seiner eigenen Auswirkungen auf die Umwelt anerkennt, aber das Ausmaß der Herausforderung besteht darin, dass viele von ihnen darüber hinausgehen müssen (über „Net Zero“ oder „Carbon Negative“ hinaus) und innovativ sein müssen, um Produkte und Dienstleistungen zu schaffen, die eine gesellschaftliche oder ökologische Wirkung haben, die über die Wirkung des Unternehmens selbst hinausgeht. Ähnliches könnte man auch über die digitale Ethik sagen: Es ist eine Sache, als Unternehmen die Datenschutzgrundverordnung einzuhalten, aber etwas ganz anderes, die Art und Weise, wie personenbezogene Daten verwaltet werden, für die Gesellschaft als Ganzes positiv zu beeinflussen, indem man sich zum Beispiel für eine bessere Gesetzgebung einsetzt oder bessere Produkte anbietet. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir uns explizit mit den externen Auswirkungen befassen und gleichzeitig sicherstellen müssen, dass die interne Organisation in Ordnung ist.

Würdigung der Arbeit des Ethos Fonds

Es lohnt sich, die Definition des Schweizerischen Ethos Fonds von CDR hervorzuheben, da sie aus der Perspektive von jemandem stammt, der Investitionsentscheidungen im Namen der Gesellschaft trifft (Pensionsfonds). Sie enthält einige wichtige Punkte, die es rechtfertigen, dass sie aufgenommen wird. Der wichtigste davon ist die Anforderung an den Verwaltungsrat, einen öffentlichen Kodex für digitale Verantwortung zu haben.  Dieses erste Leitprinzip der Ethos-Definition lässt sich nicht einem bestimmten Teil des Quadranten zuordnen, sondern scheint für alle zentral zu sein.

Mit dem Vorhandensein des Codes ist der Grundsatz verbunden, diesen Code in völliger Transparenz zu veröffentlichen, und nicht nur das, sondern diesen Grundsatz auf die gesamte Nutzung von Daten und Technologien wie KI anzuwenden – im Wesentlichen also die Transparenz von „Explainable AI“. Das Schlüsselwort ist hier Transparenz und Glaubwürdigkeit der öffentlich gemachten Aussagen. Mit der zunehmenden Fokussierung der ESG-Berichterstattung und des Benchmarking auf die Realität jenseits von Markthype und digitaler Schönfärberei wird die Transparenz der Einhaltung dieses Kodex eine Schlüsselkomponente sein, und aus diesem Grund haben wir Transparenz in den Quadranten des Economic CDR aufgenommen.

Umfrage zum digitalen Wohlbefinden

Als Teil der Erstellung der CDR-Definition im Rahmen der Arbeit von Atos (und Worldline) wurde 2017 eine weltweite Umfrage zu den Gefühlen der Menschen gegenüber Technologie durchgeführt. Dabei wurde insbesondere versucht, die Muster zu verstehen, die zu einer erfolgreichen Einführung führten, und wo die Angst oder das mangelnde Vertrauen größer war. Im Wesentlichen lassen sich die Ergebnisse so zusammenfassen, dass sich die Menschen dort am wohlsten fühlten, wo Produkte äußerst bequem waren – einfach zu bedienen, zeitsparend – oder wo sie einen potenziellen persönlichen Gesundheitsnutzen hatten. Ganz allgemein führte dies dazu, dass sich die CDR-Definition stark auf die Zugänglichkeit von Produkten und auf das digitale Wohlbefinden konzentrierte. In einigen Gesprächen über CDR liegt der Schwerpunkt auf der Verhinderung des Missbrauchs oder der unangemessenen Nutzung von Daten mit Hilfe digitaler Technologien, aber es ist wichtig, allgemein die positive Schaffung von Produkten und Lösungen zu berücksichtigen, die dazu beitragen, die Ergebnisse in die richtige Richtung zu lenken. Aus diesem Grund wird „Digitales Wohlbefinden“ zusätzlich zum „nutzerzentrierten, zugänglichen und praktischen Produktdesign“ aufgenommen.

Da die Klimaereignisse über die Pandemie im Jahr 2021 hinaus die Nachrichten beherrschen, ist es nun klar, dass die Nachhaltigkeit der Gesellschaft nicht von der Nachhaltigkeit des Planeten getrennt werden kann. Diese starke Betonung des Umweltaspekts der CDR trägt auch der Tatsache Rechnung, dass der Schwerpunkt und das Interesse an diesem Bereich im Zuge des wiederbelebten Pariser Abkommens, der COP26 und des Vorstoßes zur Verwirklichung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) bis 2030 zugenommen haben. Interessanterweise war dies die Lücke in der Atos-Definition, war aber in den meisten anderen Definitionen vertreten.

