… und fällt auch nicht vom Himmel. Diese Erkenntnis ist inzwischen mitten in der Gesellschaft angekommen. Und doch fehlt es noch an vielen Stellen an zukunftsgestaltenden Aktivitäten – aber nicht überall in diesem Lande! Meine Highlights dazu im Rückblick aur das vergangene Jahr:
Techies und Ökos
machen „gemeinsame Sache“
Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen zu denken – dieser
Schnittmenge wurde viel Aufmerksamkeit im zurückliegenden Jahr gezollt. Befördert
wurde dies durch das vielgelobte Buch
„Smarte grüne Welt“ von Tilman Santarius und Steffen Lange (s.a. die Buchrezeption
bei oekom). Beide Autoren waren auch Mit-Initiatoren der „Bits &
Bäume“, der ersten Konferenz von Ökos und Techies in Deutschland, die im November
in Berlin stattfand. Sehenswert sind die
Key
Notes von Tilman Santarius und Lorenz Hilty in der Eröffnungs-Session. Wertvoll
für mich waren zum einen die Aufbruchstimmung zur gemeinsamen Zukunftsgestaltung,
zum anderen die guten Gespräche am Rande der Konferenz. „Tonspur N“ präsentiert
eine schöne hörbare
Zusammenfassung der Konferenz.
Die Forderungen,
die aus der Konferenz hervorgegangen sind, sind für zukunftsgerichtete deutsche
und europäische Politik bedeutsam und gleichzeitig stellen sie auch Ansprüche
an das Handeln von Wirtschaft und Unternehmen. So z.B. Software-Haftung von
Herstellern in Bezug auf IT-Sicherheit, reparierbare und langfristig instand
gehaltene Software und reparierbare und recyclebare elektronische Geräte.
In meiner Session auf
der „Bits & Bäume“ ging es um unternehmerisches Handeln „jenseits
digitaler Kurzsichtigkeit“. Mit den TeilnehmerInnen konnte ich die grundlegenden
Handlungsfelder für eine „Corporate Digital Responsibility“ diskutieren. Mehr
und mehr Unternehmen sind darin aktiv. Für die Mehrheit im Workshop handelt es
sich um eine zeitgemäße Erweiterung des Nachhaltigkeitsmanagements, die einen
Beitrag zur ökologischen und fairen Digitalisierung leistet. Besonders in den
Handlungsfeldern zum ökologischen Fußabdruck von Digitaltechnik, der
unethischen Nutzung von Nutzerdaten und bei Manipulation und Überwachung
herrscht Handlungsbedarf und es bestehen auch hohe Erwartungen an die
Unternehmen.
Mehr zu Corporate Digital Responsibility von mir ist, z.B.
in meinem Artikel
auf tbd* oder meinem Webinar „Innovatives CR- &
Nachhaltigkeitsmanagement“ bei der „Woman Speaker Foundation“ zu finden. Zudem
habe ich meine Erkenntnisse zur Weiterentwicklung des
Nachhaltigkeitsmanagements auf CSR-News
und Wikipedia
veröffentlicht, um eine breitere Expertendiskussion zu ermöglichen.
BonnerInnen eröffnen Diskussions- und Experimentierraum zu „digitaler Mündigkeit“
Zur Zukunftsgestaltung gehört auch Sensibilität für die
Veränderung, die die Digitalisierung mit sich bringt. „Ein kritischer und
emanzipatorischer Umgang mit digitaler Technik soll Teil von digitaler Bildung
sein“, ist eine der Forderungen der „Bits & Bäume“. Und gerade dieser
kritische und emanzipatorische Teil blieb in der 2018er Diskussion um „digitale
Bildung“ aus meiner Sicht weitestgehend unbeachtet. Es ging häufig um technische
Ausstattung von Schulen, „Bandbreite“ und um Coding-Kompetenz von Jugendlichen.
Das ist selbstverständlich wichtig, aber eben nicht ausreichend.
Ich bin daher stolz, Teil eines “Graswurzel-Ansatzes” in
Bonn – gemeinsam mit Akteuren der Bonner Verwaltung, der Schulung und
gesellschaftlichen Vertretern – zur aktiven Gestaltung von Bildung im digitalen
Wandel zu sein. Wir haben damit begonnen einen gemeinsamen Diskussions- und
Experimentierraum mit der Frage zu eröffnen, welches konkrete Wissen und welche
Kompetenzen überhaupt nötig sind, um Leben und Arbeiten in der Digitale
Gesellschaft gut zu bewältigen. Wir nennen dies „digitale Mündigkeit“ und es
geht darum, sich übergreifend über unterschiedliche Multiplikatorengruppen hinweg
auszutauschen und voneinander zu lernen. Bonn stellt dafür einen „Mikrokosmos“
dar, der große Potenziale bietet.
Ich freue mich auf 2019: Ich werde mich weiter für eine
kritische, aber chancenorientierte Haltung gegenüber der Digitalisierung
einsetzen und ManagerInnen und EntscheiderInnen systematisch dabei unterstützen, die Chancen
der Digitalisierung in verantwortungsvolles Unternehmenshandeln zu integrieren.
Zudem möchte ich den Nachhaltigkeitsverantwortlichen in Unternehmen und
Organisationen den Weg zur innovativen Corporate Responsibility im
Digitalzeitalter „ebnen“ – das wird ein größeres Projekt… mehr verrate ich
jetzt noch nicht ;-)
Allen FreundInnen, Partnern,
Engagierten und LeserInnen meines Blogs wünsche ich einen entspannten
Jahresausklang und einen guten Start in ein gelingendes 2019! Ich freue
mich auf weitere Austausche im neuen Jahr! Ihre und Eure, Saskia
Im „digitalen Wilde Westen“ werden Daten aus dem Hinterhalt erbeutet und zu Geld zu gemacht. Es gilt das „Recht des Stärkeren“ – der globalen Konzerne – und es wird ohne Rücksicht auf Verluste (von Nutzern, Kunden und Bürgern) vorgegangen (vgl. z.B. Facebook und Cambridge Analytica Skandal).
Vielen Unternehmen ist inzwischen klar, dass sich diese Phase der „Freibeuterei“ dem Ende nähert. Europäische Unternehmen verfolgen eigene, gesellschaftlich getragene Visionen der Digitalisierung – jenseits des „Silicon Valley“. Sie überdenken daher ihre Geschäftsmodelle in Bezug auf mehr Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung im Digitalzeitalter. Aktuell entwickelt sich gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen zu „Corporate Digital Responsibility“. Dazu schreibe ich in meinem Artikel „Vom „Wilden Westen“ zur Digitalisierung mit Verantwortung: Corporate Digital Responsibility entwickelt sich“ auf der tbd*, dem „digitalen Zuhause für Menschen, die die Welt verbessern möchten“. Den vollständigen Artikel findet ihr hier.
Zudem sind alle Nachhaltigkeitsmanager, -interessierte und sonstige Changemaker, die sich für dieses noch junge Gebiet des Nachhaltigkeitsmanagements interessieren, herzlich zu meinem Webinar „Innovatives CSR- & Nachhaltigkeitsmanagement“ “ am 26. Oktober 2018, 12:00 bis 13:00, eingeladen. Weitere Infos und Anmeldung hier.
Hoffnungsvoll bezüglich des Endes dieser unrühmlichen Phase der globalen Wirtschaft stimmt mich auch, dass es prominente Mitstreiter gibt: Der „Vater“ des World Wide Web, Tim Berners-Lee, tritt höchstpersönlich an, um mit einem neuen Startup die Idee des Internet zu „retten“ und den Nutzern die Kontrolle über ihre persönlichen Daten zurück zu geben!
Nicht, dass ich eine einfache Antwort auf diese Frage aller Fragen hätte. Aber für mich ist eines klar: den Wertekompass für ein gutes Leben auch im Digitalzeitalter stellt die Nachhaltigkeit dar. Im Interview mit LizzyNet – dem wunderbaren Online-Magazin zu MINT-Themen (nicht nur) für Mädchen und junge Frauen – spreche ich über die Chancen und Risiken der Digitalisierung für Menschen und unseren Planeten. Hier entlang findet ihr das Interview auf der LizzyNet-Homeapage. Vielen Dank, an die Lizzys!