Mehr über Umwelt und Klima nachdenken

Der ursprüngliche Schwerpunkt dieses Quadranten in der Definition von Michael Wade lag auf den Aktivitäten innerhalb der Unternehmensgrenzen – insbesondere auf dem Recycling von Abfalltechnologien, der angemessenen Entsorgung und der Nutzung erneuerbarer Energien, die allesamt absolut wichtig sind. Es handelt sich jedoch um einen sich schnell entwickelnden Bereich, und die Pandemie hat in den letzten Monaten das Interesse und den Fokus darauf verstärkt, was durch eine Reihe neuer Initiativen wie den europäischen Green Deal, der kürzlich von 26 Technologieunternehmen unterzeichnet wurde, unterstützt wurde.

Die erste wichtige Ergänzung zum internen Umwelt-Quadranten ist der Einsatz digitaler Technologien (IOT, KI-Wahrnehmung wie OCR, NLP usw.) zur Aggregation von Daten und zur Erstellung von Berichten, die die Erstellung von Echtzeit-Dashboards in Unternehmen ermöglichen, mit denen sie alle Projekte unter dem Aspekt der Umweltauswirkungen effektiv verwalten können. Wir haben dies bei großen internationalen Organisationen gesehen, die sich zu Kohlenstoffneutralität oder in einigen Fällen sogar zu Kohlenstoffnegativität verpflichtet haben.

Die zweite Gruppe, die auf den Grundsätzen des vorigen Abschnitts aufbaut, bezieht sich auf die Nutzung digitaler Technologien für Innovationen und die Entwicklung von Produkten, die sich positiv auf die Umwelt auswirken – sei es auf den Klimawandel, die biologische Vielfalt oder die Nachhaltigkeit der Ressourcen. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff „Innovate using Digital creating products & services for environmental impact“ hinzugefügt, der einige der weltweit zu beobachtenden Tech-for-Good-Aktivitäten und gemeinschaftlichen Innovationen zusammenfasst. Damit wird die Arbeit des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (als Teil von CODES und als eigenständiges Programm) gewürdigt, das mit Gemeinschaften und Unternehmen zusammenarbeitet, um Produkte und Dienstleistungen im Rahmen seines eigenen Programms zur digitalen Transformation zu entwickeln.

Beschleunigung der Notwendigkeit der CDR-Einführung

Die größte Frage für das CDR in seiner Anfangsform war, ob es ein akademisches Konzept bleiben oder in die Massenanwendung durch die Wirtschaft übergehen sollte. Entscheidend dafür ist der zwingende Grund für die Veränderung – wie würde sie zu höheren Einnahmen und besseren Gewinnspannen führen? Im Wesentlichen geht es darum, wie die Notwendigkeit von Veränderungen im Zusammenhang mit den Wirtschaftsmodellen, die wir seit einigen Jahrzehnten kennen, zum Ausdruck kommt.

Zweifelsohne ist ein Wandel im Gange. Wir haben bereits Ethos als Beispiel für eine Organisation erwähnt, die Investitionsentscheidungen auf der Grundlage der Fähigkeit von Organisationen treffen will, ihre Tätigkeiten in Bezug auf die nachhaltigen Auswirkungen, die sie auf die Welt haben, zu beschreiben. Diejenigen Unternehmen, die jetzt bei den ESG-Werten besser abschneiden, stellen bereits positive Auswirkungen fest, wie zum Beispiel einen günstigeren Zugang zu Kapital. Darüber hinaus werden die Auswirkungen niedriger ESG-Bewertungen auch in Bezug auf den Ruf und die Schwierigkeit, junge Talente anzuziehen, deutlicher sichtbar.

Wir sehen sichtbare Debatten über die Besteuerung und Regulierung von Big Tech, die zum Teil in den wirtschaftlichen Quadranten von Michael Wades Definition fallen, ebenso wie der Fokus auf nachhaltige und transparente Lieferketten und Überlegungen zur nachhaltigen Automatisierung – wobei ein starker Fokus auf der Entwicklung der Arbeitskräfte über das unmittelbare Unternehmen hinaus liegt. Die vorgeschlagene Ergänzung ist Social Impact Investment, um dem jüngsten Wachstum von Social Impact Bonds (SIBs) und Development Impact Bonds (DIBs) Rechnung zu tragen. Auch wenn diese nicht immer digital unterstützt werden müssen, können digitale Technologien und Datenanalysen (unter ethischen Gesichtspunkten) bei der weiteren Entwicklung der wirtschaftlichen Landschaft einen echten Unterschied machen.

Die Digitalisierung im Zentrum der Unternehmensverantwortung

Schließlich wird damit auch ein weiterer wichtiger Punkt eingeführt, den wir vorschlagen, in das Zentrum der Verantwortung für die Weitergabe des Kodex für digitale Verantwortung aufzunehmen: Es handelt sich die Ausrichtung auf den definierten Zweck, den sog. „Purpose“, der Organisation. Viele Organisationen sind gerade dabei, ihren Purpose zu überdenken und neu zu definieren, um die Bindung zwischen ihrem Unternehmen, ihren Kunden, ihrer Gemeinschaft und vor allem ihren Mitarbeitern zu stärken.