Heute sind wir in der erfreulichen Lage, das Nachhaltigkeit als die 17 „Sustainable Development Goals“ (SDG) konkretisiert wurde. Leider taucht in den 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten globalen Zielen die Digitalisierung und die von ihr ausgelösten gesellschaftlichen Veränderungen so gut wie nicht auf. Sogar Dirk Messner, einer der führenden Köpfe der Entwicklungspolitik in Deutschland und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen (WBGU) der Bundesregierung, wundert sich in einem taz-Interview rückblickend darüber. Aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer (vor allem wenn man bedenkt, welchen Vorlauf ein solch globaler Verhandlungsprozess hat).
Nur: als man 2016 in Deutschland die Nachhaltigkeitsstrategie überarbeitet hat, da wäre es schon möglich gewesen, die Zeichen der Zeit zu erkennen (sieh dazu mein Post „Neue Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie: Perspektive Digitalisierung aus dem Februar 2017). Nun, spätestens 2018 ist das Jahr, in dem in Deutschland Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen „gedacht“ wird: Auf der „Bits & Bäume“-Konferenz am 17./18. November treffen die Themen in Berlin aufeinander – ein großartiges Ereignis! Und ich hoffe, mit einem Workshop zu Unternehmensverantwortung dabei sein zu dürfen.
Awards sind so eine Sache, finde ich. Man könnte den Eindruck bekommen, dass es in diesen Zeiten der individuellen Nabelschau für die geringsten Nichtigkeiten einen Award gibt, bei dem es vor allem um Selbstvermarktung geht.
Denn es geht bei diesem Award um keine Nichtigkeit. Sondern um die Rolle von Frauen im Zuge dieses globalen und allumfassenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels, vor dem wir stehen – der Digitalisierung. Ich bin keine Feministin, aber ich erlebe heute in Deutschland immer noch, dass Macht gerne in den „Boy´s networks“ bleibt – und Frauen (wie alle anderen, die anders sind) stehen eben außen vor.
Der DFLA18 zeigt: „Hey, Jungs, es gibt keine Ausrede für eine reine „Männerrunde“ bei der nächsten Podiumsdiskussion, dem Line-up der Top-Konferenz oder dem Expertendialog zu Digitalisierung. Es steht eine Vielzahl von Expertinnen, Entrepreneurinnen und Managerinnen zur Verfügung!“
Ich meine, dass neue Perspektiven außerhalb der Machtzentren jedem demokratischen Wandel gut tun. Insbesondere diesem digitalen Wandel, der die Gefahr in sich trägt, weitere gesellschaftliche Segregation und Unfairness zu befördern. Minderheiten – auch Frauen – Chancen auf Augenhöhe zu bieten, ist auch eine Frage von „Corporate Digital Responsibility“.
Daher freue mich, neben 399 tollen Frauen in der Kategorie „Social Hero“ dabei zu sein. Beim Audience Award geht es darum, für wen das Herz der Community schlägt – noch bis zum 14. August 2018 ist eine Abstimmung möglich. Ich freue mich, wenn ihr Eure Stimme den „Digital Female Heroines“ gebt. Und falls ihr mich wählen wollt, auch sehr ;-) Hier geht es zum Voting!
Um erfolgreich zu sein, braucht digitales Business eine neue Ethik und Verantwortung, die „Digital Responsibility“. Aufgrund des tiefgreifenden digitalen Wandels, der alle Branchen umfasst, ist sie nicht nur für Digital-, IT- oder ITK-Branche relevant, sondern für alle Unternehmen mit (teilweise) digitalem Geschäftsmodell.
Für CSR News durfte ich den Wissensbeitrag „Corporate Digital Responsibility“ (CDR) – der Unternehmensverantwortung in der digitalen Gesellschaft – verfassen. Mein Ziel war es dabei, den Begriff und seine Bedeutung für Management und Gesellschaft zu bestimmen und als Referenzpunkt zu dienen. Ein Auszug des Beitrags anbei:
„Corporate Digital Responsibility (CDR) meint die freiwillige Selbstverpflichtung zum nachhaltigen Wirtschaften von Unternehmen, das die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen durch die Digitalisierung mit berücksichtigt.
Sie beginnt mit der Notwendigkeit, gesetzliche Anforderungen und Standards zu erfüllen – für den Umgang mit Kundendaten, geistiges Eigentum usw. – aber sie erstreckt sich auch auf umfassendere ethische Überlegungen und die grundlegenden Werte, nach denen ein Unternehmen arbeitet.“ (Global Intelligence for the CIO 2017, eigene Übersetzung)
CDR bezieht sich einerseits auf die Beachtung digitaler Nachhaltigkeit (d. h. die Nachhaltigkeit von Daten und Algorithmen“, vgl. Stuermer et al. 2017, Smart Data Begleitforschung 2018) und anderseits auf Berücksichtigung der sozialen, ökonomischen und ökologischen Wirkungen digitalen Unternehmenshandelns in der Welt (vgl. Esselmann & Brink 2016, Jänig & Mühlner im Druck, Thorun 2017).“
Corporate Digital Responsibility wird als Begriff nach meinen Recherchen erst seit 2016 verwendet. Das gesamte Thema steht also erst in seinen Anfängen, aber die Forderungen an eine „Ethik“ von Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz, Datenökonomie etc. sind mehr und mehr zu hören. Daher freue ich mich auf eine weitere Ausgestaltung in der sozial-ökologischen oder wirtschaftswissenschaftlichen Forschung, der Entwicklung von CDR-Selbstverpflichtungen und vor allem auf die Umsetzung von Digitalverantwortung in Unternehmen und Organisationen.
Ich aktualisiere den Beitrag auf CSR News dann auch gerne :-).
Verzeichnis der verwendeten Quellen
Accenture (2016): The Corporate Digital Responsibility Gap. (>> Link, Zugriff am 15.6.2018)
Charta der digitalen Vernetzung (2018): Die Charta im Wortlaut. (>> Link, Zugriff am 19.01.2018)
Bitkom (2018): Empfehlungen für den verantwortlichen Einsatz von KI und automatisierten Entscheidungen. Corporate Digital Responsibility and Decision Making. (>> Link, Zugriff am 10.6.2018)
BMZ (2018): Technologien für nachhaltige Entwicklung nutzen. (>> Link, Zugriff am 19.01.2018)
Esselmann, F., & Brink, A. (2016): Corporate Digital Responsibility: Den digitalen Wandel von Unternehmen und Gesellschaft erfolgreich gestalten. Spektrum 12, 1, S. 38–41.
Global e-Sustainability Initiative (2016): System Transformation. Summary Report. (>> Link, Zugriff am 15.6.2018)
Global Intelligence for the CIO (2017): The rise of corporate digital responsibility. (>> Link, Zugriff am 15.6.2018)
Hildebrandt, A. & Landhäußer, W. (Hrsg.) (2017): CSR & Digitalisierung. Berlin: Springer.
Jänig, J.-R. & Mühlner , J. (im Druck): Corporate Digital Responsibility: Verantwortung in der digitalen Gesellschaft. Gebundene Ausgabe. Frankfurt: Frankfurter Allgemeine Buch.
Knaut. A. (2017): „Corporate Social Responsibility verpasst die Digitalisierung“, in: Hildebrandt, A. & Landhäußer, W. (Hrsg.): CSR & Digitalisierung. Berlin: Springer, 51-59.
Lange, S. & Santarius, T. (2018): Smarte grüne Welt? Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit. Berlin: oekom.
Nachhaltig.digital (2018): Nachhaltig.digital. Kompetenzplattform für Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Mittelstand. https://nachhaltig.digital/ (Zugriff am 15.6.2018)
Porter, M. & Kramer, M.R. (2006): “Strategy & Society. The Link Between Competitive Advantage and Corporate Social Responsibility”, in: Harvard Business Review, 12.
Schaltegger, S. & Petersen, H. (2017): Die Rolle des Nachhaltigkeitsmanagements in der Digitalisierung. B.A.U.M. e.V. Jahrbuch 2017 Digitalisierung und Nachhaltigkeit. S. 17-20.