Jede Gruppe muss an die Umsetzung dieser Veränderungen glauben und darauf vertrauen, dass sie wirklich etwas bewirken. Wir haben ein Jahrzehnt mit verschiedenen Marketing-Hypes hinter uns, wie Greenwashing und Cloudwashing. Jetzt müssen Organisationen nicht nur das Richtige sagen, sondern es auch in die Tat umsetzen. Nur so können sie sicherzustellen, dass alle Stakeholder – egal ob in einer Organisation des öffentlichen oder privaten Sektors – den Wandel sehen und spüren. Dass sie ihr Vertrauen in eine Organisation setzen, die den Wandel erfolgreich vorangetrieben hat, um einen positiven Einfluss auf die Nachhaltigkeit unseres Planeten und unserer Gesellschaft zu erzielen.

Das Ergebnis der Zusammenführung der Definitionen zeigen die sieben Kernprinzipien des internationalen CDR Manifestos. Es stellt die Aspekte der digitalen Verantwortung für eine Organisation dar, die sowohl das Management des eigenen Geschäfts innerhalb der Unternehmensgrenzen als auch ihre Fähigkeit, die Gesellschaft und den Planeten zu beeinflussen, berücksichtigt.

Zum CDR Manifesto, das die sieben Kernprinzipien zusammenfasst, geht es hier entlang.

Dieser Text ist im Original auf Englisch erschienen https://corporatedigitalresponsibility.net/cdr-definition.

Quellen

Informatik Aktuell 08/21: Wertekodex für Chatbots

Informatik Aktuell 08/21: Wertekodex für Chatbots

Ich freue mich sehr, dass mein Beitrag über einen Wertekodex für Chatbots in Informatik Aktuell am 24.8.2021 erschienen ist. Der gesamte Artikel ist HIER zu lesen. Einige Details auch in meinem Blogbeitrag https://wiseway.de/wertekodex-fuer-chatbots/.

Bitte zitieren als: Dörr, Saskia (2021) Wertekodex für Chatbots. Corporate Digital Responsibility sichert Unternehmenswerte bei Künstlicher Intelligenz. Informatik Aktuell vom 24. August 2021. https://www.informatik-aktuell.de/betrieb/kuenstliche-intelligenz/wertekodex-fuer-chatbots.html. Zugegriffen 26.08.2021

 

Datenschutz für Praktiker 11/20: „Digitale Unternehmensverantwortung für eine nachhaltige Wertschöpfung aus Daten“

Datenschutz für Praktiker 11/20: „Digitale Unternehmensverantwortung für eine nachhaltige Wertschöpfung aus Daten“

Mit der Digitalisierung entstehen wirtschaftsethische Dilemmata mit Daten von Nutzer:innen. Digitalverantwortliche Unternehmen wägen umsichtig und frühzeitig die unterschiedlichen Interessen bei der Gestaltung digitaler Geschäftsstrategien ab. Wie das praktisch aussehen kann, erläutere ich in dem Artikel „Corporate Digital Responsibility: Digitale Unternehmensverantwortung für eine nachhaltige Wertschöpfung aus Daten“ im Magazin „Datenschutz für Praktiker“.

Dörr S (2020) „Corporate Digital Responsibility“: Digitale Unternehmensverantwortung für eine nachhaltige Wertschöpfung aus Daten. Datenschutz für Praktiker 11 2020, S. 8-11. https://desk.forum-verlag.com/#doc/62089/1 (Zugriff am 27.11.2020)

Der Artikel inklusve Fragenset steht hier zum Download zur Verfügung.

Gerade die Datenschutzbeauftragten und -verantwortlichen können über ihre Kernaufgabe hinausgehende Impulse für eine Corporate Digital Responsiblity geben. Daher hoffe ich, dafür Ansatzpunkte geben zu können. Der Artikel hat folgende wesentlichen Inhalte:

  • Wirtschaftsethische Dilemmata mit Daten von Nutzer:innen
  • Corporate Digital Responsibility für Vertrauen als Wettbewerbsvorteil
  • 12 Leitfragen für eine digitale Geschäftsstrategie mit Verantwortung

Das vorliegende Set an Leitfragen soll Pioniere unterstützen. Es bietet, wie eine Reihe weiterer bereits vorliegender Management-Instrumente, eine Handreichung für die Umsetzung von CDR in der Praxis und damit für die Gestaltung einer wünschenswerten digitalen Zukunft.

Mittelstand 4.0 Jahreskonferenz 11/20 „Mit Digitalisierung eine nachhaltige Zukunft gestalten“

Mittelstand 4.0 Jahreskonferenz 11/20 „Mit Digitalisierung eine nachhaltige Zukunft gestalten“

Im Rahmen der Regionalkonferenz des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Bremen am 25.11.2020 durfte ich in ein Impuls-Interview zum Thema “Ökonomisch, ökologisch, sozial – so geht unternehmerische Verantwortung im Digitalzeitalter” geben sowie bei der interaktiven Diskussion „Wie wir Nachhaltigkeit im Unternehmen voranbringen“ auf dem Panel dabei sein. Die Videos der gesamten – sehr gelungenen – Veranstaltung finden sich hier.

Regionalkonferenz Relive-Videos