Schaltegger, S.; Windolph, S.E. & Harms, D. (2010): Corporate Sustainability Barometer. Wie nachhaltig agieren Unternehmen in Deutschland? PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (Hrsg.).
Schäuble, W. (2017): Grußwort, , in: Hildebrandt, A. & Landhäußer, W. (Hrsg.): CSR & Digitalisierung. Berlin: Springer, XXV-XXVIII
Schmidtpeter, R. (2017): Digitalisierung – die schöpferische Kraft der Zerstörung mit Verantwortung managen. In Hildebrandt, A. & Landhäußer, W. (Hrsg.) (2017): CSR & Digitalisierung. Berlin: Springer. S. 595- 602.
Smart-Data-Begleitforschung (2018): Corporate Digital Responsibility. Fachgruppe Wirtschaftliche Potenziale & gesellschaftliche Akzeptanz. (>> Link, Zugriff am 15.6.2018)
Stuermer, M., Abu-Tayeh, G. & Myrach, T. (2017): „Digital sustainability: basic conditions for sustainable digital artifacts and their ecosystems“. Sustainability Science 12, 247–262.
Thorun C. (2018): Corporate Digital Responsibility: Unternehmerische Verantwortung in der digitalen Welt. In: Gärtner C., Heinrich C. (eds) Fallstudien zur Digitalen Transformation., Wiesbaden: Springer Gabler. (>> Link)
„Werte und Wandel“: „Saskia Dörr, Sie sind Nachhaltigkeitsmanagerin. Was hat Design Thinking damit zu tun?“
Ich:„ Nicht nur bei Umgang von Wirtschaft und Gesellschaft mit der Digitalisierung stellen sich „boshafte Probleme“ – erst recht beim Lösen der globalen Probleme, wie Energieversorgung, Klimagerechtigkeit, fairer Zugang zu Bildung, Lebensmittelversorgung oder Artenvielfalt etc. Beim Finden von Wegen für nachhaltige Lösungen, die den Menschen dienen, kann Design Thinking helfen. Das ist für unsere Zukunft von großer Bedeutung.“ Das ganze Interview „Design Thinking – auf den Punkt!“ auf Werte und Wandel (Danke, liebe Elita Wiegand!).
Die Innovationsmethode des „Silicon Valley“, die der SAP-Gründer Hasso Plattner nach Deutschland brachte, ist bestens geeignet, um auch nachhaltige, faire und grüne Lösungen zu entwickeln. Das liegt daran, dass sich mit Design Thinking „wicked problems“ (übersetzt als „boshafte Probleme“) angehen lassen. D.h. Probleme, die bisher gar nicht genau definiert oder beschrieben werden können und unklare Lösungswege haben. In der Disziplin der Logik, ist Design Thinking eine Anwendung der„Abduktion“ – das ist ein hypothetischer Schluss vom Einzelnen und einer Regel auf eine Regelmäßigkeit (mehr dazu im Vortrag „Innovationsmethode Design Thinking“ von Prof. Oliver Kretzschmar). Dieses Vorgehen unterscheidet Design Thinking von anderen Innovationsmethoden.
Wir alle wissen, dass wir anders wirtschaften und konsumieren müssen, um die Ressourcen des Planeten zu schützen und nicht weiter zu übernutzen. Viele Unternehmen haben es sich zur Aufgabe gemacht Produkte und Services umweltfreundlicher, ressourcenschonender und fairer anzubieten und lassen sich z.B. von Zero Waste, SoLaWi oder Fairem Handel inspirieren. Denn: auch Konsumenten achten inzwischen auf Nachhaltigkeit.
Um in Sachen Innovation die Nase vorn zu behalten, nutzen nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen, Umweltmanager, „Ecopreneure“ und Green Startups daher Design Thinking. Aber wie kommt die Nachhaltigkeit in das Design Thinking? Wie gestaltet sich ein Design-Thinking-Prozess für Nachhaltigkeitsinnovation?
Leider reicht es nicht aus, einfach mit einem Design-Thinking-Workshop loszulegen. Es müssen ein paar Voraussetzungen gegeben sein, um mit Design Thinking nachhaltige Services und Produkte zu gestalten. Dazu zählen beispielsweise:
Die Teammitglieder, denen Nachhaltigkeit besonders am Herzen liegt
Der Moderator, der für Nachhaltigkeit steht, und sie in den Workshop „einwebt“
Der nachhaltige Unternehmenskontext
Im Folgenden möchte ich diese Punkte genauer beleuchten.
Teammitglieder
Design Thinking lebt von der Heterogenität der Teammitglieder und ihrer Bereitschaft, ihre unterschiedlichen Ideen zu teilen. Es geht nicht darum, für das Nachhaltigkeits-Design-Thinking „Ökos“ zu versammeln. Aber die Teammitglieder sollten Erfahrungen mit der Nutzung nachhaltiger Produkte haben und auch den Wunsch haben, sich für Nachhaltigkeit einzubringen. Je nach Challenge ist es wichtig ExpertInnen für Nachhaltigkeit, Energieeffizienz etc. dabei zu haben. Wichtig ist daher auch das entsprechende Briefing des Teams: „Dare to be wild for sustainability!“ – Traue Dich wild für Nachhaltigkeit zu sein! Damit geht es schon mal in die richtige Richtung.
Design-Thinking-Moderator mit Nachhaltigkeitskompetenz
Impulse für Nachhaltigkeit können an verschiedenen Stellen im Design Thinking eingebracht werden. Sei es beim WarmUp, bei der Gestaltung der Persona, im Brainstorming oder beim Nutzer-Feedback. Der Moderator und Coach sollte diese Nachhaltigkeitsimpulse bereits in der Vorbereitung des Workshops und die Arbeitsunterlagen integrieren, damit sie einen festen Bestandteil im Workshop haben. Dafür muss der Moderator entsprechende Kompetenz in Sachen Nachhaltigkeit haben und das Thema auch sicher einflechten können. Das erleichtert die Akzeptanz im Team und ermöglicht einen erfolgreichen Verlauf.
Ich habe für WiseWay ein „Sustainability Design Lab“ – ein Design Thinking für Nachhaltigkeit – entwickelt. Dabei webe ich an verschiedenen Stellen Nachhaltigkeitsaspekte ein. Beispielsweise lasse ich die Persona nach Aspekten eines nachhaltigen Lebensstils entwickeln, bringe zukunftsorientierte Lebensstile ein und gestalte das Brainstorming so, dass Assoziationen zu gesellschaftlichen Herausforderungen geweckt werden. In der Umsetzung nutze ich ein Business Model Canvas, das neben wirtschaflichen auch soziale und ökologische Perspektiven einnimmt.
Nachhaltiger Unternehmenskontext
Ein Design-Thinking-Workshop ist keine „Stand alone“-Maßnahme – es sei denn es handelt sich um einen „Schnupper-Workshop“ oder ein Training. Für alle Beteiligten ist es daher unabdingbar zu verstehen, auf welches Unternehmensziel das Design Thinking abzielt und welche Ressourcen zur Verfügung stehen, um das Produkt oder die Lösung zu entwickeln. Für Nachhaltigkeitsinnovationen ist es wichtig, den Design-Thinking-Prozess in die Nachhaltigkeitsprinzipien und -werte des Unternehmens einzubetten. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch die ganz unmittelbare Wirkung des Workshop-Raums, der einen Bezug zur Natur widerspiegeln und inspirieren kann.
So kann Design Thinking auch angewendet werden, um die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens durch mehr Engagement der Beschäftigten Realität werden zu lassen. Es entsteht eine Win-Win-Situation, denn Mitarbeitende wünschen sich, ihre Nachhaltigkeitsorientierung in höherem Maß als bislang möglich am Arbeitsplatz einzubringen (Informationen zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen dazu finden sich hier).
Aktuell hat ein Wissenschaftlerteam (u.a. mit TU Berlin und der Alanus Hochschule aus dem Rhein-Sieg-Kreis) eine Methode zur Entwicklung von Nachhaltigkeitsinnovationen durch Mitarbeiter mittels Design Thinking vorgestellt. Viele der Erkenntnisse decken sich mit meinen Erfahrungen aus der Praxis. Gerade auch wegen ihrer Umsetzungsorientierung bringt diese wissenschaftliche Arbeit einen echten Mehrwert für Organisationen und Unternehmen. So werden beispielsweise umfangreichen Templates für die Durchführung von Workshops zur Verfügung gestellt. Weitere Information zu Design Thinking für Nachhaltigkeit finden sich auf dieser Website. Selbst erfahren kann man die Methode in Workshops, die 2018 angeboten werden – bei Interesse hier entlang.
Mein Fazit: Design Thinking kann der Nachhaltigkeit und den Innovationen für nachhaltige Produkte und Services nutzen. Ich würde mich freuen, wenn wir sehr viel mehr davon sehen würden und stehe gerne zur Verfügung!
Wir reden und lesen ja inzwischen viel über „Digitale Bildung“ und auch „Digitale Kompetenzen“ – aber was das eigentlich für die Lehrerinnen und Lehrer in der Schule oder auch für Dozentinnen und Dozenten in der Erwachsenenbildung bedeutet, darüber ist bisher wenig in Erfahrung gebracht. Von systematischer Umsetzung in der Praxis ganz zu schweigen. Und so bleibt es aktuell den informellen Lernfähigkeiten und den zeitlichen Möglichkeiten des/der Einzelne/n überlassen, sich fit zu machen für das „Lehren im Digitalzeitalter“.
Aber hoffentlich nicht mehr lange!
Nachdem ich im letzten Semester die Werkstattgespräche „Leben 4.0 – Leben in der digitalen Gesellschaft“ in der vhs Bonn durchgeführt habe, bekam ich von Frau Dr. Ingrid Schöll, der Direktorin der hiesigen vhs, die Möglichkeit, einen Vortrag im Rahmen des turnusmäßigen Dozententreffens zu diesem Thema zu halten.
Ich lege dabei folgende Schwerpunkte, um die Herausforderungen des Digitalen Wandels in diesem Umfeld zu skizzieren:
Die Nutzung von digitalen Tools ist bereits mitten in unserer Gesellschaft angekommen. Individuelles Lernen ist unabhängig von Zeit und Raum möglich.
In der Digitalgesellschaft von morgen Durchdringen sich digitale und physische Welt. Wir sind Teil des Netzes.
Durch die Digitaltechnologien, die jetzt am Start sind, ergeben sich neue Fragen zu gutem Leben in der Digitalgesellschaft.
Der digitale Wandel bedeutet die Notwendigkeit neue Fähigkeiten für den Einzelnen und in der Gesellschaft aufzubauen. In diesem Umfeld sind wir alle Lernende. Es gibt keine Blaupause zur Beantwortung der Fragen. Wichtig ist mir hierbei, dass sich diese neuen Fähigkeiten nicht nur auf den Umgang mit digitalen Tools oder der IT beschränkt bleiben. Vielmehr bewegen sie sich im Spannungsfeld zwischen „Gutem Umgang mit digitalen Tools“ und „Gut leben und arbeiten in der digitalen Welt“. Daraus ergeben sich drei Kompetenzbereiche, die es auszugestalten gilt (vgl. Seufert 2017):
Digitale „Alphabetisierung“: Verständnis und Umgang mit Medien & Technologie,
„Digitale Staatsbürgerschaft“: Sozio-ökonomische Bedeutung von Technologie und
„Persönlichkeitsentwicklung in der Digitalgesellschaft“: Kritisches Denken, Kreativität & Empathie – komplementäre Kompetenzen zu den Fähigkeiten der Maschinen!
Ich gebe Beispiele, was darunter zu verstehen ist. Es wird eine Sache der nächsten Jahre sein, hier zu verstehen, welche Anliegen die Privatpersonen, Eltern, BürgerInnen, ArbeitnehmerInnen dabei genau haben.
Aus diesen Kompetenzen leite ich acht Ideen ab, welche Aufgaben und Rollen vhs-DozentInnen als Wegbegleiter im digitalen Wandel für Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der vhs einnehmen können. Natürlich kann das nur ein Anfang sein….
Wer mehr wissen möchte, muss morgen zum Vortrag kommen ;-) Ich freue mich darauf!